L. Mcggendorfcrs k)umoristische Llätter.
Vedenk;eit.
Zie hatten ihn um
Bedenkzeit gebeten,
Ihrem Alter nach war's
zwar nicht von Nöten,
Doch weil es einmal
so Sitte ist,
Zo fügt er sich d'rein,
acceptiert die Hrist.
Sie hat sich nicht
einen Nornent bebacht
In all' der fZeit —
^ es war ausgemacht
Lie nimmt ihn — er
zum Bedenken gekommen,
Hat die iZeit genützt —
und 'ne Andere genommen!
Th. Muller.
-
Hleichte ^rbeit.
Richter: „Mie, nachdem ich Zhuen fünf Zahre Zucht-
haus diktierte, könneu Sie auch noch lacheu?"
Augeklagter: „G'wiß! — Ma' darf sich uur uir zu
schwer oorstelleu!"
c Die tieve (Zans.
m ür ö f)fennige Lyrup!"
„Sofort mein Riud!"
Zh Und währeud der Gommis die süße Llüssigkeit
eingießt, schwingeu sich seine Gedanken auf des fdegasus
beflügeltem Nücken hinaus aus dem engen Laderr, Reime
suchend zu einem Gedicht für die bferzallerliebste, die drüben
am Lenfter der Gratulau-
ten zu ihrem Geburtstage
barret.
„Wenn an diesem hoben Tage
Ich es still bescheiden wage
Iwischenall'denGratulanten
Lltern, chreunden und Uer-
wandten,
Mich zu nahen, sei nicht böse,
Allertrauteste Therese . . "
flüstern seine Eippen,
während ein zufriedenes
Lächeln sie umspielt.
Der Zunge hat den
Laden verlassen, der Dich-
tende sich wieder an sein
s)ult begeben und in kurzen
Zwischenräumen entsteht
Zeile auf Zeile aus dem
Papier, das nur oben in
der äußersten Lcke einen
kleinen Butterfleck hat —
sehr verzeihlich bei einem
Aaufmann.
„Oiese schöne Blu,nenspende
Lege ich in Aeine Lfände
Mit dem wunsch, daß die
Narzissen
Deine ros'gen Lippen kiissen. "
„^chenken Lie mir een
paar Liorbeerblätter!"
Line Lsand voll legt er
dem kleinen bittendenNläd-
chen in das Aörbchen —
was kommt es
auf diese ver-
trockneten Blätter
an, wo das frische
Grün des Lorbeers
seine Schläfe
' ^ fchmückt?
„Und es duft' der
Rosen Aranz . .
schreibt er weiter,
aber dann stockt er,
denn ihm fehlt der
passende Reim.
Lr kaut an der
Leder.„Lranz"
reimt sich
wohl, aber
er heißt nicht
Lranz.
„Tanz," „Lirlefanz," vergebens quält er sich mit deu
Morten ab, sie in die richtige ,sassung zu bringen. Ver-
zweifelt blickt er in dem Laden umher, etwas zu entdecken,
das ihm auf den Neim helfe — versteht doch ein echter
Dichter die materialistischesten Dinge zu idealisieren. Un-
tröstlich schaut er hinüber zu ihr; sie sitzt noch immer
am Fenster, gewiß seines Glückwunsches harrend.
Vedenk;eit.
Zie hatten ihn um
Bedenkzeit gebeten,
Ihrem Alter nach war's
zwar nicht von Nöten,
Doch weil es einmal
so Sitte ist,
Zo fügt er sich d'rein,
acceptiert die Hrist.
Sie hat sich nicht
einen Nornent bebacht
In all' der fZeit —
^ es war ausgemacht
Lie nimmt ihn — er
zum Bedenken gekommen,
Hat die iZeit genützt —
und 'ne Andere genommen!
Th. Muller.
-
Hleichte ^rbeit.
Richter: „Mie, nachdem ich Zhuen fünf Zahre Zucht-
haus diktierte, könneu Sie auch noch lacheu?"
Augeklagter: „G'wiß! — Ma' darf sich uur uir zu
schwer oorstelleu!"
c Die tieve (Zans.
m ür ö f)fennige Lyrup!"
„Sofort mein Riud!"
Zh Und währeud der Gommis die süße Llüssigkeit
eingießt, schwingeu sich seine Gedanken auf des fdegasus
beflügeltem Nücken hinaus aus dem engen Laderr, Reime
suchend zu einem Gedicht für die bferzallerliebste, die drüben
am Lenfter der Gratulau-
ten zu ihrem Geburtstage
barret.
„Wenn an diesem hoben Tage
Ich es still bescheiden wage
Iwischenall'denGratulanten
Lltern, chreunden und Uer-
wandten,
Mich zu nahen, sei nicht böse,
Allertrauteste Therese . . "
flüstern seine Eippen,
während ein zufriedenes
Lächeln sie umspielt.
Der Zunge hat den
Laden verlassen, der Dich-
tende sich wieder an sein
s)ult begeben und in kurzen
Zwischenräumen entsteht
Zeile auf Zeile aus dem
Papier, das nur oben in
der äußersten Lcke einen
kleinen Butterfleck hat —
sehr verzeihlich bei einem
Aaufmann.
„Oiese schöne Blu,nenspende
Lege ich in Aeine Lfände
Mit dem wunsch, daß die
Narzissen
Deine ros'gen Lippen kiissen. "
„^chenken Lie mir een
paar Liorbeerblätter!"
Line Lsand voll legt er
dem kleinen bittendenNläd-
chen in das Aörbchen —
was kommt es
auf diese ver-
trockneten Blätter
an, wo das frische
Grün des Lorbeers
seine Schläfe
' ^ fchmückt?
„Und es duft' der
Rosen Aranz . .
schreibt er weiter,
aber dann stockt er,
denn ihm fehlt der
passende Reim.
Lr kaut an der
Leder.„Lranz"
reimt sich
wohl, aber
er heißt nicht
Lranz.
„Tanz," „Lirlefanz," vergebens quält er sich mit deu
Morten ab, sie in die richtige ,sassung zu bringen. Ver-
zweifelt blickt er in dem Laden umher, etwas zu entdecken,
das ihm auf den Neim helfe — versteht doch ein echter
Dichter die materialistischesten Dinge zu idealisieren. Un-
tröstlich schaut er hinüber zu ihr; sie sitzt noch immer
am Fenster, gewiß seines Glückwunsches harrend.