L. Meggeudorfers L)umoristische Blätter.
^bwrisung.
Nann(der um ; Uhr speisen wollte, währeud mn 3 Uhr
uoch uicht gedeckt ist): „Aber liebe Krau, ich bitte
T>ich um Älles in der A)elt, laß anrichten oder ich
heule vor Hunger!"
Eattin: Aarl sei nicht unmännlich!"
--
Aonntagsruhe.
(Fortsetzung.)
„Also die Atzel ist noch nicht sertig? Guten Norgen!"
„Guten Norgen, liebes Aind!" antwortete der Kriseur,
der drrine nachschauend. Da kreischt sein Dpser plötzlich
laut auf: „Au! A)as machen 2ie denn in T>reiteusels-
namen? Nein Dhr!" Und richtig! Ter Kriseur hat,
während das Lwig AAibliche seinen Blick anzog, mit
dem heißen Brenneisen das C>hr des Gesetzes erwischt
und ausgewickelt.
Wer kann sür ein Unglück? Aein Utensch, und daß
der Gebrandmarkte den Hriseur in Gegenwart seines
Personals und vieler Uunden ganz sürchterlich herunter-
putzt, erbost den grinzipal billigerweise. Aber die Ltunde
der Rache naht; als es aus dem Rathausturme iZehn
schlägt, legt der Kriseur plötzlich die Rrenneisen weg,
bindet dem golizeüieutenant den Krisiermantel ab und
verknixt sich mit einem ironischen „Tanke bestens!"
„A)as soll denn das? Aie sind ja noch lange nicht
sertig."
„Kreilich, bedauere sehr, aber— hihi! — die Sonn-
tagsrnhe —"
Ter golizeilieutenant wirft einen Rlick in den Apiegel
tznd erbleicht. Aus der einen Seite hängt ihm das Haar
sthlass herab, aus der anderen bäumt es sich in hohen
Tockenwellen, und in diesein Austande soll er um k)ilde
werben!
Lonntagsruhe.
Rergeblich tobt er und wettert, der Kriseur berust
sich aus das Gesetz, rnid, ein halber Regerhäuptling, stürmt
der ttnglückliche aus die Straße. Ter Helm will ihm
gar nicht gerade auf dem ttopse sitzen unter diesen unge-
ordneten Haarverhältnissen, dazu das rote, geschwollene
Dhr. — Aber Halt! dort geht EÜner, der soll es ent-
gelten! Ter ttonditorbursche von vorhin ist's, er trägt
eine Tortenschachtel über die Ätraße, das kostet 3 bttark
Grdnungsstrafe. A)ohl sucht der süße Heinrich zu ent-
rinnen, aber am Hause des Ltadtrats A)olters wird er
erlegt, ausgesragt, ausgeschrieben, basta!
Besriedigt steckt der Häscher sein Taschenbuch ein
und lenkt seine Lchritte heimwärts, um mittelst A)asser,
ttamm und Echeere das halbe Werk des Hriseurs zu
vollenden. Er ist ja auch ohne Locken ein Kreier, der sich
sehen lassen kann, und das Thr wird wohl auch bald
wieder gut werden.
Punkt els Uhr steht er wieder vor dem Hause dcs
Atadtrats und zieht am Achellenknops, der gleich eine
Elle weit herausfährt, hinterher der von der Milchfran
abgerissene Traht. Aber die Trine hat den Besncher
kommen sehen, so gut wie sie ihren süßen Heinrich ans-
schreiben sah. „T>ie Herrschast ist nicht zu sprechen!"
A)ie höhnisch das klingt!
„Richt zu sprechen? Ich nniß aber den Herrn Stadt-
rat sprechen."
„Dann besorgen Aie das wohl später einmal."
Lpricht's, schiebt ihn zur Thüre hinaus und schließt hinter
ihm zu.
Ta steht er nun und kann nicht klingeln; durch
Anklopfen mit der Aäbelscheide einen sreundlicheren stlsört-
ner, vielleicht Hilde selbst herbeizulocken, wäre zu martia-
lisch. Rielleicht ist die Krau des Hauses krank geworden;
zu verwundern wäre dies nicht bei einer solchen Hitze
und einer solchen ttörperfülle. In diesem Kalle —- nein,
es ist doch klüger, die A)erbung auszuschieben.
Lnttäuscht geht er nach Hause, Crine sieht ihm durchs
ttüchenfenster schadenfroh nach. Lie hatte zwar keinen
Austrag, ihn abzuweisen, aber der Herr Ztadtrat war
suchswild geworden über ihren Bericht, daß der polizei-
lieutenant Icharff beim Kriseur gesagt habe „zuerst
komme ich, dann die alte Atzel", und darum glaubte sie
so handeln zu dürsen. Tie „kleine" Lüge verzeiht sie
sich, und ob auch das Kräulein schon znm soundsovielsten
Nal nach einem Besuch sragt, die rachslichtige ttlichensee
schüttelt den ttops und kocht weiter. Kreilich mit wenig
Iust, denn der Zttetzger ist der Ionntagsruhe wegen richtig
ganz ausgeblieben und der Rest des gestrigen Hackbratens
riecht bereits auffallend pikant. Wenn das nur der Herr
nicht merkt!
Aber der >tzerr merkt es bei Cische doch; auch daß
das gestern zubereitete Hischgericht — Aal in Gelee — im
Eisschrank etlvas bei der Trömetortenmisöre abgekricgt
hat, sindet er heraus. Tazu der lauwarme A)ein, Hildens
verweintes, ihrer Nutter pikiertes Gesicht — sürwahr
ein heiteres Hamilienmahl!
Rach dem ttaffee will der Rater seiner Gewohnheit
gemäß ein Itlindchen rnhen, doch erscheint er alsbald
wieder gestieselt und gespornt im A)ohnzimmer, wo seine
Hrau die arme Hilde zu trösten suchte, und besiehlt:
„Iannchen such' meine alte Atzel heraus, wir gehen nach
dem )l)aldschlößchen. Mer weiß, ob der ^ttensch nicht
prahlt, er wolle mein ttind gar nicht, darum sollen die
Leute sehen, daß ivir uns wenigstens nichts darans
machein Trefse ich den Herrn gar selbst, dann um so besser!"
Trotz dieser unheimlichen Trohung und trotzdem an
der alten Atzel das Trahtgestell durch die Haare
schimmert, müssen die Tamen mit nach dem vielbesnchten,
am hcutigen Lonntage geradezu überslillten Rergnligungs-
ort. )k)ohl gelingt es, einen Cisch zu erobern, aber die
^bwrisung.
Nann(der um ; Uhr speisen wollte, währeud mn 3 Uhr
uoch uicht gedeckt ist): „Aber liebe Krau, ich bitte
T>ich um Älles in der A)elt, laß anrichten oder ich
heule vor Hunger!"
Eattin: Aarl sei nicht unmännlich!"
--
Aonntagsruhe.
(Fortsetzung.)
„Also die Atzel ist noch nicht sertig? Guten Norgen!"
„Guten Norgen, liebes Aind!" antwortete der Kriseur,
der drrine nachschauend. Da kreischt sein Dpser plötzlich
laut auf: „Au! A)as machen 2ie denn in T>reiteusels-
namen? Nein Dhr!" Und richtig! Ter Kriseur hat,
während das Lwig AAibliche seinen Blick anzog, mit
dem heißen Brenneisen das C>hr des Gesetzes erwischt
und ausgewickelt.
Wer kann sür ein Unglück? Aein Utensch, und daß
der Gebrandmarkte den Hriseur in Gegenwart seines
Personals und vieler Uunden ganz sürchterlich herunter-
putzt, erbost den grinzipal billigerweise. Aber die Ltunde
der Rache naht; als es aus dem Rathausturme iZehn
schlägt, legt der Kriseur plötzlich die Rrenneisen weg,
bindet dem golizeüieutenant den Krisiermantel ab und
verknixt sich mit einem ironischen „Tanke bestens!"
„A)as soll denn das? Aie sind ja noch lange nicht
sertig."
„Kreilich, bedauere sehr, aber— hihi! — die Sonn-
tagsrnhe —"
Ter golizeilieutenant wirft einen Rlick in den Apiegel
tznd erbleicht. Aus der einen Seite hängt ihm das Haar
sthlass herab, aus der anderen bäumt es sich in hohen
Tockenwellen, und in diesein Austande soll er um k)ilde
werben!
Lonntagsruhe.
Rergeblich tobt er und wettert, der Kriseur berust
sich aus das Gesetz, rnid, ein halber Regerhäuptling, stürmt
der ttnglückliche aus die Straße. Ter Helm will ihm
gar nicht gerade auf dem ttopse sitzen unter diesen unge-
ordneten Haarverhältnissen, dazu das rote, geschwollene
Dhr. — Aber Halt! dort geht EÜner, der soll es ent-
gelten! Ter ttonditorbursche von vorhin ist's, er trägt
eine Tortenschachtel über die Ätraße, das kostet 3 bttark
Grdnungsstrafe. A)ohl sucht der süße Heinrich zu ent-
rinnen, aber am Hause des Ltadtrats A)olters wird er
erlegt, ausgesragt, ausgeschrieben, basta!
Besriedigt steckt der Häscher sein Taschenbuch ein
und lenkt seine Lchritte heimwärts, um mittelst A)asser,
ttamm und Echeere das halbe Werk des Hriseurs zu
vollenden. Er ist ja auch ohne Locken ein Kreier, der sich
sehen lassen kann, und das Thr wird wohl auch bald
wieder gut werden.
Punkt els Uhr steht er wieder vor dem Hause dcs
Atadtrats und zieht am Achellenknops, der gleich eine
Elle weit herausfährt, hinterher der von der Milchfran
abgerissene Traht. Aber die Trine hat den Besncher
kommen sehen, so gut wie sie ihren süßen Heinrich ans-
schreiben sah. „T>ie Herrschast ist nicht zu sprechen!"
A)ie höhnisch das klingt!
„Richt zu sprechen? Ich nniß aber den Herrn Stadt-
rat sprechen."
„Dann besorgen Aie das wohl später einmal."
Lpricht's, schiebt ihn zur Thüre hinaus und schließt hinter
ihm zu.
Ta steht er nun und kann nicht klingeln; durch
Anklopfen mit der Aäbelscheide einen sreundlicheren stlsört-
ner, vielleicht Hilde selbst herbeizulocken, wäre zu martia-
lisch. Rielleicht ist die Krau des Hauses krank geworden;
zu verwundern wäre dies nicht bei einer solchen Hitze
und einer solchen ttörperfülle. In diesem Kalle —- nein,
es ist doch klüger, die A)erbung auszuschieben.
Lnttäuscht geht er nach Hause, Crine sieht ihm durchs
ttüchenfenster schadenfroh nach. Lie hatte zwar keinen
Austrag, ihn abzuweisen, aber der Herr Ztadtrat war
suchswild geworden über ihren Bericht, daß der polizei-
lieutenant Icharff beim Kriseur gesagt habe „zuerst
komme ich, dann die alte Atzel", und darum glaubte sie
so handeln zu dürsen. Tie „kleine" Lüge verzeiht sie
sich, und ob auch das Kräulein schon znm soundsovielsten
Nal nach einem Besuch sragt, die rachslichtige ttlichensee
schüttelt den ttops und kocht weiter. Kreilich mit wenig
Iust, denn der Zttetzger ist der Ionntagsruhe wegen richtig
ganz ausgeblieben und der Rest des gestrigen Hackbratens
riecht bereits auffallend pikant. Wenn das nur der Herr
nicht merkt!
Aber der >tzerr merkt es bei Cische doch; auch daß
das gestern zubereitete Hischgericht — Aal in Gelee — im
Eisschrank etlvas bei der Trömetortenmisöre abgekricgt
hat, sindet er heraus. Tazu der lauwarme A)ein, Hildens
verweintes, ihrer Nutter pikiertes Gesicht — sürwahr
ein heiteres Hamilienmahl!
Rach dem ttaffee will der Rater seiner Gewohnheit
gemäß ein Itlindchen rnhen, doch erscheint er alsbald
wieder gestieselt und gespornt im A)ohnzimmer, wo seine
Hrau die arme Hilde zu trösten suchte, und besiehlt:
„Iannchen such' meine alte Atzel heraus, wir gehen nach
dem )l)aldschlößchen. Mer weiß, ob der ^ttensch nicht
prahlt, er wolle mein ttind gar nicht, darum sollen die
Leute sehen, daß ivir uns wenigstens nichts darans
machein Trefse ich den Herrn gar selbst, dann um so besser!"
Trotz dieser unheimlichen Trohung und trotzdem an
der alten Atzel das Trahtgestell durch die Haare
schimmert, müssen die Tamen mit nach dem vielbesnchten,
am hcutigen Lonntage geradezu überslillten Rergnligungs-
ort. )k)ohl gelingt es, einen Cisch zu erobern, aber die