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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0041
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L. AI e g g e n d o r f e r s I) u m o r i st i s ch e Blätter.

33

Lonntagsruhe.

Bedienung ist dem gewaltigen Andrang nicht geivachsen
und der Ltadtrat, der neben seinem Rachedurst noch
einen großen Bierdurst verspürt, muß selbst an's Büffet
gehen. Hier reißen sich die Leute sast die Aleider vom
Leibe, er ringt sich aber mutig dnrch; zwei gefüllte Bier-
gläser mit der rechten, ein drittes mit der linken Hand
hochhaltend, sucht er dem Tedränge zu entkommen. T>a
wird er gestoßen, sein Hut, die Atzel rutscht, und —
platsch! ergießt sich der Inhalt der Biergläser über sein
kahles Atadtvatertzaupt, um zwischen Hals und Hemd
hindurch als eisfrisches Bächlein thalwärts zu rieseln.

„Herr," schnaubt der Getauste, dem die Atzel über
die Augen gerutscht ist, sodaß er einem Aitter mit ge-
schlossenem Visir ähnelt, der im Begriff steht, seinen
Gegner niederzurennen. Aum Elück erinnert er sich noch
rechtzeitig seiner Ztadtvaterwlirde, stellt die Gläser ab,
klappt das Visir auf und — räumt das Achlachtseld, ge-
solgt von einem vielstimmigen Hohngelächter. Leine
Krau und Hilde schreien entsetzt aus, als sie ihn kommen
sehen, bierüberströmt, writentbrannt. And inmitten dieser
Lcene erscheint mit höslichem Gruße ein zweiter, jüugerer
Akann am Vrte des Achreckens — der Polizeilieutenant
Scharff in Livil. Lr hat die Hamilie Wolters an seinem
Hause vorübergehen sehen und ist ihr gesolgt, um nun
zu sragen: „Äste steht das Befinden? Heute srüh be-
fürchtete ich —"

Der junge Mann hält verdutzt inne: was ist denn
das sür ein merkwürdiges Benehmen? Hilde hatte nur
vorwurfsvolle Blicke sür ihn, der Ltadtvater überhaupt
keine und die Ltadtmntter kümmert sich nur um die
bierseuchten Aleider ihres Mannes. „Du wirst Dich er-
kälten; laß uns lieber nach Hause gehen, Nännchen."

„Hällt mir gar nicht ein; es ist ja so schün hier,"
lacht ihr Gatte ingrimmig. „Aellner — Bier! And ein
paar Ligarren bringen äie mir mit, ich habe mein Ltui
vergessen."

„CÜgarren? Ich dars Ihnen nur Line bringen,"
erklärt der Aellner und sügt aus einen erstaunten Blick
des Eastes hinzu: „T>as ist von wegen der Lonntags-
ruhe. Wenn wir mehr (Ligarren auf einmal abgeben,
werden die geschloffenen Ligarrengeschäfte geschädigt,
so ist's."

Die Eesiä)tsfarbe des Atadtvaters ging in's Grau-
Grünliche und ein lauernder Blick trifft die Tischgenossen,
ob man etwa wagt, zu lächeln. Aum Klück gesä)ieht
es nicht; jedem Einzelnen hat die Lonntagsruhe schon
so mitgespielt, daß ihm das Lachen gründlich verleidet
ist. An den Wimpern des jungen Nädchens hängen
sogar helle Chränen.

Hildens Achmerz greist ihrem Aachbar mächtig an
sein Polizeiherz, und um den Ltadtrat durch eine Te-
sälligkeit zu besänstigen, beurlaubt er sich sür einige
Augenblicke. Listig lächelnd geht er ans Büffet, verlegen,
ja trübe lächelnd kehrt er zurück und sagt: „Tumme
Geschichte! Aeberrede soeben den A)irt, mir ausnahms-
weise sechs Aigarren aus eiumal abzulassen — ich bin
nämlich kein Aaucher und kann darum nicht mit einem
eigenen Vorrat dienen — da kommt ein Aonditorbursche
dazu, den ich heute srüh ausgeschrieben habe, und will
mich aus Rache anzcigeu. Nacht er wirklich Ernst, dann
giebt's zum Nindesten eiuen strengen Verweis, wenn
nicht —"

„Aber das wäre ja unerhört," sällt ihm die Krau
Ltadtrat ins A)ort. „Warum sagen Lie dem Manne
nicht einsach, daß 2ie ihn nicht anzeigen werden?"

„Ich muß ihn anzeigen, das ist meine Veamtenpflicht.
Es würde überdies nichts nützen, denn der Nensch ist
mit Ihrer Aöchin hier, die mir nicht grün ist und die
ihn sicherlich noch mehr gegen mich aushetzt. Aie hätten
einmal erlcben sollen, wie schroff sie heute meinen Be-
such abwies."

(Schluß Seite 3(s.)

Insevtionspreks 50 Ik die Aoupareillezeile.
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Nr. 94. 13. Oktober 1692. XI. Band.

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