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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0048
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L. Meggendorfers b)umoristische Blätter.


Schcm gut.

T>ie Bühne einer wandernden Theatergesellschast ist in dem 5aale eines RUrtshauses aufgestellt rnrd der
Tirektor will die Akustik des Lokales prüsen: „Herr Achulze, treten Lie auf die Bühne und sprechen Tie einige Worte!"
Achulze (vou der Bühne init pathos): „Alarum bekommen wir noch immer keine Gage?"

Tirektor: „Lchon gut, schou gut, es klingt sehr deutlich — nur — der Kegenstand gesällt mir nicht
recht. Giebt es denn keine Alassiker?"

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(LLn Märchen.

Uon I. Burkhard.

manda war eine allerliebste Prinzessin, die heute
ihren 18. Eeburtstag seierte und bisher des
Lebens Lrnst noch nicht kennen gelernt hatte.
Heiter und sorglos waren ihre Atunden ver-
ronnen: wo Schönheit, Iugend, Reichtum und Eesund-
heit vereint sind, da kennt man den Ausdruck „des
Lebens Bürde" nicht.

Heute aber zogen auch an diesem, bisher so unge-
trübten Himmel irdischen Elückes, zum ersten Male dunkle
Alolken heraus. Ter alte Hürst, ihr Vater, hatte eine
längere llnterredung mit ihr gehabt und verlangt, sie
solle, seinem lange gehegten A)unsche nachgebend, sich
mit Adolar, dem Bohne eines reichen und mächtigen
Nachbarsürsten verloben. Tas wollte aber Amanda nicht,
sie hegte sür Adolar keine Aeigung und sühlte überhaupt
zum Heiraten keine Lust. Ta wurde der alte Kürst zu-
letzt sehr böse und drohte Amanda: „Wenn du nwinen
Bitten nicht nachgiebst, dann werde ich dich eben zu
deinem und des Landes A)ohl zwingen müssen, und dann"
— „Aun dann?" sragte sie und warf trotzig das Aöpschen
zurück — „Tann besehle ich dir als Vater und Hürst,
daß du so lange Allännerkleidung trägst, bis du meinen
Allllen ersüllst."

Amanda erbleichte, denn sie kannte ihren Vater, der
war seelengut, aber in gewissen Dingen verstand er
keinen Apaß. Bie ging traurig aus ihr Aimmer und
schloß sich darin ein.

Trei Tage waren verflossen, Amanda hatte das
Zimmer nicht verlassen, denn in Atannerkleidern konnte
sie sich doch natürlich nicht vor dem Volke zeigen.

Ihre Tante, eine gütige Kee, aus die der alte §ürst
viel hielt, hatte auch alles versucht, denselben zu ver-
anlassen, dieses grausame Tebot zurückzunehmen, sie hatte
ihren iZweck aber nur teilweise erreicht: der Kürst, nach-
dem sein erster Aorn etwas vorüber war, hatte gesagt:

„Ls ist gut, Amanda hat während 3 Tage über ihr
Achicksal nachzudenken Gelegenheit gehabt; ich will die
Btrase dahin mildern, daß sie zwar nicht Akännerkleider
zu tragen braucht, allein ein Attribut derselbeu, „die
Hosenträger", muß sie tragen und zwar Iedermann sicht-
bar, wenn sie in ihrem Ligensinn beharrt, denn alle
A)elt soll wissen, daß sie eine ungehorsame Tochter ist,
und dabei bleibt es."

Ter, Vberzeremonienmeister wurde gerusen und be-
austragt, der prinzessin ein Paar schöne Hosenträger
ungesäumt zu überbringen.

Tie Kee sah wohl ein, daß jetzt jedes weitere A)ort
nutzlos war, und sann daher Cag und Aacht darüber
nach, wie sie Amanda ihr Los erleichtern könne, denn
sie war selbst auch nicht dafür, daß sie gegen ihren A)illen
den Prinzen heiraten solle; mit Hosenträgeru konnte sie
sich aber vor dem Volke als Tame und noch dazu als
prinzessin auch nicht sehen lassen, das war klar, und
da mußte Abhilse geschaffen werden. Bie versuchte es
 
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