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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0066
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56

L. TNeggendorfers ^umoristische Blätter.

Abgebliht.

„Linchen, ich bewundere L»iet .Heute war meiue Lrau wieder so arob uiit
Ihnen uild Sie küudigeu nicht! Sageu Sie ehrlich, biu ich es wirklich,
der ^ie so hier sesthäit?"

„Gewiß, guädiger lherr! Meiu chchatz ist soust so eisersüchtig, — aber
bei sZhnen läßt er mich in Nuh'!"

08S

Warum dereinst ein Bhitosoph.

lvarum dereinft ein jdtftlosoph
^n einem Faß' gelebt?

Dies zu ergründen war ich lang,
Iedoch umsonsh beftrebt.

Doch als ich selbft dies 5tudium trieb,
Da ward mir's plötzlich klar:

Lr zog in's Faß', weil ihm dies Fach
Doch gar zu trocken war.


Schl'au

Der Schani ist nicht so dumm, als er ausschaut, er weiß sich schon zu
helsen, wenn er eiu ^chwein schuell aus den Uiarkt briugeu will.

(Line kleine Dhnmacht.

5ie nestelte ungeduldig an ihrer
Balltoiletle. Nichts war chr heute recht.
lvenn sie chr bildhnbsches Gcsichtchen
im Spiegel besah, vertiefte sich die
Unmutsfalte zwifchen ihren schön ge-
fchwungenen Brauen nur noch mehr.

„Alle U)elt macht mir den chof,"
murmelte fie dann, „nur Er sieht mich
nicht einmal anl Menn er auch den
Tanz nicht liebt nnd nnr die jDflicht-
touren tanzt — ansehen könnte Lr
einen doch! Ich möchte nnr wisfen,
wie er so einmal zn einer Fran kommen
will? Ach nnd ich wußte ihm eine,
die ihn sehr, sehr lieben wnrde .. . aber
wie es ihm beibringen? Man kann
sich ihm doch nicht an den Lsals werfcn I
Ach wenn cr mich nnr einmal an
sehen wnrde!" —

Da ftund er wieder wie ein Alotz
nnd starrte mit seiiien hübschen Angen
in's Leere. Gewiß sah er von all' den
im Tanze erglühten jngendlichen Ge-
sichtern nicht eines, dieser - Meiber
feind I

Aeine drei Schritte von ihm saß
sie, die für ihn eine Lran gewußt bätte
und beobachtete ihn, indem sie nervös
an ihrein Fcicher herumznpffe. 5ie
hatte abgelehnt diese Tonr zg tanzen.
Sie fei etwas angegriffen, sagte sie
Der elegante junge Mann, der sie
engagiert hatte, bemübte sich, sie und
ihre Mama zu unterhalten,' nnr die
Mutter hörte auf fein plaichern, die
Tochter vernahm kein lvort. Da plötz-
lich neigte sie sich zn der Mama iftn-
über und flüsterte ihr ein pgar lvorte
in's Mhr, um sich dann rasch zu er-
heben. Ehe die erfchrockene lNama
folgen konnte, hatte sie schoi, ein paar
wankende Schrittc gemacht, aber sie
kam nicht weit. Gerade vor dem
hübschen Gntsbesitzerssohn, der noch
immer in das Getümmel sah, verließen
sie ihre Rräfte, sie ftieß einen leisen
lvehlaut aus und wäre sicher gefallen,
wenn sie dieser nicht rasch in seinen
Armen aufgefangeit hätte. — — —
Es war ein kleines, matt erhelltes
Gemach, in das der junge Mann die
Ghnmächtige auf seinen ftarken Armen
getragen hatte. Die zum Tode er-
fchreckte Mama wgr hinterdrein getrip-
pelt. Sanft legte er feine fchöne Last
auf eine Thaiselongne nnd wollte sich
dann entfernen, nin der Mama zu
ermoglichen, die nötigen Maß-
regeln zu treffen. Es war
ihm aber nicht möglich.fort-
znkommen, denn die kleine,
feine, rechte lsand des schönen
Mädchens hatte sich krampfhaft in
seinem Rockärmel festgekrallt. 5o blieb
er denn neben ihrem Lager knieen nnd
— sahfie an, während ihr die Mama
die Bchläfen mit Lau äs OoloZnk rieb.
llnd er fah sie immer anfmerk-
samer nnd anfmerksamer an. lvie
schön sie war nnd wie lieblich! Tin
 
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