86
L. e g g e n d o r fe r s u m o r i sti s ch e Blätter.
Aeue Grammatik.
die Botaniker Linnö, DecandoUe und Iufsieu nichts wissen,
doch ließen sie sich leicht nach Iussieus System in die
fch. Rlasse 83. Vrdnung, nämlich in die der Semper-
vivae bringen.
Praktisch lernt man die Angensprache am besten
von der alten und doch ewig sungen Gouvernante Aatur.
Der Ausdruck der Augensprache istmeist glänzend; inBchmerz
und Kreude drliekt sie sich ost sehr sließend und mit
Chränensalz aus, sie ist nie um den rechten Ausdrnck ver-
legen und giebt alles im rechten Augenblick von sich. Bie
hat tiberall vollkommene Redesreiheit, mag ihre politische
^arbe schwarz, braun oder blan sein. T>ie seurigen
schwarzen Augen sitzen aus der äußersten Linken, denn
sie sind liberal und müssen ost vom präsidenten Ber-
stand zur Grdnung gerusen werden. T>ie blauen Augen
aus der Aechten sind conservativ und sprechen überzeugend,
wenn auch nicht so seurig, wie die schwarzen. T>ie braunen
Augen sind su8t6 nnlieu. Die Angensprache hat in den
Aanunern schon die wichtigsten LAotionen und Petitionen
eingegeben, und mit den Augenmotionen sind ost schon
die Augenmotionsteller selbst durchgegangen. In Aabinetten
hat die Augensprache schon die größten AUianzen ge-
schlossen und Krieden gemacht.
Tie Augensprache hat die Ligenschaften der meisten
Aprachen in sich vereint. Lie sängt, wie die arabische
und hebräische Tprache, stets bei der Rechten an und
zieht zur Linken. Bom Griechischen hat sie die Tual-
sorm und den Tebrauch des unbegrenzten Aoristus, vom
Lateinischen die prägnante Aürze, vom Teutschen den
Reichtum, vom Emglischen die einfache Aonstruktion,
vom Hranzösischen die gesällige Alarheit ilnd Eleganz,
vom Italienischen das Echmelzende, vom Tpanischen
die poetische Arastfülle und den Toppelgebranch der
^rage- und Ausrusungszeichen, vom Russischen die hohe
Bildungssähigkeit und die zahlreichen Beugungssälle.
Tabei noch ist sie älter, als das Thinesische und die
Lanskritsprache.
Und wie ist denn diese Augensprache entstanden?
Tas Herz war einst böse über den Rkund, weil er alles
ausplauderte, was das Herz noch gerne geheim gehal-
ten hätte. Bie kündeten nun einander den Tienst aus,
und das Herz mußte sich ein zuverlässigeres Vrgan snchen,
um sich auszudrücken. Bei den Dhren sand es zwar
geneigtes Gehör, bekam aber, wie es so ost geht, keine
Antwort, und durch die Rase wollte es nicht reden. Ta
gieng das Herz zu den Augen und sagte zu ihnen: „Ihr
lieben Geschwister Augen, wollt Ihr meinen Tefühlen
Ansdruck verleihen und sür mich sprechen?" Tie Augen
sagten ja und schickten noch zu den Alangen hinunter,
um auch diese in die Tienste des Herzens zu ziehen.
Tie Alangen sagten: „R)ir Bäcklein wollen Lure Bchnell-
schreiber oder vielmehr Tchnelldrucker sein, und AUes,
was Ihr im Austrag des Herzens sprecht, wollen wir,
indem wir erröten, mit roter Achrist nachdrucken, als
wär's ein Tonntag oder heiliger Keiertag im Aalender."—
Und also ist es geblieben bis aus den heutigen Tag,
und hossentlich wird es auch so bleiben, denn es ist gut.
Tas augensprechende Publikum möge daher die
obige Grammatik gut ausnehmen, und ich hoffe, daß
schon nächstes Iahr sie so verbreitet sein wird, daß der
Indier darüber schwitzt, der Lskimo dabei sriert, und
dem Luropäer recht lieblich warm um's Herz dabei
wird. W, Hügel.
--
Bosbafte Anffastrnrg.
„tNerl>cn Ae össentlich anstrcten?"
„Bitte, inein Loncert findet vor qeladenem j?nbliknm statt."
„Ra, da können 5ie s i ch gratnli eren!"
(Kemüttich.
Richter: „Ten Hnt ab, Iie Hlegel!"
Angeklagter: „Ei, ei, reden Iie aber barsch mit 'nem
— alten Bekannten!"
--
Viet Tivit.
,stt?ie, fferr Lientenant, hente in Tivil?"
„Ra, kann doch zn L i v i l - Trannng von Bettcr Civil-
Inqenienr nicht in tlnisorin komincnl?"
Sotbatentieöe.
Aöchin: „Tott, wie schlecht Iie aussehen: Haben
Bie denn noch nie geliebt?"
L. e g g e n d o r fe r s u m o r i sti s ch e Blätter.
Aeue Grammatik.
die Botaniker Linnö, DecandoUe und Iufsieu nichts wissen,
doch ließen sie sich leicht nach Iussieus System in die
fch. Rlasse 83. Vrdnung, nämlich in die der Semper-
vivae bringen.
Praktisch lernt man die Angensprache am besten
von der alten und doch ewig sungen Gouvernante Aatur.
Der Ausdruck der Augensprache istmeist glänzend; inBchmerz
und Kreude drliekt sie sich ost sehr sließend und mit
Chränensalz aus, sie ist nie um den rechten Ausdrnck ver-
legen und giebt alles im rechten Augenblick von sich. Bie
hat tiberall vollkommene Redesreiheit, mag ihre politische
^arbe schwarz, braun oder blan sein. T>ie seurigen
schwarzen Augen sitzen aus der äußersten Linken, denn
sie sind liberal und müssen ost vom präsidenten Ber-
stand zur Grdnung gerusen werden. T>ie blauen Augen
aus der Aechten sind conservativ und sprechen überzeugend,
wenn auch nicht so seurig, wie die schwarzen. T>ie braunen
Augen sind su8t6 nnlieu. Die Angensprache hat in den
Aanunern schon die wichtigsten LAotionen und Petitionen
eingegeben, und mit den Augenmotionen sind ost schon
die Augenmotionsteller selbst durchgegangen. In Aabinetten
hat die Augensprache schon die größten AUianzen ge-
schlossen und Krieden gemacht.
Tie Augensprache hat die Ligenschaften der meisten
Aprachen in sich vereint. Lie sängt, wie die arabische
und hebräische Tprache, stets bei der Rechten an und
zieht zur Linken. Bom Griechischen hat sie die Tual-
sorm und den Tebrauch des unbegrenzten Aoristus, vom
Lateinischen die prägnante Aürze, vom Teutschen den
Reichtum, vom Emglischen die einfache Aonstruktion,
vom Hranzösischen die gesällige Alarheit ilnd Eleganz,
vom Italienischen das Echmelzende, vom Tpanischen
die poetische Arastfülle und den Toppelgebranch der
^rage- und Ausrusungszeichen, vom Russischen die hohe
Bildungssähigkeit und die zahlreichen Beugungssälle.
Tabei noch ist sie älter, als das Thinesische und die
Lanskritsprache.
Und wie ist denn diese Augensprache entstanden?
Tas Herz war einst böse über den Rkund, weil er alles
ausplauderte, was das Herz noch gerne geheim gehal-
ten hätte. Bie kündeten nun einander den Tienst aus,
und das Herz mußte sich ein zuverlässigeres Vrgan snchen,
um sich auszudrücken. Bei den Dhren sand es zwar
geneigtes Gehör, bekam aber, wie es so ost geht, keine
Antwort, und durch die Rase wollte es nicht reden. Ta
gieng das Herz zu den Augen und sagte zu ihnen: „Ihr
lieben Geschwister Augen, wollt Ihr meinen Tefühlen
Ansdruck verleihen und sür mich sprechen?" Tie Augen
sagten ja und schickten noch zu den Alangen hinunter,
um auch diese in die Tienste des Herzens zu ziehen.
Tie Alangen sagten: „R)ir Bäcklein wollen Lure Bchnell-
schreiber oder vielmehr Tchnelldrucker sein, und AUes,
was Ihr im Austrag des Herzens sprecht, wollen wir,
indem wir erröten, mit roter Achrist nachdrucken, als
wär's ein Tonntag oder heiliger Keiertag im Aalender."—
Und also ist es geblieben bis aus den heutigen Tag,
und hossentlich wird es auch so bleiben, denn es ist gut.
Tas augensprechende Publikum möge daher die
obige Grammatik gut ausnehmen, und ich hoffe, daß
schon nächstes Iahr sie so verbreitet sein wird, daß der
Indier darüber schwitzt, der Lskimo dabei sriert, und
dem Luropäer recht lieblich warm um's Herz dabei
wird. W, Hügel.
--
Bosbafte Anffastrnrg.
„tNerl>cn Ae össentlich anstrcten?"
„Bitte, inein Loncert findet vor qeladenem j?nbliknm statt."
„Ra, da können 5ie s i ch gratnli eren!"
(Kemüttich.
Richter: „Ten Hnt ab, Iie Hlegel!"
Angeklagter: „Ei, ei, reden Iie aber barsch mit 'nem
— alten Bekannten!"
--
Viet Tivit.
,stt?ie, fferr Lientenant, hente in Tivil?"
„Ra, kann doch zn L i v i l - Trannng von Bettcr Civil-
Inqenienr nicht in tlnisorin komincnl?"
Sotbatentieöe.
Aöchin: „Tott, wie schlecht Iie aussehen: Haben
Bie denn noch nie geliebt?"