Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0105
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
92

L. Nleggendorfers b^umoristische Blätter.

Der und der ^ellerar.

Und aus des Bruders Lchoße lag
Lin Lchweinelederband,

Viel leere Klaschen um ihn her
Und eine hielt die Hand.

„?ax tseuw' Kreund was machest du?"
Umandus fragte ihn.

„Ich mache einen Uuszug bloß,

Hier aus Bankt Uugustin!"

Der Bruder lallt'S/ Umandus hebt
Den Kinger, lacht und spricht:

„Lin Uuszug ist schon recht, verbrauch'

Äur zu viel Linte nicht!" s. s.

Vech.

„Der alte Spengler Uarl," wie er immer
genannt wurde, ein gemütlicher, sächsischer
Bauer, geht nach dem vier Stunden von seinem
Dorse entsernt gelegenen Altenburg zum Noß-
markte. Wie er so ziemlich zwei Stunden, die
jcheise schmauchend, marschiert ist, kommt eiu
Bierwagen die Landstraße daher, welcher nach
demselben Ziele sährt.

„Sie, mein gutes cherr-
chen," redete er den Uut-
scher an, „wie viel ver-
langen Sie denn, weun
ich aus Ihrem lVageu
bis nach Altenburg mit-
sahre?"

„Na, zahlen Sie 25
s)senuige," entgeguete der
Angeredete.

„Und was kostet es,
wenn ich nebenher lause?"

Der Uutscher sah deu
Bauer lange an, pm sich
zu überzeugen, ob er ihu
verkohlen wolle, sagte
aber dann lachend: „Danu
zahleu Sie s)sennige."

Der Bauer gab ihm
ein sO-s)sennigstück uud
eine (Ligarre und trappte
gemütlich nebenhex. Zn
Altenburg angekommen,
beschaute ersich diesdserde,
aß und trank, spielte auch
„ee bischeu" u. „amisierte
sich köstlich". Und so ver-
ging der Tag und die
Nacht war schon ziemlich
weit hereingebrochen als
er sich zum Bahnhos be-
gab. Denn die verschiede-
nen „Deebchen", die er
getruukeu, hatten ihm die
Beiue schwer gemacht und
zum „heemloosen" hatte
er nun keine Lust mehr.
Dort staud der letzte Zug
zum Absahren bereit. Tr
begiebt sich zum Schalter
und löst sich ein Billet.
Daun nahin er eine
Tigarre aus seiuem Ltui,
steckt iu seiner Zerstreut-

Zum Abt Amandus sprach dereinst
Des Ulosters Zellerar:

„Herr, leider ist schon wiederum
Dein Aßmannshauser gar!"

„Das scheint mir," sprach der Abbas
„Verdächtig sehr zu sein ^ sd'raus,
Und als ob ich noch Helser hätt'

Bei meinem Labewein!

D'rum zieh' inskünstig meinen Trunk,
Daß dieß nicht möglich sei,

Aus Klaschen ab und schasfe die
Dann in die Bücherei!

Denn dort, o Hreund, das glaube mir,
Vird sürder dieser A)ein
Als wie im Bchoße Abrahams
Zo wohl geborgen sein!"

Der Abbas sprach's, der Bruder thät'
Mie ihm besohlen war,

Und siehe da, des Abbas A)ein
Vard lang so srüh nicht gar.

Doch reicht' er auch so lange nicht
Als er sich's ausgedacht,

Und d'rob hat sich der gute Nann
Tedanken ost gemacht.

„Ich muß doch einmal selber seh'n,
A)as eigentlich das sei,"

Dacht' d'rum er einst in seinem Binn
Und ging zur Bücherei.

Dort angekommen bot sich ihm
Lin sond'res Bchauspiel dar:

In einer kühlen Lcke saß
Der Bruder Zellerar,
 
Annotationen