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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0115
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L. Megg endorfers khumoristische Blätter.

s00

Zer Ärillantschmuck.

„Keineswegs, aber ich meine, daß er sich schlecht in
den Rahmen unserer verhältnisse einfngen würde. Be-
denke doch, ein Lchinuck iin Alerte von is0,000 Akark!"

„Aber Albert, hast T>u nicht innner gesagt, daß T>u
mir die ganze A)elt zu Küßen legeu möchtest?"

„Eewiß, aber . . ."

„AbereinenTchmuckimA)ertevonlunipigenhO,OOOMk.
verweigerst Tu mir. Tu gönnst mir nicht die Kreude,
einen solchen Lchmuck zu tragen . . ."

„Ich gönne Tir Alles, Lmma, aber es wäre thöricht
von mir, wenn ich Tir gestatten würde, einen so kost-
baren Brillantschmuck zu trageu. Lr paßt nicht zu
unsereu Verhältnissen. Tu würdest mich dem Gespött
meiner Aollegen ausseüen, wenn Tu Tir das beikommen
ließest!"

„G, Tu schlägst ja einen sehr schönen Ton an . . ."

„Tu zwingst mich dazu. Ls wäre in der «ochat eine
Ueberhebung von Teiner Leite . . ."

„Zo, ich überhebe mich! Tas wird ja immer besser."

„Ia, es wäre eine Aeberhebung, wenn Tu den
teueren Achmuck tragen würdest, und deshalb uutersage
ich Tir ein für alle Akal, ihn anzulegen."

„Ich werde ihn wohl anlegen."

„Und ich sage Tir, es geschieht nicht. Ich werde
ihn verkausen."

„Aie und nimnier werde ich das zugeben."

„Zo? Ueine Stunde werden die Brillanten im Hause
bleiben. Ich werde Tir zeigen, wer Herr im Hause ist."

Krau Lmma begann laut zu schluchzen.

„T, ich unglückliche Krau," jammerte sie, „habe ich
eine solch tprannische Behandluug verdient! Also Tu
bist der Herr, nnd ich bin Teine Üntergebene, Teine
Akagd! Kreilich, für eine Nagd schickt es sich nicht, einen
Brillantschmuck im Werte von ls0,000 Akark zu tragen.
Aber ich sage Tir, eine solch' unwürdige Behandlung
lasse ich mir nicht gefallen, lieber kehre ich zu meineu
Lltern zurück." * , *

Acht Tage später fand die Aiehung der Ausstelluugs-
Lotterie statt.

Tas junge Lhepaar hatte inzwischen bittere Tage
verlebt. Sie war zwar nicht in das elterliche Haus
zurückgekehrt, aber sie hatte sich fcheu von ihm zurück-
gezogen, uud er verschmähte es, deu ersten Lchritt zur
Versöhnung zu thun.

Beide sahen mit großer Lpannung dem Lrgebnis
der Biehung entgegen.

Albert wohnte dem feierlichen Akte bei. Als er nach
Beendigung desselben nach Haufe kam, lag seine Krau
auf dem Bopha und weinte. Ter Anblick rührte ihn sehr.

„Liebe Lmma," sagte er feierlich, „unser Loos hat
gewonnen."

Lie sprang auf und streckte abwehrend die Hände
aus. „Ich mag ihn nicht," rief sie schluchzend, „schaffe
ihn fort und verkaufe ihn! Ich werde ihn nie tragen ..."

Albert stutzte einen Akoment, dann überflog ein
heiteres Lächeln sein Gesicht.

„Tu wirst ihn doch tragen,Geliebte," sagteer bestimmt.

Lie flog an seinen Hals. „Geliebte hast Tu gesagt?
Tu verabscheuest mich also nicht, trotzdem ich so thöricht
war? Hab' Tank dafür, mein Linziger! Aber ich werde
ihn jetzt ganz gewiß nicht tragen, diesen abscheulichen
Brillantschmuck . . ."

„Nein, den wirst Tu nicht tragen, den haben wir
ja auch nicht gewonnen," entgegnete Albert lachend.
„Aber diesen niedlichen Haarpfeil, — A)ert eine Nark! —
der auf unser Loos herausgekommen ist, den wirst Tu
tragen . . ."

„Gott sei Tauk," rief Lmma jubelnd, „daß er uns
entgangen ist, diefer elende Lchmuck. A)ir hätten seinet-
wegeu ja beinahe einen Zank bekommen."

„Ia, beinahe . . ." bestätigte Albert, indem er
sein reumütiges Krauchen au sich zog. Kn,l Hcller.

--

Tie -Liebe und dcr Atond.

Mie Liebe nnd der bleicke lllond,
j// Die gleichen sich gar sehr:
bx- So lang sie nen sind, wachsen sie
hj) van Tag' zn Tage niehr.

Dach hört einmal das l0achchn ans,

So bleibt dabei es nicht:

Aein, von der Stnnd' an schwinden jctzt
So Lieb' als Mondeslichtl

I>er Ulond niinmt ab, bis Nenniond ist,
Uann niinnit er zn ans's Aen',

Ille Liebe aber, hört sie anf,

Lätzt iiber blotz die Ren'.
 
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