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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0117
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L. Meg gendorfers ihuinoristisch e Blätter.

l02

Seine Lrbschaft — wie geinein —

So zn können ganz allein!

Lilig kamen die verwandten
Alle nnd begierig standcn
Anr den tdetter sie hernnr —

Lin surchtbares Pnblikuml
bsimmel, nnter wclchen Tualcn
Druckt er, schlnckt er die fatalen
Beiden jdortionen jctzt,
kvie es schristlich festgesetzt.

Ihm entglitten fast die Chränen,

Als er diese Mensch-chyänen
Um sich, diese schlimme Brnt,

Sah, — doch dann faßt ihn die A?nt:
„Bcin, fie follten es nicht kriegen,
Diefes Geldl" — Lr wollte siegen,
And gieng er dabei zn Grnnd,

U?as zu bnnt ist, ist zn bnntl"
Bciemals ließe fich beschreiben,
lvas er alles mnßte trciben,

Zn erfiillen feine Pflicht,

Bcein, es läßt fich fagen nicht.

Und dabei nahm ab er täglich,

Ach, es war unendlich kläglich
2lnznseh'n der Angnstin,

U?o war sein kfnmor jetzt hin?

Ganz znletzt nnr noch in glatten,
Angefeuchteten Gblaten
Ulanderte zn Utagens Grnnd,

U?as er aß, dnrch feinen Schlnnd.

Aber tapfer fortgernngen
Ljat er, 's ist ihm anch gelnngen
Sich zu halten bis znm Tag,

IBo ihn holen ließ kferr Schlag.

Ach er hatte nber'm „Lssen"

Auch das Todizill vergessen,

Das hent dort eröffnet wird —

Nnn, man hat ihn hingefnhrt. —
chingefnhrt nicht, hingefahrcn
Im Rollstuhle, denn verwahren
Thät fich Angnft gegen 's Geh'n,
Uonnte er doch kanm mehr steh'nl
Todesmatt in seinen Uissen,
von der Sippschaft Spott zerrissen,
Udartet, wie ein Utärtyrer,

Anf des Gnkels Botschaft er:

Eins ftund fest bei ihm im Stillen,
Sollte weiter er erfnllen
Diese nbcrmäß'ge Pflicht
Uknssen — dieses thät er nicht.

Und gewänn' er Uullionen —

Fort mit ihnen — Ukagen-schonen
U?ar fnr ihn das einz'ge Ziel,

UAe der Uliirfel immer fiel. —
Feicrlich erbricht die Siegel
Der Botar nnd lnpft die Fliigel
Seines Fracks nnd fpricht: „Ükan stör'
Diesmal mich nicht, fondern hör':

,Im bekannten Testamente
Stnnd es, daß nach Iahreswende
llAird' ein Bachtrag pnbliziert,
kvas hiemit erledigt wird.

Uköge meinen liebcn Beffcn
Uieser in Gesnndhcit treffen,

Denn ich fnrchte leider fehr,

BArs ihm oblag, war zn fchwer.

Uköge er mir denn verzeihen
Und die Bitterkeit zerstrenen,

Die ihn etwa schon erfnllt
Gcgcn mich, nnn fei enthüllt
U?arnm ich ihm aufgegeben

Das Lestament.

Diese jdrobe: „Fnr sein Leben
A ß er Ukayonnaise gern, sf e r n.
Und ich — '— mocht' fie nicht von
Denn ich kannt' die fchlimmcn Seiten
Dieser Speise, die bereiten
Linem kann, ißt man davon,

Schwerste Indigestion.

Daß hierüber er konnt' lachen,

That mich oftmals wütend machen, -
Doch ich dcnk" nach dicsem Iahr'

UArd er einseh'n cndlich klar,

Daß dcr allcrbeste Ukagcn
Für die Daner nicht vertragen
'Uann, was ihn so dann nnd wann
G'rad nicht sonderlich greift an.

Liegt er aber noch in Landcn,

Uam die Sucht ihm nicht abhanden,
Allem andern vorznzieh'n
Ukaßonnais' — enterb' ich ihnü'"
Angnst drangen ans den Angen
Frendenthränen, — nicht zn branchen

-

Ukayonnaise essen mehr,

Ukagen, ach, was willst Dn mehr!

Und er faltet feine khände,

Blickt znr Deck', als ob er könnte
Seinen gnten Gnkel feh'n
Ukit zwei Flügeln wnnderschön.

Dann, gewandt zn dem Notare
Spricht er: „Daß mich Gott bewahrcl
Bor jedweder Ukajonnais'

Grant mir, — daß ich je noch äß
Da davon, ist überwnnden.
Schandernd denke ich der Stnnden,

Die ich hab', bei Tag und Nacht,

Ukit Berdauen zugebrachtl"

„Dann," entgegnet der Beamte,
„Gratnlier' ich, das gesamte
'Uapital harrt Ihrcr schon,

Steht znr Disposition I" -

Und der Schlnß? Die Inngfran Bühren

Sieht man Angnftin heimführen, —

Die, fchon Gheims kvnnsch gemäß,
Bie zn Tisch bracht'— Ukayonnais'I

Deuilich.

Gnkel (der seincn Bosuch bci cincm ncu vcrmnhltcn Lhcpaare nun schon übcr dic zweitc Mochc lpnaus

vcrlnngert): „Uinder, habt Zhr denn nicht 'n bischen Lektüre?"

Der jnnge Lhemann: „vielleicht . . . Lisenbahn-Lonrsbnch gefällig?"

---

Verschnappi.

A.: „2H — hier hängt ja Deine Kran?"
Ä.: „Nein — leider nur's Bild!"

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Uebcrirmnpfi.

Fran chuber (zur Nachbariu): „Ullarnm is dcnn die Fran Ukeier jetzt gar fo hoännütig?"
Bachbarin: „Ia, wissen S', bei der hat a Kammerherr eing'nnetet, da ä'ennt' sie
fich nimmer vor Stolz."

Fran Ljnber: „U?as, a Uammerherr, da diirft' ich mir doch no a bisl mehr
einbilden, ich hab' doch wenigstens an Zi mmerherrn."
 
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