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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0144
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§. e g g e n d o r fe r s L) u m o r i stis ch e Blätter.

l23

Rerebb Appadi.

inir nur auf ein Iahr in Pflege und
Unterricht. Nur HOOO Pfund Toldes
verlang' ich, 500 zur Pflege des
Cieres währeud der Lehrzeit und
600 nach glücklichein Lrfolg zum
Tohne." „Es seh" spricht der Bcheich,
„nimm hin das Roß, ziehe mit ihm
von dannen und halte es wohl." Und
der Kremde ging, mit ging das Roß
und die 500 Denare. — Lin Iahr
ist dahin und wie-
der eines, da kommt
denn einstens der
Kremdling ohne
Roßund ohneGeld.
„WoistmeinAoß?"
dröhnt es ihm ent-
gegen, „Llender,
mein edles Roß,
mein — — —"
„Berzeih', edler
Lcheich," jammert
bebend der Hremde,
„verzeih' mein Be-
ginnen, aber
Achreckliches erlog
das Aoß. Iüngst fragte es mich:
,Weisester Neister, was bedeutet das:
EÜnst schlang der Acheich seinen Arm
um die Haushälterin und sie deckten
Lippe aus Lippe. Täglich sah ich
dies, was soll das wohl bedeuten?^

— T>a ergriff ich voll Iorn meine
Axt und tötete das lügnerische Cier."

— Lange saß der Acheich vor sich

hinbrütend da, dann hob er das Haupt
und sprach: „Aecht hattest Du, es zu
töten, denn, weiß Allah, was es noch
alles erlogen hätte. Hier nimm noch
600 psunde Coldes nnd wiffe zu
schweigen!" — Bo prellte der Kremd-
ling den Lcheich! Maff.

—-

(KedankenspMer.

Lhrlich währt am längsten, d. h. wer
ehrlich bleibt, braucht am längsten, bis
er es zn etwas bringt.

Nable Naturen verstehen sich anch
ohne Morte.

lver den 5treit Anderer zu schlichten
sucht, bekonnnt ost selbst die ineisten chiebe.

A. w.

---

Druckfebler.

2lnf der gestrigen Gbst- und Geiniise-
illusstellung sah inan einige prächtige
Lreinplare von Rahlköpfen.

. . Nachdein der Abschiedstrunk noch-
inals die Runde geinacht hatte, begaben
sich die auswärtigen Turner unter fort-
gesetztein wanken in die Waggons.

Der Fürst war gestern voin srühen
Morgen an auf der Iagd, bei der zuin
Schluß eine große Sauhitze war.

^ar lustig geht es zu iin Arug:

Die Gläser, die die Schenkin bringet,
Sind rasch geleert auf einen Zug;
llnd wie die Fiedel lustig klinget,

Sich P>aar uin paar iin Rreise schwinget,
llnd inancher gibt nüt frischein lllund
Durch Iuchzer seine Freude kund. —

Iin Nebenstübchen aber sitzet,

Auf feinein ffut die 5xielhahnfeder,

Der alte Förster in dein Areise
Non lust'gen Zechern, deren jeder
2luf jedes lVort des Alten spitzet,

Denn er erzählt gar graus'ge 5achen,

Daß es das lsaar zu Berge treibt,
llnd schließlich doch nichts übrig bleibt,
Als über seine tolle lVeise
Den Bauch zu halten sich vor Lachen. —
llnd heut' erzählt er: „Vor drei lllochen,
Als unser Fürst in Aühberg war,

Bin ich, noch heut' spück ich die Anochen,
lllal einein Geinsbock nachgekrochen,

Bis ich, nicht achtend der Gefahr,
lllich iininer weiterfort versteige
llnd endlich keinen Ausweg finde.

Ich bin, Ihr wißt, gewiß nicht feige,
Aoch wie ich ineine Lag' ergründe,

Die Tiefe unter inir entdecke,
llnd seh' die Felsenschroffen ragen,

Die inir zu ineinein größten Tchrecke
Zu lhäupten droh'n, — da faßt inich Zagen,
Da fall'n inir alle Ziinden ein,

Ich denke an inein felig Lnd',
lsör' schon die Geier uin inich schrei'n
llnd inache schnell inein Testainent.

Lin Anblick nur ist's, der inich labt:
Denn unten liegt die Geins zerschinetterti"
„Ia, habt Ihr denn kein Seil gehabt?"
„Das nicht!" spricht jener init Bedacht,
„Ich hab' inir aber eins gedacht
llnd bin daran hinabgeklettert." g. L.

--

Leichte Berechnnng.

lserr (im Theater): „Dort in der Loge sitzt die reizende Ianny. Ich habe zu ineiner
Frende Zutritt in's lsaus und gestehe, daß ich dein lllädchen auf Tod und Leben
die Tour schncide."

Nachbar: „Ich inache 5ie nur ansinerksain, Iränlein Fanny ist ein ganz unbe-
rechenbares Geschöpf."
fferr: „Iin Gegenteil — sichere (00,000 Nlark."
 
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