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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 11.1892 (Nr. 92-104)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26547#0147
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L. Ateggendorfdrs l) u m o r i st i s ch e Blätter.

t26

L Ball.

alleweil sin mer im Cakt, — bums! hab ich eeui in de
Bippe g'hatt, daß ich gemeent hab, Cschtere un Pingschte
faUt uf een Dag. Ner danzen widder e Paar Lchritt —^
baufdich hab ich widder eeni. Ietz werd mer's awer doch
zu dumm. „Geh mer eweg," fag ich zu meiuer Alte,
„des halt de Auckuck aus, ich hab genng vun dere Aort,
nix wie uf de Platz, meintwege foll danze, wer will,

meiner Lebdag woog ich mich nimmi unner des jung

Gezappels." Un g'schwitzt hab ich, daß mer's Alaffer nor
fo die Ltern un de Buckel nunnergeloffe is.

Na, ich denk, wann des keen Schnuppe giebt, wie
er im Buch steht, wammer sich so batschnaß in den kalte
Zaal fetzt, wees ich nimmi, was ich sage soll.

Dann werd mer's uf eemool so fchwul un ich schloof

ruhig ein. Bo fchloof ich halt fescht fort un loß mich

vun keem Lpektachel un keener Ukusik mehr störe, bis
mer mei Kraa vorm letschte Danz emool in die Aeit
stoßt, daß ich ganz fchloofduselig usfuhr un anfang, mit
de Arm in de Luft rumzusuchtele, um mich zu verge-
wisfere, wo ich bin. Unglücklicherweif' kumm ich do auch
in die Aäh vun de Meinflasch, die kriegt nadierlich en
Aand un wupp, kann fe sich nimmi uf de Been halte,
fallt in Vhnnmacht un gießt ehrn ganze Inhalt üwer
meiner Kraa ehr nei Aleed. L Glück war's, daß er gut
gewäsfert war, sunscht hätt's was abg'setzt. Aa, ich hab
mich glei do drüwer wegg'setzt g'hatt un hab gedenkt,
erschtens macht der kee Klecke un zweddens beißt der
sicher keem mehr Löcher in de Nage.

Neiuer Kraa awer war's nit fo eenerlei un ich glaab,
wann die viele Bekannte nit um uns rumg'seffe wären, hätt
fe mer eni vun ehre Gardinepredigte in's G' sicht g'schleu-
dert, daß mer die Cchre heut noch devun klingle dählett,
dann des muß ich fage, in dem Artikel hot se was los.

Lndlich kummt dann de Aehraus, un noochdem ich
mich noch üwer e Vertelstnnn an de Garderob rumge-
balgt hab, bis ich mei Lach g'hatt hab, geht's dann
heem. Tott fei Dank, hab ich im Atille for mich gebet,
des wär glücklich üwerstanne, awer e Andenke habe ich
doch behalte vun dere G'schicht, nämlich ich hab mer en
ganz elende Aatarrh g'holt, den ich 'm Heizer vun de
Dampfheizung zu verdanke hab. A)ann alles in Lrfül-
lung geht, was ich dem schun gewunsche hab, bleibt kee
ganzer Ketze mehr an'm.

Lbbes Gutes hot awer der Ball doch g'hatt, näm-
lich mei Iüngschti, die Träudche, hot dort de Herr Afsessor
Müller kenne gelernt, un noochdem er ehr de ganze Awend
die Lour g'schnitte hot, hot er sich dann erklärtun g'sagt, daß
er de annere cxag kumme wollt, for um ehr tzand anzuhalte.

Lr is dann aach wirklich de nächste T>ag kumme un hot
um de Bege vun mir un meiner Kraa gebitt nn hot'n aach
kricht. Bis nächste Sundag werd die Berlobung g'feiert.

Die wär alfo glücklich uunerbrocht, die annere drei
wern hoffentlich aach bal ehr Aach kriche, awer des fag
ich glei — mag's gehnn, wie's will, uf de Ball kann fe
führe, wer Luscht hot, mich bringe kee zeh Täul meh hin,
des hab ich mer g'schwore un dodebei bleibt's!

----XZL--

Schalo Ausrede.

sehr nett, Dn bist ja ein recht solider Lheinann!"
tNann: „Ia, siehst Dn, das komint davon, wenn Dn Deine
abgelegten Aleider iininer der Marie schenkst. Das inuß
den unlchuldigsten Menschen in Verwirrung bringen."

D Schikler!

Backfisch (zur Freundin): „Da sieht man, wie unmodern die
Dichter mit der Zeit wcrden können, da ist in der ,Glocke'
folgende 5telle: ,Errötend solgt er ihren Spureiü . . .
Richtig hätte er doch sagen müssen: ,Lrrötend folgt sie
seinen Sporenl'"

(Ain anöerer Aall.

Lin Herr trifft zwei entfernt bekannte Camen. „Ach,
meine Tnädige," wendet er sich an die Iüngere, „wie
ich hörte, darf man Ihnen gratulieren! A)ar Ihre
Hochzeit fchon?"

„Nein," antwortete die Dame, „fie komprt erst!"
„Und Sie?" fragte er die Altere.

„Ach," flüsterte diese errötend, „er kommt erst!"

-----Gc--

Oebenkst bu jener Lauöe?

Gedenkst Uu jener Laube, wo wir im Mondesschein
Beim Nachtigallenschlage verweilten ganz allein?
kvo dustig sich der Flieder um uus're Locken spann
Und Stunde uns aus Stunde in süßein Traum verrann?

chast Uu das kvort vergessen, das ich so zögernd sprach,

Und jene Thränenxerle, die Uir vom Auge brach?
bveißt Du, daß ohne Antwort Dein chaupt zu inir sich bog
Und ich in hellem Iubel an meine Brust Uich zog?

Zieht Dir durch Ueiue Träume noch inanchmal jene Stund',
U)o Treue mir gelobte Dein süßer j?urpurmund?

Und ist Dir in Lrinn'rung der Druck von meiner ksand,

Utit dem ich mich beim Scheiden aus Ueinen dlrmen wand?

Ich habe nicht vergessen die sel'ge, schöne Ieit,

Und dies Trinnern brachte mir Trost in Traurigkeit.

Uoch möcht' ich gerne wissen, ob Du in Deinem Glück
Auch inanchmal heimlich wünschest den Iugendtraum zurück?
 
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