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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 12.1893 (Nr. 105-117)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20271#0014
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L. Megg endorfers Humoristische Blätter.

sO

Gui umgangerr.

Gastgeberin: „Aber was ist denn das, ron allen Speisen haben 5ic gegessen,
die Mchlspeise aber, die ich selbst bereitete, lassen 5ie stehen?"

(der die betreffende „Meblspeise" vom ersten Momente an mit begründetem Mißtrauen be-

trachtetc)^ „Lntschuldigen 5ie, gnädige Fran, inan Iiinß leider aushören
— rvenii es einem am besten schmecktl"


Vochen Haröenöergs Ueöerraschung oder öes Ueffen Segen.

„Guten Uiorgen, Gnkelchen, gut geschlafen?!"

Nur ein Unurren war die Antwort. Ueber Iochens frisches
Gesicht blitzte ein überinütiges Lachen hin. „lsast Du Brägen-
schülpen, Vnkelchen?"

Ietzt drehte sich Dnkel Lmanuel nach dem kecken Frager
um: „Das möchte ich T>ich fragenl" kam es grollend von seinen
Lixpen herab.

„NNch?" Iochen that erstaunt, wie ein Uüken, das eben
seinem Li entschlüpft ist; „scherzest wohl, Gnkelchen, mit solchen
Uleinigkeiten gebe ich mich iiicht mehr ab."

„Sol Aber nächtlichen Radau machen, mit den Mächtern
Balgerei ausführen" —-

„Liebes, gutes, altes Gnkelchenl" — — lferr Lmanuel
konnte nicht weiter reden, Iochen hatte sein bartstoppliges, rundes
Angesicht in beide lfände genommen und küßte ihm lachend das
wort von den Lippen, „schilt doch nicht; ich glaube T>ir ja
doch keinen Augenblick, daß T>u böse bist."

„Ach, laß' michl"

„Lrst mache wieder das liebe, fröhliche Gesicht, das ich au
Dir gewohnt bin, Dnkelchenl" — ein neuer Anß unterstützte den
Wunsch. — „Mir sind immer so gute Uameraden beide gewesen,"
— neuer Außl — „daß es ja gar nicht möglich ist, daß T>u
mir böse sein kaiinst!"

Dnkel Lmanuel lächelte ein wenig. „Gleich am ersten
Tage solche Geschichten, Iungel"

„Ls war so lustig, Gnkelchen, weißt T>u, Beekmann, Grafen-
horst, Busse, die Reserendare vom Gericht, Lieutenant Schneider
und von Dattel, ah — und der Stoff, sag' ich Dir, köstlichl Ich
wollte blos, du hättest anch dabei sein können, mein kferzens-
onkelchenl" — neuer Auß l

„Dankel" dieses „danke" galt nicht dem letzten Ausse, son-
dern dem wunsche Iochens „ich wollte bloß, Du hättest auch
dabei sein könneiil"

„ksättest Dich kästlich amüsiert, Gnkelchenl"

Gnkel Emanuel amüsierte sich in diesem Augenblick noch
köstlicher über den jugendfrischen chnmor „seincs Iungen",
dessen ganze lebenswahro AnhLnglichkcit an ihn sich eben wieder
kund gethan hatte. Aber or durfte sich ja noch nicht für besiegt
erklärcn, der Taugenichts trieb es zu toll. „wenn es nur nicht
ewig dieselben unangenehmen Ucberraschungen wärenl" knurrte
er noch grollverhallend, indem er sich aus Iochens ksänden
loswand.

„Ueberrasche Dich auch 'mal in angenehmer Weise, Gnkcl-
chen, paß auf!" Damit hatte Iochen wieder zu chut und chand-
schuhen gegriffen und war behend davon gegangen.

Das lauschende Suschen oben hörte die Thüren gehen und
nun vernahm sie auch das Anarren der teppichbelegten Stiege.
Iochen kam herauf. Leicht und flink lcgte sie ihre kfandarbeit
zur Seite und huschte hinaus.

„Iochelchenl"-

„Morgen Susel"-Ganz, wie gestern, streckte er ihr

seine beiden Ljände entgegon und zog sie an sich. Aber Suschen
bog den Aopf zuriick und entzog ihm heut' die Lixxen. „Na
nu?" — — Iochen lachte.

„Du-bösor Iochen, jagst uns solchen Schreck ein."-

„Du auch, mein Sohn Brutus?" Iochen lachte noch lustiger

und versuchte Suschens Aoxf zu sich hoch zu hebeu.-

„Bist so sxät iu der Nacht heimgekommen und hast so
argen Skandal in den Straßen gemacht."

„verstehst Du nicht, mcine Tochterl Sollen wir etwa am
Tage Skandal machen oder des Nachts wie arme Sünder heim-
schleichen?"

„Aber die wächter."

„Schwätz' doch nicht, Susel"-Ietzt hatte Iochen das

duftige, gliihende Aöpfchen in der Tjand und hob es sanft emxor.
„Dir hat die Tante warm gemacht, wie es mir scheint."-
 
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