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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 12.1893 (Nr. 105-117)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20271#0095
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L. e g g e n d o r f e r s u in o r i sti s ch e Blätter.

Znr Nbwcchslnng.

Mama: „Pepi, der Storch wird dir nächstens ein Briiderchen ader Schwesterchen bringen . . ."

Pepi: „lfin, Briiderchen nnd Schwestcrchen hab' ich ja schcml Aönnt' der mir nicht znr Abwechslnng 'n Vnkelchen
adcr 'n Tantchen bringcn?"


Richter: „bsaben Sie noch etwas zn Zstror Bertcidigung bei-
znfiigen?"

Angeklagter: „Ncel Iebcn Sic mich nnrjcsalligst wieder eenc
klcene Iesängnisstrafel Iek war mit die Aost nnd
die ansmerksame Bestandlnng det letzte Mal
scstr znsriedcnl"

Derb'altnt.

Ikr. Miiller, dcr in einer Familie znm Thee gcladen ist,
vcrabschiedct sich, nachdem er dnrch volle drei Stnndcn dem geist-
reich iein sollenden Gespräche zugestört. Beim Abschiede srägt
ihn die Fran mit siißem Lächcln: „Nicht wahr, 6err Doktor, stcnte
staben wir Ihncn wostl wieder einmal den Aops recht voll gcmacht?"

„B bitte, ganz im Gegcntcil," erwidcrte galant vr. Müllcr.

(Lingcgaugcu.

nten Morgen bforr Finanzrat, ich bitte tansendmal nm
Lntschnldignng wonn ich störc, aber ich stabe in eincr
dringcnden Angelogenhcit mit Istncn zn sprechen."

„Bitte recht sehr perr Loible, bitte rccht scbr," sagte der
Finanzrat, dcm Lingetretenen einen Stnbl anbietcnd.

Der dicke Partiknlier läßt sich gcräuschvoll niedcr und
beginnt: „Mic Sie wisscn lserr Finanzrat, bin ich znr Lin-
kommensteuer eingeschätzt wordcn. Mir ist unerhärte Ungcrech-
tigkeit geschehen. Mas meincn Sie, kserr Finanzrat, wie boch
man mein Tinkommen geschätzt hat?" Oor inncrer Trregnng
zitternd, trocknet cr sich mit dem rotseidenen Taschcntuch die
Stirne nnd sieht dcn ibm Gogeniibersitzenden sragend an.

„kvie hoch?" meint der Finanzrat, „hm, hm! 2000 Mark?>"
„Ia, hat sich was mit 2000 Markl" rnft therr Leiblc ganz
aufgoregt, -^oool Sage viertausend Mark!"

„Das ist mir ivirklich ganz nnvcrständlich! „Ich bitte mich
einen Augenblick zu cntschnldigon, bscrr Leible, — ich habc nur
moinem Schreiber eine Grdre zn gebenl"

„Ich bitto recht schr, sagt kserr Leiblc, sich verbongend.
Dcr Finanzrat kommt nach knrzcm Oerweilen wieder znriick.
„Ia, es ist mir das wirklich ganz unverständlich," wieder-
holt cr, besondcrs bci den jetzigen teuren Zciten; die Stcuer
ist, meiner ?lnsicht nach, viel zn hoch, viel zn hoch bemesscnl"
„Ich bin deshalb hierhergckommen, nm zn rcklamieren . ."
„Da thnn Sie ganz rechtl Ls ist ja unglaublich. qooo üik.
Rente! Und wie tcncr ist doch jetzt allcs: Nchmen wir blos
eino bescheidene biirgerliche Miet-Mohnnng." —

„Ich zahle fiir meine Ivohnnng zooo Mark, bferr Finanzrat!"
„Ls ist wirklich schrecklich — dann die Dienstbotenl" —
„Dercn ich zwci habe," schaltet der partiknlier cin,

„Das kommt ja aus niindestens 250 Mark jährlicb" —
„kvissen Sie, wasich den beiden Mädchcn gebe? Rnnd ^oo Mark I"
 
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