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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 13.1893 (Nr. 118-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20270#0008
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L. e g g e n d o r f s r s L) u ni o r i st i s ch e Blätterv

An der richtigen Ndressc.

Laudidati

„Ich gehe obne Zweifel irre — wollte nnr ansragen befiiglich dcr Annonce: ,Lin
eventnell barmonischer tNittagstisch?"

Kabinet bei sehr ruhiger Familic,

Ärei Arltworteir.

ar das cin sröhlicher Frühschoppen I 5o vergnügt waren
dic drei jungen Lheinänner seit ihrer Verheiratnng nicht
mehr zusammengewesen. Der Ton rnht auf dem worte
„znsammen," weil der tNeinnng vorgebengt werdcn soll, als ob
die drei seit ihrer Verheiratnng „iiberhanpt" nicht mehr so
vergnngt gewesen wären. — war das ein Schwelgen in Trin-
ncrnngen nnd Bier! Nian war bereits anf dem nicht niehr
unbedenklichen Pnnkte angelangt, wo so gerne die gegenseitigen
Frcnndschaftsversicheruiigen durch bicrfeuchte Uüsse besiogelt
werden. Ia schmetterte die Turniglocke ihren niahnenden
Stnndenrnf in die ausgelassene Gesellschaft.

Udohlbrück sah nach der Uhr und sagte: „Tin Uhr! Ich
muß fort. Uieine liebe Fran wartet mit dem Lssen!"

„Ich gehe niit!" sagto Frenndlich, „ich habe auch höchste Zeit!"

Bnn xlatzte aber xlötzlich Rundlich dazwischen: „D Ihr
pantoffelhelden! SchLnit Ihr Luch denn gar nicht? Jch
bleibe noch und hoffe, Ihr werdet niich nicht im 5tiche lassen!"

„Aber-"

„Ach, nichts da ,aberk khierher frisches Bier, Aellnerin!
Und Tinte und jdapier! Und nun schrcibe Ieder an sein
weibchen, sie möge ihn nicht zu Tische erwartcnl" —

Verfluchter Aerl, dieser Rundlich! Lr sprach so energisch,
daß nian gar nicht nein sagen konnte. Man setzte sich
wicder nnd schrieb an die liebcn weibchen worte, so süß wie
Ulilch nnd bsonigseini. Linem Dieiistmann ivnrden die drei
Bricfe znr Besorgnng übergebcn mit der Benierknng, eventucll

Antwortcn eiligst zu übermitteln. Als der Bote fort war,
sprachen dio drei deni Stoffe auf's Rene in kräftigster Meise zn
und hoben so gewaltsani dio etivas gesnnkene Stimmnng. Als
dio Ansgelassenhcit ihr höchstes Stadiuin erreicht hatte, machte
Rundlich den Vorschlag, cin jeder solle dic cvontnelle Antwort
seiner Frau lant vorlesenl — das Ueberniaß dos Bieres hatte
wohlbrnck und Freiindlich, sonst die denkbar solidesten Menschen,
so weit demoralisiert, daß sie nnter Inbel nnd Lachen einwilligten.
Rundlich, der Nüchternste, rieb sich vcrgnügt dio bjände.

Und der Bote kam nnd stcllte jedeni der drei ein Touvert
zn. Rundlich öffneto znerst und cntnahni — den bjausschlüssel.

„Bravo, das ist cine Frau l Soll leben I Soll loben l" so
gieng es durcheinander.

Unter tiefeni Schweigen, mit uicht ganz sicheror bsand öffnete
Udohlbrück und las:

Mein liebcs Männchenl

Ich kleide mich jetzt eiligst an und gehe in das Seiden-
warengeschäft von Meyer äc Lie., dort werde ich so lange
Stoffe für niich aussuchen, bis Dn mich abholen wirst.

Deine kleine Molly.

„Allo wetter! Da habe ich aber höchste Zeit!" rief Mohl-
brück unter stüriiiischem Gelächtcr seiner Genossen.

2lls Letzter öffnete Frenndlich und las — aber nicht laut.

„Laut lesen!" riefen ihni die andern zu.

„Ach!" sagte Frenndlich, völlig crnüchtert, „es betrifft ja
nnr Faniilicnangelogenhciten. Ich ninß gleich fort."
 
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