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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 13.1893 (Nr. 118-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20270#0026
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22

L. Meggendorfers ^umoristische Blätter.

Die Aache bes Betllers.

Äin Schwerenöter.

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Dame: „Ia, Lserr Hauptmann, auch
an mir ist der Zahn der Zeit nicht
spurlos vorübergegangenl"

Alter verehrer: „Lr ist eben nasch-
haft, meine Gnädigste!"

In der Kchule.

Lehrer: „Dorchen, sage mir einmah
wann tritt eine totale Mondfinsternis
ein?"

Dorchen: „Wenn Papa seine

perücke aufsetztl"

Änr Strom.

^inster rollen dort die wellen —

"O ltnd die fernen, gold'nen, hellen
Sterne von des bjiininels Dom
Spiegeln sich im tiefen 5trom.

Linsain steh' ich auf der Brücke,
Bangend nach verlor'nem Glücke —
Lockend ruft's mit nassem Mund
Unten leis aus tiefem Grund:

„Aomm' herab init deinen Alagenl
Dein Geschick wir helfen's tragenl
Aomm', du bleicher, müder Gast —
Unten wartet süße Rast."

Und es lockt und wirbt verlangend —
Und ich streck' die Arme bangend
Langsam diesem Rufen zu:

„Nehmt mich hin zur ew'gen Ruh l

N)enn ihr still mich aufgenommen
lvird gewiß die Liebste kommen —

Und an diesem tiefen Fluß
Bringen mir den letzten Gruß.

Dann wird sie erst recht verstehen,

Mas bei euch mit inir geschehen —

Daß ein lherz den Tod sich giebt,
wenn es ohne Hoffnung liebt."

— Ueber dem Geländer schwebend,

Teh' ich aus dem 5tro»n sich hebend
Line weiße Nixenbraut,

Die mir winkt so hold und traut.

Todeswahnsinn süß mich faßte —

Da vor Schreck ich jäh erblaßte-

Denn ein 5trolch war's, der rief schnell:
„V 5ie dämliches Aamel!"

F. H. Kanowsky.
 
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