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T. !17eggeiidorfers k)uinoristische Blätter.
Denn wenn man selber ninnner
Den lVein vertragen kann,
Freut Linen anch das Trinken
Nicht mehr an 2lndern dann.
s)ch will Dir Gnnst bezengen
Dn braver Astronom
Und hent' mit Dir betrachten
Des hehren bsimmels Dom!"
Der Aänig aber wollte
s)artont die Bterne seh'n
Und als das Nohr blieb trnbe
Begann er d'ran zn dreh'n.
Tr schranbt am Gkulare —
Da kam 's mit Allgewalt
Darans hervorgeschossen,
Zn Lalle bracht 's ihn bald,
Nnd als er anf der Zinne
Vorsdem Nefraktor steht,
Da bengt sich sehr verlegen
Vor seiner Atajestät
Der Astronom, der sleiß'ge,
Und rät vom Schanen ab,
Dieweil das Rissensernrohr
Nicht gnte 5tunde hab'.
Und rings um roch 's nach Meine,
Der besten chorte gar;
Da ward dem gnten blönig
Nrplötzlich snrchtbar klar:
Daß anch sein tren'ster Diener
Trgeben war dem Bnff — —
Nnr seiner wie die Zlndern —
Trieb 's dieser Lrzkannff!
Th. M.
(Ledankensplittcr.
Auf der tvage der öffentlichen tNeinnug wiegt der zufälligste
Lrfolg inehr cils das verdienstvollste Streben.
Arbeit bedentet Brot flir den Aörper, Arznei fiir die Seelc.
Lin italienischer Typsfignrenhänd-
ler kam immer abends in das rote
Ltachelschwein und hatte zwei Gyps-
figuren: „das lachende und das
weinende ltind" zum Ausspielen, wie
dies in den Kasthäusern üblich ist, mit-
gebracht.
In zudringlicher Aleise bot er seine
Lose an, um endlich Ruhe zu haben,
nahmen wir Ieder eines, nur Müske
wollte um keinen Preis ein Loos nehmen.
Lndlich waren alle bis anf ein Ltück
angebracht — sogleich sollte die Ziehung
beginnen. Nun redeten wir unserem
gemütlichen Miscke so lange zu, bis er
das letzte Loos mit den zornigen Worten
nahm: „Gieb her das letzte Los, aber
dann schau' daß du fort kömmst!" So-
gleich fand die Ziehnng statt und zwar
durch die Hand der Rellnerin, weil die
Täste verlangt hatten, daß die Elücks-
nummer durch einen beim Apiel Ilnbe-
teiligten aus dem Lentel gehoben wer-
den sollte.
„Reunzig!" schallte cs von dem
Rosenmunde der Rellnerin.
Ionas Nüske machte ein so selt-
sames Sesicht, wie wir es noch gar
nicht an ihm gesehen hatten; vor ihm
lag das Loos mit Nummer neunzig —
Sortuna hatte ihm zwei Rinder in die
Hände gcspielt. Alles gratulierte nnn
dem glücklichen Tewinner und der
Italiener überreichte ihm lächelnd die
zwei Lunstwerke.
8anz verlegen sah Ionas Nüske
auf die beiden Rinder, die in Iebens-
größe vor ihm standen und dachte sich:
„Was sür eine Hreude wird meine §rau,
die eine Rinderfreundin ist, haben, wenn
ich ihr diese lieben Dinger da heim-
bringe?"
Das Ainderheimführen- oder -tragen ist nicht immer
etwas Angenehmes, und auch nnserem Nüscke machte der
Transport der beiden Aleinen bis in seine ziemlich ent-
legene Alohnung schwere Iorgen. Lin o.räger war nicht
vorhanden, und wenn ja, so scheute Alüske vor dem
M.B.-V.
Das lachende nnd das weinende Kiird.
ein Hreund Ionas Nüske war ein seelenguter
Nann, der sein hinreichendes Auskommen hatte
und die Aleibcr und das Apiel verabscheuete.
Aber eine alte Cante wußte es so fein einzufädeln, daß
er sich endlich nach vieler reislicher Aeberlegung entschloß,
dem ewigen Drängen nachzugeben und sich von Hymens
süßen Rosenketten sesseln zu lassen. Lein geliebtes Aleib
war — ganz unzugeknöpst heransgesagt — cine Aan-
tippe vom reinsten Wasser, die dem armen Lhegesponsen
kaum das nötige bischen Bier abends beim „roten
2 tachelschwein" zugestand.
Wie stachlicht auch besagtes rotes Stachelschwein sein
mochte, so war es dennoch das sammtweiche Ruhekissen,
auf welchem Ionas Alüske an dem Cische einiger alten
Zechkumpane beim Ichoppen und beim Disput sein
Samilienpech vergaß. Hier lebte er nüeder auf, war froh
und guter Dinge.
guten Triukgeld, welches ihm mit seiner Krau nur Der-
druß bereitet hätte, also blieb ihm nichts anderes übrig,
als sich seiuer Ainder selbst anzunehmen. Anglücklicher
weise hatte Atüske heute seiner ßrau versprechen müssen,
anstatt um zehu, schon um neun llhr abends zuverlässig zu
Hause zn sein, denn um diese Ztunde sollte ein Herr Vnkel
der ^ran Alliske auf seiner Herienreise eintresfen und bei
ihr für einige Tage llnterstand nehmen. Dieser Cnkel
war kinderlos, hatte ein größeres Vermögen, srgo ....
T. !17eggeiidorfers k)uinoristische Blätter.
Denn wenn man selber ninnner
Den lVein vertragen kann,
Freut Linen anch das Trinken
Nicht mehr an 2lndern dann.
s)ch will Dir Gnnst bezengen
Dn braver Astronom
Und hent' mit Dir betrachten
Des hehren bsimmels Dom!"
Der Aänig aber wollte
s)artont die Bterne seh'n
Und als das Nohr blieb trnbe
Begann er d'ran zn dreh'n.
Tr schranbt am Gkulare —
Da kam 's mit Allgewalt
Darans hervorgeschossen,
Zn Lalle bracht 's ihn bald,
Nnd als er anf der Zinne
Vorsdem Nefraktor steht,
Da bengt sich sehr verlegen
Vor seiner Atajestät
Der Astronom, der sleiß'ge,
Und rät vom Schanen ab,
Dieweil das Rissensernrohr
Nicht gnte 5tunde hab'.
Und rings um roch 's nach Meine,
Der besten chorte gar;
Da ward dem gnten blönig
Nrplötzlich snrchtbar klar:
Daß anch sein tren'ster Diener
Trgeben war dem Bnff — —
Nnr seiner wie die Zlndern —
Trieb 's dieser Lrzkannff!
Th. M.
(Ledankensplittcr.
Auf der tvage der öffentlichen tNeinnug wiegt der zufälligste
Lrfolg inehr cils das verdienstvollste Streben.
Arbeit bedentet Brot flir den Aörper, Arznei fiir die Seelc.
Lin italienischer Typsfignrenhänd-
ler kam immer abends in das rote
Ltachelschwein und hatte zwei Gyps-
figuren: „das lachende und das
weinende ltind" zum Ausspielen, wie
dies in den Kasthäusern üblich ist, mit-
gebracht.
In zudringlicher Aleise bot er seine
Lose an, um endlich Ruhe zu haben,
nahmen wir Ieder eines, nur Müske
wollte um keinen Preis ein Loos nehmen.
Lndlich waren alle bis anf ein Ltück
angebracht — sogleich sollte die Ziehung
beginnen. Nun redeten wir unserem
gemütlichen Miscke so lange zu, bis er
das letzte Loos mit den zornigen Worten
nahm: „Gieb her das letzte Los, aber
dann schau' daß du fort kömmst!" So-
gleich fand die Ziehnng statt und zwar
durch die Hand der Rellnerin, weil die
Täste verlangt hatten, daß die Elücks-
nummer durch einen beim Apiel Ilnbe-
teiligten aus dem Lentel gehoben wer-
den sollte.
„Reunzig!" schallte cs von dem
Rosenmunde der Rellnerin.
Ionas Nüske machte ein so selt-
sames Sesicht, wie wir es noch gar
nicht an ihm gesehen hatten; vor ihm
lag das Loos mit Nummer neunzig —
Sortuna hatte ihm zwei Rinder in die
Hände gcspielt. Alles gratulierte nnn
dem glücklichen Tewinner und der
Italiener überreichte ihm lächelnd die
zwei Lunstwerke.
8anz verlegen sah Ionas Nüske
auf die beiden Rinder, die in Iebens-
größe vor ihm standen und dachte sich:
„Was sür eine Hreude wird meine §rau,
die eine Rinderfreundin ist, haben, wenn
ich ihr diese lieben Dinger da heim-
bringe?"
Das Ainderheimführen- oder -tragen ist nicht immer
etwas Angenehmes, und auch nnserem Nüscke machte der
Transport der beiden Aleinen bis in seine ziemlich ent-
legene Alohnung schwere Iorgen. Lin o.räger war nicht
vorhanden, und wenn ja, so scheute Alüske vor dem
M.B.-V.
Das lachende nnd das weinende Kiird.
ein Hreund Ionas Nüske war ein seelenguter
Nann, der sein hinreichendes Auskommen hatte
und die Aleibcr und das Apiel verabscheuete.
Aber eine alte Cante wußte es so fein einzufädeln, daß
er sich endlich nach vieler reislicher Aeberlegung entschloß,
dem ewigen Drängen nachzugeben und sich von Hymens
süßen Rosenketten sesseln zu lassen. Lein geliebtes Aleib
war — ganz unzugeknöpst heransgesagt — cine Aan-
tippe vom reinsten Wasser, die dem armen Lhegesponsen
kaum das nötige bischen Bier abends beim „roten
2 tachelschwein" zugestand.
Wie stachlicht auch besagtes rotes Stachelschwein sein
mochte, so war es dennoch das sammtweiche Ruhekissen,
auf welchem Ionas Alüske an dem Cische einiger alten
Zechkumpane beim Ichoppen und beim Disput sein
Samilienpech vergaß. Hier lebte er nüeder auf, war froh
und guter Dinge.
guten Triukgeld, welches ihm mit seiner Krau nur Der-
druß bereitet hätte, also blieb ihm nichts anderes übrig,
als sich seiuer Ainder selbst anzunehmen. Anglücklicher
weise hatte Atüske heute seiner ßrau versprechen müssen,
anstatt um zehu, schon um neun llhr abends zuverlässig zu
Hause zn sein, denn um diese Ztunde sollte ein Herr Vnkel
der ^ran Alliske auf seiner Herienreise eintresfen und bei
ihr für einige Tage llnterstand nehmen. Dieser Cnkel
war kinderlos, hatte ein größeres Vermögen, srgo ....