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§. M e g g e n d or fe r s u 1N o r i stis ch e Blätter.
Hreund Müske gestand uns allen diese sehr berück-
sichtigungswerten Nomente ein, doch wir rieten ihm, etwas
zu warten, indem er mit seinen beiden Kguren in den
noch sehr belebten tsassen Aussehen erregt hätte.
Äurch Zusall. hatte sich ein Hreund aus der Am-
gebung der Atadt emgesunden, welcher unseren Airkel
nur monatlich einmal besuchte. Dieser ließ es sich nicht
nehmen, einige Hlaschen echten Rheinwein zum Aesten
zu geben. Bald stand die Aaschenbatterie aus dem
Tische, und es wurde weiter gezecht.
Nüske saß schon wie auf Aohlen und trank zuerst
ein Klas, als aber die üblichen Coaste kamen, da stürzte
unser ängstlicher Ireund schnell noch einige Tläser
hinunter, um sich Lourage anzutrinken. Lchon zwei-
bis dreimal wollte Nüske aufbrechen, doch wir hielten
ihn stets zurück und riefen ihm zu: „Lr mäge bleiben
und kein ,5imndl^ sein!" Lndlich rasite er sich mit
einem heroischen Mute auf, packte seine zwei Rinder und
verließ nach slüchtigem Eruße, unter Eelächter seiner
Hreunde, das Gasthaus.
Ls war eine unsreundliche Novembernacht. Bald
wars der Vollmond sein helles Ticht auf das Atraßen-
pflaster, bald rasielte Lchnee und Regen nieder. T>er
arme Müske hatte einen schweren Atand, oder eigentlich
einen schweren 8ang mit seinen Rindern. Er brauchte
nocheinmal so viel Iseit als gewähnlich; das Trottoir
war sehr schlüpfrig geworden und er fürchtete bei jedem
Tchritte zu ftürzen und die Kiguren zu zerschlagen.
Tanz in Lchweiß gebadet langte er vor seinem
Wohnhause an. Lrmüdet stellte er seine Bürde unter
dieThoreinfahrt
und schellte der
Hausmeifterin,
die, daihrMann
krank im Bette
lag, rasch
öffnete.
Tonas
suchte in seiner
Tasche nach dem
Zperrgelde.
Aaum hatte aber
die Alte, welche
fehr stark allem
Aberglauben,
Alunderwerken
und besonders
Teistererschei-
nungenhuldigte,
den knarrendcn
^horflügel^geäsinet, so stieß sie einen Tchrei aus und
warf die Chüre wieder zu, indem fie den mafsiven Lifen-
u>egel von innen verschob. Müske, der sich dieses
U orgehen nicht zu enträtseln wußte, fieng an, auf's neue
grunmig zu läuten, zu klopsen, und als alle diese Bc-
unchungen fruchtlos waren, das Hausthor mit Zteinen
zri bombardieren. Dieser nächtliche Lärm stärte mehrere
Vausbewohner aus dem Tehlase und zog auch die lieblichc
emahlin unseres armen Ionas herbei, welche aber nicht
wa aus dem Lchlafe geweckt worden war.
-- ^ hatte gewacht und mit Bangen auf ihren
d?^?utet, und anftatt um neun Ahr kam dieser
^i /'^"sschtige Nann um zwälf Ahr nach Hause. Lo
o^sti^^^chen in den Hlittermauswochen, die das gleich-
g j nnmte paar miteinander verlebte, war noch aar nicht
vorgekommen!
Herr Snkel war richtig punkt neun Ahr
wi,m und die Nichte mußte ihn allcin empfangen,
nißte chn allem bewirten und zu Bette bringcn und
n eyrwurdigen Greis auch noch heillos belügen, indem
sie vorgab, ihr Nann sei heute in sehr wichtigen 8e-
schäften abwesend. Dem lieben Aleibchen war ganz
unheimlich zu LAute, fie zitterte am Leibe vor Zorn,
Tift und töalle .... da vernahm sie das gewaltige
Tetäse, welches ihr Haupt und Herrscher unten verur-
sachte, sie aus dem Äette hinab in die Hausslur trieb.
Ihr erster Blick fiel aus drei alte Aleiber in dunklen
gcflickten Anterröcken, welche sich mit den Händen um-
schlungen hielten; das Mittelstück dieser Kruppe bildete
die alte Hausmeisterin, man wähnte die drei Hexen aus
Nacbeth vor sich zu haben — vor Tchrecken derart über-
mannt, daß sie von der im Hause wohnenden Häcklerin,
und der durch den Lärni ebenfalls allarmierten Aläscherin,
unterstützt werden mußte. Ictzt kam auch noch Nadame
de Müske dazu und es begann in der tzausflur ein
schaucrliches Geflüster, denn die drei Aleiber wollten alle
zugleich das Hurchtbare erzählen und doch konnte keinc
von ihnen vor Angst und Tchrecken zu Worte kommen.
Lndlich erfuhr Hrau Nüske, daß die Hausmeisterin vor
einer Viertelstunde etwa herausgeschellt worden sei, und
als sie das Hausthor geöffnel habe, sei keine Seele
draußen gewesen; wie aber der Vollmond plötzlich aus
den Alolken tritt und in das Hausthor sällt, da stehen
auf einmal zwei kleine Ainder in weißen Lterbehemdchen
an der Achwelle und falten die ksändchen, und diefe
Ainder — darauf könne die Hausmeisterin 8ift nehmen —
das seien die iZwillingskinder ihrer Achwester gewesen,
welche vor sieben Tagen aus iiAangel an Pflege an einem
Hieber verstorben wären.
Krau dAüske hörte den Bericht mit ungläubigem
Aopfschütteln an, nahm sodann die aufgeregtc Haus-
meisterin beim Arm und sprach: „Krau Aathi, 2ie
können Ainder gesehen haben, lebendige oder tote, so
viel Äie wollen, aber was an unserer Hausthüre da
draußen klopft, schimpft und im Ächnee stampft, das ist
— darauf künnen Zie Petroleum nehmen — kein Teist,
das ist mein Mann, der ehevergeffene LAensch, geben Aie
mir den Achlüfsel!" — Tie drei alten Weiber zogen sich
in den Hintergrund zurück, während Krau dAüske, in der
Linken den Leuchter, in der Rechten den großen Haus-
schlüffel haltend, mutig dem erhore zupantoffelte und es
rasch öffnete. (Schluß folgi).
Sie geht scharf vor.
„Gnädige Frau, Ihre Töchtcr sind reizend — die liebens-
wiirdigsten jungcn Danien, wolchc ich kennen gelernt habe —"
„llnd was können Sie Ihrer Frau bieten?"
§. M e g g e n d or fe r s u 1N o r i stis ch e Blätter.
Hreund Müske gestand uns allen diese sehr berück-
sichtigungswerten Nomente ein, doch wir rieten ihm, etwas
zu warten, indem er mit seinen beiden Kguren in den
noch sehr belebten tsassen Aussehen erregt hätte.
Äurch Zusall. hatte sich ein Hreund aus der Am-
gebung der Atadt emgesunden, welcher unseren Airkel
nur monatlich einmal besuchte. Dieser ließ es sich nicht
nehmen, einige Hlaschen echten Rheinwein zum Aesten
zu geben. Bald stand die Aaschenbatterie aus dem
Tische, und es wurde weiter gezecht.
Nüske saß schon wie auf Aohlen und trank zuerst
ein Klas, als aber die üblichen Coaste kamen, da stürzte
unser ängstlicher Ireund schnell noch einige Tläser
hinunter, um sich Lourage anzutrinken. Lchon zwei-
bis dreimal wollte Nüske aufbrechen, doch wir hielten
ihn stets zurück und riefen ihm zu: „Lr mäge bleiben
und kein ,5imndl^ sein!" Lndlich rasite er sich mit
einem heroischen Mute auf, packte seine zwei Rinder und
verließ nach slüchtigem Eruße, unter Eelächter seiner
Hreunde, das Gasthaus.
Ls war eine unsreundliche Novembernacht. Bald
wars der Vollmond sein helles Ticht auf das Atraßen-
pflaster, bald rasielte Lchnee und Regen nieder. T>er
arme Müske hatte einen schweren Atand, oder eigentlich
einen schweren 8ang mit seinen Rindern. Er brauchte
nocheinmal so viel Iseit als gewähnlich; das Trottoir
war sehr schlüpfrig geworden und er fürchtete bei jedem
Tchritte zu ftürzen und die Kiguren zu zerschlagen.
Tanz in Lchweiß gebadet langte er vor seinem
Wohnhause an. Lrmüdet stellte er seine Bürde unter
dieThoreinfahrt
und schellte der
Hausmeifterin,
die, daihrMann
krank im Bette
lag, rasch
öffnete.
Tonas
suchte in seiner
Tasche nach dem
Zperrgelde.
Aaum hatte aber
die Alte, welche
fehr stark allem
Aberglauben,
Alunderwerken
und besonders
Teistererschei-
nungenhuldigte,
den knarrendcn
^horflügel^geäsinet, so stieß sie einen Tchrei aus und
warf die Chüre wieder zu, indem fie den mafsiven Lifen-
u>egel von innen verschob. Müske, der sich dieses
U orgehen nicht zu enträtseln wußte, fieng an, auf's neue
grunmig zu läuten, zu klopsen, und als alle diese Bc-
unchungen fruchtlos waren, das Hausthor mit Zteinen
zri bombardieren. Dieser nächtliche Lärm stärte mehrere
Vausbewohner aus dem Tehlase und zog auch die lieblichc
emahlin unseres armen Ionas herbei, welche aber nicht
wa aus dem Lchlafe geweckt worden war.
-- ^ hatte gewacht und mit Bangen auf ihren
d?^?utet, und anftatt um neun Ahr kam dieser
^i /'^"sschtige Nann um zwälf Ahr nach Hause. Lo
o^sti^^^chen in den Hlittermauswochen, die das gleich-
g j nnmte paar miteinander verlebte, war noch aar nicht
vorgekommen!
Herr Snkel war richtig punkt neun Ahr
wi,m und die Nichte mußte ihn allcin empfangen,
nißte chn allem bewirten und zu Bette bringcn und
n eyrwurdigen Greis auch noch heillos belügen, indem
sie vorgab, ihr Nann sei heute in sehr wichtigen 8e-
schäften abwesend. Dem lieben Aleibchen war ganz
unheimlich zu LAute, fie zitterte am Leibe vor Zorn,
Tift und töalle .... da vernahm sie das gewaltige
Tetäse, welches ihr Haupt und Herrscher unten verur-
sachte, sie aus dem Äette hinab in die Hausslur trieb.
Ihr erster Blick fiel aus drei alte Aleiber in dunklen
gcflickten Anterröcken, welche sich mit den Händen um-
schlungen hielten; das Mittelstück dieser Kruppe bildete
die alte Hausmeisterin, man wähnte die drei Hexen aus
Nacbeth vor sich zu haben — vor Tchrecken derart über-
mannt, daß sie von der im Hause wohnenden Häcklerin,
und der durch den Lärni ebenfalls allarmierten Aläscherin,
unterstützt werden mußte. Ictzt kam auch noch Nadame
de Müske dazu und es begann in der tzausflur ein
schaucrliches Geflüster, denn die drei Aleiber wollten alle
zugleich das Hurchtbare erzählen und doch konnte keinc
von ihnen vor Angst und Tchrecken zu Worte kommen.
Lndlich erfuhr Hrau Nüske, daß die Hausmeisterin vor
einer Viertelstunde etwa herausgeschellt worden sei, und
als sie das Hausthor geöffnel habe, sei keine Seele
draußen gewesen; wie aber der Vollmond plötzlich aus
den Alolken tritt und in das Hausthor sällt, da stehen
auf einmal zwei kleine Ainder in weißen Lterbehemdchen
an der Achwelle und falten die ksändchen, und diefe
Ainder — darauf könne die Hausmeisterin 8ift nehmen —
das seien die iZwillingskinder ihrer Achwester gewesen,
welche vor sieben Tagen aus iiAangel an Pflege an einem
Hieber verstorben wären.
Krau dAüske hörte den Bericht mit ungläubigem
Aopfschütteln an, nahm sodann die aufgeregtc Haus-
meisterin beim Arm und sprach: „Krau Aathi, 2ie
können Ainder gesehen haben, lebendige oder tote, so
viel Äie wollen, aber was an unserer Hausthüre da
draußen klopft, schimpft und im Ächnee stampft, das ist
— darauf künnen Zie Petroleum nehmen — kein Teist,
das ist mein Mann, der ehevergeffene LAensch, geben Aie
mir den Achlüfsel!" — Tie drei alten Weiber zogen sich
in den Hintergrund zurück, während Krau dAüske, in der
Linken den Leuchter, in der Rechten den großen Haus-
schlüffel haltend, mutig dem erhore zupantoffelte und es
rasch öffnete. (Schluß folgi).
Sie geht scharf vor.
„Gnädige Frau, Ihre Töchtcr sind reizend — die liebens-
wiirdigsten jungcn Danien, wolchc ich kennen gelernt habe —"
„llnd was können Sie Ihrer Frau bieten?"