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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 13.1893 (Nr. 118-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20270#0062
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58

L. Meggendorfers u m o ri st i s ch e Blätter.

Der ttmtterliebe zarte Sorgen,

Sie währen bis zum frnhcn lNorgen.
Denn ach! der holden Uinder Schaar
verlangt bald das, bald jenes gar.

Das Mädchen prngelt bald der Anabe,
Bald lehnt er sich zn weit hinaus,
Dnrchmißt den Raum an Vaters Stabe
Und rnft: Sind wir nicht bald zu bfans?
Das Atädel sah schon lange prangen
Dort über sich in Retzes lhöhen
Den Speisovorrat > Auf den wangen
verrät'risch dicke Tropsen stehen.

Ls saßt ein namenloses Sehnen
Ihr kleines Lserz nach sdroviant,

Doch erst nach Bitten und nach Lhränen
Den U)eg znm tliagen dieser fand.
vertilgt bis anf die letzten Spnren
Ist nächtlich dnrch die llliindlcin hold,
Mas noch anf den erwählten Fluren
Fiir lange Tage reichen solltl" —

8), daß gefüllt er ewig bliebe
Der Reisekorb — der Ainder Liebe I

2. lllohnnng snchen.

Da wo das Strenge mit dem Iarten,

Wo Fels nnd grüner lVald sich paarten,
Da ist man am erkornen Kang;

Doch priife, wer hierorts sich bindet,

Vb auch sich praktisch Alles findet I
Der lvahn ist knrz, die Ren' ist lang.
Lieblich scheinet Dich zn locken
von lhötels ein bnnter Aranz,

Und Dn brauchst nnr znzngreifen,

Alle scheinen sie voll Glanz.

Sieh, Dn bindest Dich in Lile
lvohl der lvochen zwei nnd drei,

Doch schon nach dcr ersten Rcchnnng
Reißt der schöne lvahn entzwei.

Die Täuschung entflieht,

Doch Dn mußt weilen,

Der Lifer verglüht,

Die Gelder enteilen! —

Ueckischer ckutfcher.

4. Bergsteigen.

Nun geht es hinaus
In's bergige Leben,

Nun heißt es: Ulit Sans
Die ljöhen erstrebenl
lUan muß es doch wagen,

Die Gipfel zu erjagent

lUit äußerem lUut nnd heimlichem lvehe

So geht es hinan aus die sonnige Ljöhe.

Schon kenchet leise

Die züchtige lsausfrau,

Die lUntter der Ainderl
Lrmahnungen weise
Lrteilt sie im Areise
Ermuntert die Ukädchen
Und wehret den Anaben.

Sie nimmt anch am Lnde
Die sleißigen lsände
Zur lhülfe beim Steigen,

Bis endlich beim Neigen
Der Sonne wieder zn lsanse man ist.
Doch — auszunntzen gilt es die Fristl
D'rum nene That bringet der lUorgen-
lUan ruhet nimmerl sschimmer,

(Schluß fülgt.)

Kciue lLungersuc't.

jdfarrer: „lvarnm hat sich Dein llater
das Leben genommen?"

Bnbe: „lvegen der Arbeitsnot."
psarrer: „Dn willst wohl sagen wegcn
der lönngersnot."

Bnbe: „B nein, ljnngerhabenwirgeiiugl"

Innge Dame: „Sind Sie noch srei, Antscher?"

Autsch er: „Ick nich, mein pntchen — aberst die Droschkel"

öööflich.

Richter (nach dcr Aede des vcrteidigers): „Angeklagtor, haben Sie noch irgend was zn
bemerken?"

Angeklagter: „lVcnn Sie erlanben, möchte ich dem Uerrn llerteidiger mein tiefstes
Bedanern bezüglich seiner rhotorischen Begabnng ansdrückenl"

Äcgenfeitigcr Vorwnrf.

Sie: „G, was habe ich wLhrend der Zeit unserer Lhe nicht schon Alles von
Dir hinabgcwürgtl"

Lr (schaudernd an llue Rochleistungcn denkcnd)? „Und i ch erst von D i r I"

Uubcgreiflich.

Stlldent (mit eincm furchtbarc» Aater in der Zeitung blätternd)^ „'S ist ZN dnmm ans der
lvelt, da werden jetzt zmei Aater gesucht und ich wär' froh, wenn ich den
einen los hätt'I"_

Äiu gutes Weib.

Frennd: „Ls muß ein furchtbarer Schlag siir Sie gewescn sein, verehrte Frau. Sie
hiolten Ihren lUann sür so ehrlich, während cr so große Snmmen unterschlugl"

Eattin (eines imrchgegangcnenLasstcrers): „Nein, ich hatte keine Ahnung; meine jährliche
Schneiderrechnung betrng allerdings mehr als sein Gehalt, aber ich hatte nie den
geringsten verdacht." _

ÜLalitiös.

Aeltliche Tousine: „Ich würde mich nie dazn hergeben, einen Distanzritt zn
unternehmen."

Lonsin: „Das glanbe ich Dir, denn Dn beteiligst Dich ja stets beim — Distanz sitzenl"
 
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