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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 14.1893 (Nr. 131-143)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20272#0020
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L. Me g g en d o r fe rs !)umoristisch e Blätter.

Die Kaffee-Schlacht.

"V^ochmals wanderte prüfend der Blick der Frau Zldministra'
v torin iiber den reichlich mit Uuchen und sonstiaein Back-
werk bedeckten Tisch. — Alles war in Drdnung. Es war auch
gut, denn da schellte es ja schon.

„Das ist gewiß die Doktorin, die muß natiirlich iminer die
Lrste und beim Fortgehen die Letzte sein, damit keine nber sie
schimpsen kann. Die eitle Gans bildet sich ein, noch eine hiibsche
Frau zu seinch — da gieng die Thnre auf und die Betreffendc
trat wirklich ein.

„Ach, liebe, schöne Fran Doktor, das ist herrlich, daß Sie
schon da sind, da können wir doch noch ein Weilchen ungestört
plaudern, bis die beiden andern Damen kommen."

„Ia, ja, ich weiß," entgegnete diese, mit scheinbar berzlicher
Freude der Frau Zldministrator die lsände schüttelnd, „wenn
die Apothekerin kommt, dann ist's ans mit dem Sprechen, die
pappelt ja dem Teufel das Mhr weg, diese komische Person;
die denkt immer, sie ist die Gescheitcste und versteht alles am
Bcsten, aber ihre Rinder kann sie nicht einmal ordcntlich anziehen.

Dnd wieder schellte es nnd gleich daranf trat die Frau
Zlpothekerin ein.

„2lch, wie schön, daß Sie schon da sind, licbste Freundin,"
echoten die beiden andern gleichzeitig, und die Frau Doktorin
konnte sich gar nicht enthalten, der Angekommencn einen herz-
haften Auß zu geben.

„Ietzt sehlt nur noch dic Frau Zlssessor," hieß es.

„Ia freilich, die muß immer die Letzte scin," nahm nun
die Apothekerin das wort, „sie meint, das wäre nobel, und
dabci hat sie zn lsause kaum das Salz in der Suppe" — und
so gieng's fort.

Lndlich crschien die schüchterne Assessorin, wurde natürlich
auch stürmisch bewillkommnet, und die Schlacht nahm nun ihren
regelrechten Ocrlauf.

Gegen 6 Uhr brach die Asscssorin zuerst auf.

„was, Sie wollen schon sort, bleiben Sie doch noch, Sie
reizende, kleine Frau," tönte es von allen Seiten.

„Thut mir leid, aber ich muß meinen INann abholen, er
crwartet mich um s Nhr an seinem Bureau" — und sie ließ
sich nicht halten.

„Dieses verliebte Fraucnzimmer!" „Ach diese rührende
Lhel" „Nein, die reinste Backfischliebel" zischelte man nun
hohnlachend durcheinander, und nun gicng's iiber das armc,
einfache IDeibchcn tnchtig hcr.

Lndlich verabschicdete sich auch die Frau Apotheker.

„Die darf was sagen," mcinte nnn die Doktorin, als jene
fort war, „da ist mir dic Assessorin doch tanscndmal lieber, als
die anfgeblascne jbrotzin; weil ihr Illann mit seinen Salbcn und
sonstigem Geschmier ein bisl Geld verdient hat, glanbt sie, sie
kann übcr Iedes schimpfen. — Aber jetzt muß ich anch heim,
es ist doch schon sxät geworden, leben Sie recht wohl, liebste,
beste Freundin" — ein schallendcr Ituß mit inniger llmarmnng,
und sort war sie.

„Gott sei Dank, daß nur die fort ist, das ist schon die
cckelhaftcste jdlaudertasche von der IDelt und falsch wie zchn
Aatzen," — dachte die Administratorin.

II?as die Andercn bei ihren Lheherren daheim über ihre
Kaffeefreundinnen alles erzählt haben, wollen wir lieber ver-
schweigen, sicher ist aber, daß anch die Frau Administrator nicht
znm Besten wegkam — das ist nun einmal so Sitte und Brauch
bei nnd nach einer — Uaffeeschlacht.

vr. tKmipeles Malfahrt.

„Siel da obenl ich habe mich
wohl verirrtl Sagen Sie 'mal
wie kann ich deun da hinnnter . . "
s„Fluig ab! aufg'schaut!"

„Sie l — ich möchte nach jdnrzel-
bach ..."

„Aufg'schaut da uuteul" —

„Li, hören Sie doch aus, nun
ist's genugl"
 
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