L. Me g g e n d o rfer s ^ u in o r i st i s ch e Blätter.
7^
l^^as giebt's donn hicr?"
„thicr wird entwickolt."
„Wo ist denn Gtto?"
„ksierl"
„Nnd Mama?"
„Anchl"
„was?"
„Mama ist anch hier!" antwortetc mir l?ali ans der
Dnnkelkammer.
„Sag' mal, warnm hört man so schlecht dnrch die Thiire?"
„wir haben sie mit dem Smyrnateppich verhängt!"
„Papa!" rief die Stimme Vttos gedämxft von innen.
„was wiinschest Dn mein Sohn?"
„wir haben eine Neberraschnng siir Dich: Deinen tNops
in zwei dlusnahmcn. Die jdlatten sind prächtig. Ich badc ihn
ebcn in Alann."
„wen, den Mops?"
„dlch nein, sein Bild!"
„So - sol" -
So gieng ich denn wiedcr an meinen Schrcibtisch, dcnn ich
sah wohl, mit Gtto konnte ich doch nicht sprechen.
Nach einer Stnnde etwa kam er nach. Ich wollte ihn
möglichst heiter stimmen, weil er gar so vergrämt aussah. Da-
rnm heuchelte ich Interesse an seinem Lieblingsthema.
„Nnn, wo sind denn die Moxsbilder?"
„Morgen, morgen, lieber Papa!" meinte er ausweichend,
wolltest Du vielleicht über Scherr mit mir sprechen?"
„Ia, aber reiche mir zuerst meine pfeifel" Dann fuhr ich
fort: „Im Iahr f87I kaufte Schcrrs Großvater thatsächlich
das strittige jdalais. Es ist mir fraglich, ob er die erste Rate
gleich am ersten November oder erst zu Ncnjahr zahlte. Glanbst
Dn niln, daß die feither regelmäßig am ersten November cr-
folgte Ratenzahlnng die Annahme znlcißt . . ."
„paxa >"
„was mein Sohn?"
„Bleib' so stehen, wio Dn jetzt stehst!"
„warnin denn?"
„Ich werde Dich gleich aiifnehmen in dieser prächtigcn
Stellung I"
Mein Schwiegersohn verschwand, um nach einer Minnte
init dem 2lpparat bewaffnet zu erscheinen.
Ich habe vor einer Viertelstniide Mama mit oiner Stickerei
aufgenommen. Nun Dich als Pendant, die pfcife haltend. Bitte
mehr rochts! Schnapp l So — fertig > Doch warte! Zur Sicher-
heit gleich dasselbe Bild nocheinmal. — Schnapp! — tlnd jetzt
ist es fiinf Ilhr. Ich nahm mir vor, noch heute das Roiter-
denkmal anf dcm Stadtplatz zu xhotographieron. wenn es nicht
zu spät werden soll, mnß ich gleich gehcn. Dn kannst nür ja
die Geschichte mit Scherrs Raten nachher erzählen. Adienl"
Abends niilßte mein Schwiogersohn leider „entwickeln." Am
nächsten Morgen copieren. Gegeii Mittag war er endlich frei.
„Nun wollen wir Scherrs Fall erörtern."
„Nein, verzcihe, zuerst die Bilder! Nninmer eins,
Dcr Äpparat meines Schwiegersobues.
Der Mops. Niimmer zwei, ebenfalls der Mops.
Diesmal kratzte er sich leider während der Anfnahme. Darum
sieht es beinahe so ans . . ."
„?lls ob er drei Ghren und fünf Fiißo hätte . . ."
„Ia, beinahe. Abor sich das erste Bild!" Zwar erscheint
wcgen dor jderspektive der kfinterteil viel zu klein gegen Aopf
und Brust. Aber die Ungezwuiigenheit der Ziigel Das bringt
ein Bcrufsphotograph gar nicht zusammen. Es ist dies das
beste allcr meiner Bilder. Dagegen sind die andern ctwas
mißlnngen. Mißlungen ist cigentlich cin viel zu harter Ausdrnck.
Sie collidierten cinfach zn Zwcien auf je einer Platte. Ich
vergaß, daß ich Dich ailfgenommen und brachte Dich
mit Deiner großen Pfeife und Mama
auf einom Bilde zusammen. Lcider ist
mir dasselbe auch mit dem Reitcrstandbild
passiert und so konimt es, daß nnn dieses
Doine große Pseife im Mnnde hat. Man
vergißt eben so leicht das plattenivechscln.
Troste Dich aber, Schwiegerpapa, ich
werde Dich noch einmal aufnehmon nnd
dicsmal tadellos. Ich koinmo langsam in
Uebung und nach einigen hnndcrt platteii. "
„Aünftlg werde ich es viel besser köiinen!"
Ich boruhigte darauf meineii Gtto und sprach ihm Mut
zu. Es wiirde schon besser koinmen, niir nicht zagen — nach
einigen hundcrt Platton ....
Am Tage darauf hatte Gtto das vergnügcn, ein noues
Gpfer zu kapern. Statthaltereirat Siinonis kam zn mir, nm
mich nameiis der Regierung aufzufordern, mich znm Landidaten
der liberalon lvähler aufstellen zu lassen. Er glaubte sich für
den giinstigen Lrfolg der Aktion verbürgen zu können, habe
selbst mich höheron Grts in Vorschlag gebracht. — Das photo-
graphiertwerden in zehn verschiedenen Stellnngen machte ihm
sichtlich viel Spaß. Da ich wußtc, daß feine Frau großen Ein-
fluß anf ihn hade, beorderte ich Gtto sofort zn ihr, um auch
sie zu verewigen. Doch Fran Rat lehnto die Ehre zu Gunsten
ihrcr Tochter ab, die Gtto singend am Alavierc aufnohmeii
mußte. Leider ist mit der jdcrsxektive
Mächten kein ewiger, ja iiberhaupt kein
Bund zu flechten. Das Bild dcs kserrn
Statthaltercirats war ja sonst ganz hiibsch,
aber die große, große lhand im Vordor-
grundI
Gtto übersandte cs trotzdem meinem
Protektor. Nicht so das Bild der Tochter,
das mein Schwiegersohn leidcr mit einer
auf dem lvege zu des Rates pilla er-
haschten ländlichon Sccne (fliegende
Gänse) in seltsamer weise verqnickt
hatte. Nnr so konnte es auch
koinmen, nämlich nur durch Gttos
Zerstrentheit, dcr wioder einmal an
den wechsel der Platten vergessen
hatte, daß in dcm Salon der Rätin
knapp am Alaviere ein - Dünger-
hanfon lag.
Drei Tage sxäter hatte meine Fran ihren Iour. Alle Damcn
erschienen vollzählig, nur von Simonis niemand. Am Morgcn
nachher aber kam oin Brief von ihm, in dem cr mitteilte, das;
von eincr Unterstützunq meiner Tandidatnr lcider Abstand gc-
nommen werdon miisse. — Sollte am Lnde Gttos Apxarat an
dcm Mißverständnisse Schuld tragen? — Ich nahm mir vor,
heute beim Diner Gtto nnd vali cine weniger verfängliche
Zerstreuung vorzuschlagen. Nicht daß es mir Mühe gemacht
7^
l^^as giebt's donn hicr?"
„thicr wird entwickolt."
„Wo ist denn Gtto?"
„ksierl"
„Nnd Mama?"
„Anchl"
„was?"
„Mama ist anch hier!" antwortetc mir l?ali ans der
Dnnkelkammer.
„Sag' mal, warnm hört man so schlecht dnrch die Thiire?"
„wir haben sie mit dem Smyrnateppich verhängt!"
„Papa!" rief die Stimme Vttos gedämxft von innen.
„was wiinschest Dn mein Sohn?"
„wir haben eine Neberraschnng siir Dich: Deinen tNops
in zwei dlusnahmcn. Die jdlatten sind prächtig. Ich badc ihn
ebcn in Alann."
„wen, den Mops?"
„dlch nein, sein Bild!"
„So - sol" -
So gieng ich denn wiedcr an meinen Schrcibtisch, dcnn ich
sah wohl, mit Gtto konnte ich doch nicht sprechen.
Nach einer Stnnde etwa kam er nach. Ich wollte ihn
möglichst heiter stimmen, weil er gar so vergrämt aussah. Da-
rnm heuchelte ich Interesse an seinem Lieblingsthema.
„Nnn, wo sind denn die Moxsbilder?"
„Morgen, morgen, lieber Papa!" meinte er ausweichend,
wolltest Du vielleicht über Scherr mit mir sprechen?"
„Ia, aber reiche mir zuerst meine pfeifel" Dann fuhr ich
fort: „Im Iahr f87I kaufte Schcrrs Großvater thatsächlich
das strittige jdalais. Es ist mir fraglich, ob er die erste Rate
gleich am ersten November oder erst zu Ncnjahr zahlte. Glanbst
Dn niln, daß die feither regelmäßig am ersten November cr-
folgte Ratenzahlnng die Annahme znlcißt . . ."
„paxa >"
„was mein Sohn?"
„Bleib' so stehen, wio Dn jetzt stehst!"
„warnin denn?"
„Ich werde Dich gleich aiifnehmen in dieser prächtigcn
Stellung I"
Mein Schwiegersohn verschwand, um nach einer Minnte
init dem 2lpparat bewaffnet zu erscheinen.
Ich habe vor einer Viertelstniide Mama mit oiner Stickerei
aufgenommen. Nun Dich als Pendant, die pfcife haltend. Bitte
mehr rochts! Schnapp l So — fertig > Doch warte! Zur Sicher-
heit gleich dasselbe Bild nocheinmal. — Schnapp! — tlnd jetzt
ist es fiinf Ilhr. Ich nahm mir vor, noch heute das Roiter-
denkmal anf dcm Stadtplatz zu xhotographieron. wenn es nicht
zu spät werden soll, mnß ich gleich gehcn. Dn kannst nür ja
die Geschichte mit Scherrs Raten nachher erzählen. Adienl"
Abends niilßte mein Schwiogersohn leider „entwickeln." Am
nächsten Morgen copieren. Gegeii Mittag war er endlich frei.
„Nun wollen wir Scherrs Fall erörtern."
„Nein, verzcihe, zuerst die Bilder! Nninmer eins,
Dcr Äpparat meines Schwiegersobues.
Der Mops. Niimmer zwei, ebenfalls der Mops.
Diesmal kratzte er sich leider während der Anfnahme. Darum
sieht es beinahe so ans . . ."
„?lls ob er drei Ghren und fünf Fiißo hätte . . ."
„Ia, beinahe. Abor sich das erste Bild!" Zwar erscheint
wcgen dor jderspektive der kfinterteil viel zu klein gegen Aopf
und Brust. Aber die Ungezwuiigenheit der Ziigel Das bringt
ein Bcrufsphotograph gar nicht zusammen. Es ist dies das
beste allcr meiner Bilder. Dagegen sind die andern ctwas
mißlnngen. Mißlungen ist cigentlich cin viel zu harter Ausdrnck.
Sie collidierten cinfach zn Zwcien auf je einer Platte. Ich
vergaß, daß ich Dich ailfgenommen und brachte Dich
mit Deiner großen Pfeife und Mama
auf einom Bilde zusammen. Lcider ist
mir dasselbe auch mit dem Reitcrstandbild
passiert und so konimt es, daß nnn dieses
Doine große Pseife im Mnnde hat. Man
vergißt eben so leicht das plattenivechscln.
Troste Dich aber, Schwiegerpapa, ich
werde Dich noch einmal aufnehmon nnd
dicsmal tadellos. Ich koinmo langsam in
Uebung und nach einigen hnndcrt platteii. "
„Aünftlg werde ich es viel besser köiinen!"
Ich boruhigte darauf meineii Gtto und sprach ihm Mut
zu. Es wiirde schon besser koinmen, niir nicht zagen — nach
einigen hundcrt Platton ....
Am Tage darauf hatte Gtto das vergnügcn, ein noues
Gpfer zu kapern. Statthaltereirat Siinonis kam zn mir, nm
mich nameiis der Regierung aufzufordern, mich znm Landidaten
der liberalon lvähler aufstellen zu lassen. Er glaubte sich für
den giinstigen Lrfolg der Aktion verbürgen zu können, habe
selbst mich höheron Grts in Vorschlag gebracht. — Das photo-
graphiertwerden in zehn verschiedenen Stellnngen machte ihm
sichtlich viel Spaß. Da ich wußtc, daß feine Frau großen Ein-
fluß anf ihn hade, beorderte ich Gtto sofort zn ihr, um auch
sie zu verewigen. Doch Fran Rat lehnto die Ehre zu Gunsten
ihrcr Tochter ab, die Gtto singend am Alavierc aufnohmeii
mußte. Leider ist mit der jdcrsxektive
Mächten kein ewiger, ja iiberhaupt kein
Bund zu flechten. Das Bild dcs kserrn
Statthaltercirats war ja sonst ganz hiibsch,
aber die große, große lhand im Vordor-
grundI
Gtto übersandte cs trotzdem meinem
Protektor. Nicht so das Bild der Tochter,
das mein Schwiegersohn leidcr mit einer
auf dem lvege zu des Rates pilla er-
haschten ländlichon Sccne (fliegende
Gänse) in seltsamer weise verqnickt
hatte. Nnr so konnte es auch
koinmen, nämlich nur durch Gttos
Zerstrentheit, dcr wioder einmal an
den wechsel der Platten vergessen
hatte, daß in dcm Salon der Rätin
knapp am Alaviere ein - Dünger-
hanfon lag.
Drei Tage sxäter hatte meine Fran ihren Iour. Alle Damcn
erschienen vollzählig, nur von Simonis niemand. Am Morgcn
nachher aber kam oin Brief von ihm, in dem cr mitteilte, das;
von eincr Unterstützunq meiner Tandidatnr lcider Abstand gc-
nommen werdon miisse. — Sollte am Lnde Gttos Apxarat an
dcm Mißverständnisse Schuld tragen? — Ich nahm mir vor,
heute beim Diner Gtto nnd vali cine weniger verfängliche
Zerstreuung vorzuschlagen. Nicht daß es mir Mühe gemacht