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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 15.1893 (Nr. 144-154)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20273#0031
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L. Meggendorfers ^umoristische Blätter.

ös

Der Taternßerg.

(Schluß.)

Längst ist dcr letzte Schutz verklungen
Nein Waldhoru ruft, kein Maidschrei schallt,
Du bist wie eine stille Leiche,

Du eiiist so stolzer Tannenwald.

Aem Falke jauchzt ob Deinen Baumen,
Ts liegt auf Dir wie Todesnacht.

Die ksolzaxt bat ihr lVerk begonnen
Und Stainin auf Stamm zu Boden kracht

Ich füstl' die alten Augen brennen,
Ülir wird so weh, o kjochwald mein
Ich hoffte einst in Dir zu ruhen,

In Dir wollt' ich begraben sein.

(Sin ironischer Gauner.

kserr: „Schenkcn tku' ich Ihnen nichts, aber Arbeit will
ich Ihnen geben . .

Arbeitsscheuer Stromer: „Ia schau'n 5', die schenk' I
Ihna a!"

^ketzt lachte Artbur wirk-
lich lustig auf. „Gar
nichts habe ich bemerkt I Ich
selbst bin nur zuweilen —
es ist nicht schlimm, gnädiges
Fräulein, ich versichere Sie,
vielleicht uur Tinbildung;
indessen — " hier strich er
wieder über seine Stirn —
„ich glaube wirklich, daß ich
zuweilen nicht ganz richtig

im Aopfe bin-."

Solche lVendung ihrer
Unterhaltung mit Arthur
hatte Lllen allerdings nicht
erwartet. Sie wnßte auchin
der That im ersten Zlugenblick
uicht, wie sie dieselbe aus-
nehinen sollte und wenn es
nicht der einzige Sohn des
besten Froundes ihres vaters
gewesen wäre, wer weiß,
wie die Sache dann abge-
lausen scin würde. Aber
wenn schon neben allen
sonstigen Vorzügen, — und
Arthur lVolzendorf war in
oer That ein schöner, junger
Ukann, — Iemand eine der-
artige Lmpfehlung in der
Tasche hat, dann wird ihm
von den Damen vieles zu
gute gehalten. Lllen blickte
ihn deshalb nur etwas
zweifelnd zwar, aber doch
frenndlich an: „Sie haben
bisher bei Ihrer Fran Tante
gelebt, kserr kvolzendorf?"

„Ia, bei meiner guten
Tante Ursel. Ich hoffe, sie
hat mich zu einem ciniger-
maßenbrauchbarenUlenschcn
erzogen. Ukühe genug hat
sie sich um ihren Neffen ge-
geben."

Ieht lachte Lllen lcise
auf. Der scherzhafte Ton
that ihr wohl. „!vie nett,"
hauchte sie, dann fuhr ste
plöhlich lauter fort: „Vb
Ihre Tante sich wohl ent-
schließen könnte, uns einmal
zu besuchen? Ls ist doch
so reizend auf dem Tatern-
berge."

„Und ob nicht, gnädiges Fräuleinl Ich glaube, sie käme
lieber heute als niorgen, um ihreu grotzen Iungeii wiedec iu
die Zucht zu nehmen. lvieder lachte Lllen belustigt auf: „Ich
werde ihr schreiben, sie cinladen, sobald als möglich, und wenu
es sein kann, für den ganzen Soinmer zu kommcn."
 
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