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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 15.1893 (Nr. 144-154)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20273#0033
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L. ^Neggendorfers ifumoristische Blätter.

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eigentlich recht licb, baß Istre Tanto dcn Soniincr iiber bci nns
lileiben will, besonders meiner Tllen wcgen;" dcr alte tferr
legto seine wclke tfand anf die zarten, rosigcn Fingcr scincr
Lnkelin, „hosfentlich hält sie cs bci nns so langc ans, golt
Alcine?"

Lllen nicktc frenndlich liob.

„Ich fiirchte nnr" — — den Sekrotär, der in demsclben
Moincnt sowohl cinen lancrndon Blick voin Dicner, wie cincn
beobachtenden Blick von Ellen nnd einen fragcndcn Blick dos
alten lferrn anfgcfangen liatte, zwickte dor Schalk. „gch fiirchto

nnr," bogann cr scheinbar ernst, daß dio liobe Tantc Ursnla-"

nnd lster strich er init den Fingern iibcr seine Stirn, — „cs
ist nicht schlimm, kferr Rominerzienrat, wirklich nicht, gnädiges
Fränloin, nur — — nnn Sie wcrden ja sehen — — —"

lgätte Arthur jetzt die Blicke seiner Tischgenossen bcobachtct!
Abcr er hatte aus begreiflichon Griindcn die Angcn anf seinen
Tcllcr gerichtet. Der Dioncr starrtc itzn mit fast verglasten
Angen an. kjerr Forster schante halb fragend, tzalb vor-
weisend auf ihn hin, nnd Lllen? In ihren klaren, brannen
Ange» louchtcte cin plötzlich erwachendes verständnis anf und
strahlte licb nnd dankbar anf den Sekretär, den jnngen,
einzigcn Sohn dcs besten Frenndes ihres unvergeßlichen
Baters ans.

Tante Ursula kani. Das gab Leben in dem altcn
Schlosse. Ls war g'rad', als ob alles zn neirein Dasein
erwacht wäre. Lllen wcttciferte init Arthnr in lnstigen
Linfällcn. Der lserr Aoinmerzionrat sctzte allerdings
noch eine Zeit lang seincn nächtlichcn, alphabetischcn Ver-
daiinngslstipfegesang und Arthnr scine Fcnsterflöten-
serenaden fort. Zlber dann mnßte der erstere wicdor
zn Pferde steigen nnd dcr lotztero ihn begleiten.

„Ia, wenn lscrr Volzendorf initreitct, Großpapa,
dann —." Sclbst der alte Iohn, der dicnstbarc Uieer-
greis, tante anf nnd lernte wicder lachcn.

„Und Sic sagtcn nns, Ihre gnte Tante sci nicht
recht." — lscrr Trangott Forster fragte cs scincn
Sekretär bci eincin Spazierritt dnrch dic Fclder.

„Sie stellt uns ja alle anf dcn Uopf."

„kjabe ich das gesagt, kferr Aoniincrzicnrat?"

„Fragen Sie noch l Znr Strafe wcrde ich es ihr
hcute Abcnd wieder erzählen-."

„B je-dann kricge ich Schlägcl"

„lsätten Sie anch verdient, Sie — Tangcnichts I"

„Und am Abcnd, — es war ein wnndervoller Mktober-
tag gewesen, Tanto Ursnla und Lllen batten Tranbon
geschnitten nnd erwartetcn die kjcrren damit im Garten-
zimincr, — da gab der kjerr Aommcrzienrat die Gcschichte
znm Besten.

„N)as?I" rief Tante Ursnla anfspringend, „das hat der
Schlingel von mir gcsagt?!"

„Ia, jawohl, ganz gewiß —I" lachten Großvater nnd
Lnkclin nnisono.

„Z, so soll ich doch glcich — I" Die gnte alte Daine ergrisf
einen Stecken nnd eilte anf ihren stattlichcn Neffen zu.

Dcr abcr schloß sic in bcido ?lrmc: „Liobstcs, bestes Zncker-
tantchen, Dn haust mich ja doch nicht l" nnd damit kiißte er sie
herzhaft ab.

„Nnn schen Sie n»r dcn dnmmcn Iungcn — — —I"
Tante Ursnla wand sich mit komischor verlcgcnhcit an ?lrthurs
Brust nnd schanto lächelnd nmher, „kiißt mich alte jderson, als
ob cs nicht viel hnbschcre Lippcn in der Nähe gäbc-."

„Bravo, bravo I" Der kferr Aommerzicnrat lachte frölstich
ncckend auf, währcnd Lllcn bis übcr dic schnecigcn Schläfen rosig

erglülste, nnd Arthnr in lcis crivachendcr Berlcgenhcit dic altc
Dame freigab.

Aber Lllen ziirnte nicht, das sagten ihm die trenen Blicke,
die ihm ans der schämigen Glnt ihres Zlntlitzes entgegen stralstten,
und — sein Brotherr klatschte dem Gedanken sogar Beifall.
Da erwachte der Schalk wieder in soincr Brnst: „Ich sagte es
Zhnen ja schon, Fränloin Lllen," so trat er lächelnd, bittend
nnd wcrbcnd auf das schöne Uiädchen zn, „ich bin närrisch,

seitdcm ich — Sie geschen-—." Damit breitete er seine

Arme ans nnd Lllen sank thräncnlächelnd an seine Brust.

„Gott segne Lnch, Rindorl" rief Trangott Forster, „ihr
crfiillt mir meincn liebston Mnnsch t

Löchste Mulur.

Abcr tangt dic jderrücke anch was?

kfaarkiinstler: Ich sag Ilsticn, wenn S' sich crschreckcn,
sträubt sich ihr tfaarl

Neues Wort.

Dichter: „Am wohlston ist mir doch, wenn ich in mcincm
tranten Stübchen sitze nnd arbeitc."

Bckannter: „Stiibchen? Das ist doch Zhr Lorbeeratorinml"
 
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