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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 4.1891 (Nr. 1-13)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0029
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L. Meggendorfers Humoriftische Blätter.

23

8 ch w e r

,Im ganzen Torf gab es keine zwei fideleren
Buben als den kfansl und den Wastl, von denen
immer der Liue die Apitzbuberei erfand, auf welchc
der Andere nicht vcrfiel.

Ls gab aber auch kein lustigeres, hübseheres
Tirndl als die Lvi, des Mrts Tochter.

^u der kameu einmal die zwei Buben in das
tvirtszimmer, um sie ein wenig zu necken.

„Schauch meinte der Hansl mit ernsthafter stiiene
„dös Tirndl da wär' mir schon 's liabste auf der
welt! wann i g'wiß wüßt', daß sie net Ba saget,
machet i ihr heunt no mein' Antrag!"

a h l.

ein Auge auf sie geworfen; denn sie hatte ja das
schönste Tesicht und das sröhliehste t)erz rundum.

Lvi stand, die Arüge blitzblank putzend, da und
betrachtete schelmisch lächelnd die streitcnden Burschen,
bis der tsansl aufsprang, sieh brcit vor sie hinstellte
und zornig ries:

„-Lvh red' selber! tvelehen magst: stti oder an
wastl?"

„Lvi!" bat der Wastl vertraulich und stieß sie
in die Aeite. „stti werst do net ausschlag'n! Du
ivoaßt: Hab'n thu i was und lusti bin i und a gnater
tterl a — also sag' Ia!"

!

„Ba, wart'
nur!" denkt sich
dieLvi. „Ilern'
Tir's seho!"

„T>ös werst
bleiben lassen",
schrie aber gleich der tvastl, nnd man sah ihm an,
seine Rede war mehr Lrnst als Lpaß. „T' Lvi iverd
amal m ei' weib.

„Tho!" rief da der Hansl mit fuchsteufelsmildem
Tesieht; denn er war jetzt wirklich über deu Andern
crgrimmt. „Tu hast's a uo net schwarz auf iveiß,
daß Du d'Lvi kricgst!"

llnd wie oft das Seschick es seltsam wendet,
entzweiteu sieh die beiden Bursehen ganz grimmig
wegen des Mädchens, zu dem sie eigentlich nnr ge-
kommen waren, um den tlebermut ein wcnig an ibr
zu kiihlen. Kreilich hatte Ieder von Beiden längst

„Lvi!" rief wieder der thansl, ini fchau amol
o: I bin der recht' Bua für so a schneidig's Tirndl!
Schau, mi wannst nimmst, kriagst a Leb'n, wia's
d'Lngel im Himinel nct schöner hab'n!"

tlnd so wetteiferten die Beiden einc ^ieit lang
fort, während das lltädchen schweigend zuhörte.

„Red'!" rief endlich der Hansl. „tvelchen willst?"

Ta lachte das Dirndl. „Ihr laßt's mi ja net
reden!" sagte sie und setzte blitzenden ttuges hinzu:
„I red' schon — i!"

„Also!" schrie dertvastl. „tvelehcnvonuns Eiwoa?"
„tvißt's," antwortete die Lvi und laehte wieder,
„welchen von Lueh Zwoa i am Liabsten mag: Gar
koan! denn mei Bua dösis derTonivomHochbauern!"

„Ah sakra!" brummte der t)ansl beschämt und
kratzte sieh hintcr dem Thr.

„I moan'," sagtc der ttlastl kleinlaut „mir ganga!"

„Adjes!" murmelten sie bcide und verschwanden.

Tic Lvi aber lachte lustig hinter ihnen d'rein.
 
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