DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0049
L. Neggendorsers tzumoriftische Blätter.
Vewahrhritrt.
Tu schienst mir schon immer das duftigste tveseu,
A)eit unter der Lonne Bogen,
Und nimmer hat's mich getragen;
Tenn heute hab' ich mit Staunen gelesen,
Taß Tu Teinem Gattcn nach kurzer Krist
Mit einem Undern verdustet bist!
Wilhelm Herbert.
45
^in IHump.
Line 5kizze von Iulins B e ck.
(Schluß.)
Ls trieb ihn fort von den höhnenden Hratzen,
rasch fort aus dem scheußlichen Ureise der tanzenden
Teufel in Letterngestalt.
Wie geistesabwesend wankte er dahin. Lr dachte
und wußte nicht was. Leine 5inne umdüsterten sich
mehr und mehr, das fühlte er, und mit dem letzten
Rest von physischer und psychischer Urast versuchte
er das Grauenhafteste zu bannen.
Lben wollte er an der magisch erleuchteten,
weiten Linfahrt eines Hauses langsam vorübergehen,
als ihn eine kräftige Atimme aus seinem Craunre riß.
„Hopp!" schrie der Uutscher eines Nietwagens.
Robert sprang rasch bei Zeite und sah jetzt um sich.
Wagen auf Wagen rollte an ihm vorbei, und links
und rechts von denselben drängten sich gar seltsame
Eestalten. Cie verwegensten Vagabunden, Ltrolche
und wunderlichsten Lumpenfiguren, männlich sowohl
als weiblich, in allen möglichen und unmöglichen
Rostümen eilten unter Lachen, Iohlen, Acherzen,
Lchreien dem elektrisch erleuchteten portale zu.
Lhe er noch recht wußte ivie, wurde Robert
von der nachdrängenden Nenge vorwärts geschoben
und plötzlich stand er in einem weiten, glanzerfüllten,
prächtig geschmückten Ballsaale und um ihn schwirrte >
und lärmte, jubelte, johlte, fchrie, krächzte, lachte und
scherzte es, als hätte sich Belzedub hier mit allen
Eaunern und Lumpen der A)elt ein ausgelassenes
Rendezvous gegeben.
„He! Herr Rollege, trink!" rief Robert ein
häßlich beschmiertes, arg zerlumptes Weibsbild ent-
gegen und reichte ihm ein Elas Wein.
Nechanisch nahm es Robert, aber gierig sog er
den feurigen Rebensaft bis zum letzten Tropfen ein.
„Hlammend durchbrauste es seinen Rörper. Ls
war ihm als ströme geschmolzene Lava durch die
Elieder und weckte ihm die Lebensgeister mit frischem
lustvollem Hauche. Tie Eedanken entwickelten sich
wieder klarer; das Bewußtsein kehrte wieder zurück.
Eleichwohl erschien ihm Alles um ihn her wie ein
Craum und kein R)ort kam über feine Lippen.
Rauschende, bezaubernde Musik schlug an sein Vhr
und er sah die Hunderte von Nenscheu im Rreise
sich drehen. T>a fühlte er seinen Arm gefaßt und
das häßliche Lumpenweib zog ihn mit hinein in den
tollen Mrbel der Tanzenden und drehte ihn lust-
berauscht nach dem Cakte der Nusik, dem er schwin-
delnd folgte.
Ter letzte Ton des Vrchesters war verhallt und
Vewahrhritrt.
Tu schienst mir schon immer das duftigste tveseu,
A)eit unter der Lonne Bogen,
Und nimmer hat's mich getragen;
Tenn heute hab' ich mit Staunen gelesen,
Taß Tu Teinem Gattcn nach kurzer Krist
Mit einem Undern verdustet bist!
Wilhelm Herbert.
45
^in IHump.
Line 5kizze von Iulins B e ck.
(Schluß.)
Ls trieb ihn fort von den höhnenden Hratzen,
rasch fort aus dem scheußlichen Ureise der tanzenden
Teufel in Letterngestalt.
Wie geistesabwesend wankte er dahin. Lr dachte
und wußte nicht was. Leine 5inne umdüsterten sich
mehr und mehr, das fühlte er, und mit dem letzten
Rest von physischer und psychischer Urast versuchte
er das Grauenhafteste zu bannen.
Lben wollte er an der magisch erleuchteten,
weiten Linfahrt eines Hauses langsam vorübergehen,
als ihn eine kräftige Atimme aus seinem Craunre riß.
„Hopp!" schrie der Uutscher eines Nietwagens.
Robert sprang rasch bei Zeite und sah jetzt um sich.
Wagen auf Wagen rollte an ihm vorbei, und links
und rechts von denselben drängten sich gar seltsame
Eestalten. Cie verwegensten Vagabunden, Ltrolche
und wunderlichsten Lumpenfiguren, männlich sowohl
als weiblich, in allen möglichen und unmöglichen
Rostümen eilten unter Lachen, Iohlen, Acherzen,
Lchreien dem elektrisch erleuchteten portale zu.
Lhe er noch recht wußte ivie, wurde Robert
von der nachdrängenden Nenge vorwärts geschoben
und plötzlich stand er in einem weiten, glanzerfüllten,
prächtig geschmückten Ballsaale und um ihn schwirrte >
und lärmte, jubelte, johlte, fchrie, krächzte, lachte und
scherzte es, als hätte sich Belzedub hier mit allen
Eaunern und Lumpen der A)elt ein ausgelassenes
Rendezvous gegeben.
„He! Herr Rollege, trink!" rief Robert ein
häßlich beschmiertes, arg zerlumptes Weibsbild ent-
gegen und reichte ihm ein Elas Wein.
Nechanisch nahm es Robert, aber gierig sog er
den feurigen Rebensaft bis zum letzten Tropfen ein.
„Hlammend durchbrauste es seinen Rörper. Ls
war ihm als ströme geschmolzene Lava durch die
Elieder und weckte ihm die Lebensgeister mit frischem
lustvollem Hauche. Tie Eedanken entwickelten sich
wieder klarer; das Bewußtsein kehrte wieder zurück.
Eleichwohl erschien ihm Alles um ihn her wie ein
Craum und kein R)ort kam über feine Lippen.
Rauschende, bezaubernde Musik schlug an sein Vhr
und er sah die Hunderte von Nenscheu im Rreise
sich drehen. T>a fühlte er seinen Arm gefaßt und
das häßliche Lumpenweib zog ihn mit hinein in den
tollen Mrbel der Tanzenden und drehte ihn lust-
berauscht nach dem Cakte der Nusik, dem er schwin-
delnd folgte.
Ter letzte Ton des Vrchesters war verhallt und