Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 4.1891 (Nr. 1-13)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0055
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
L. Neggenoorfers Humoristische Blätter.


Von 2 bis Nhr.

Verlangen, besagte Wohnung
jetzt einzusehen, respektieren
müsse. Der kjausherr verlangte
dahingegen natürlich, daß man
den spitzfindigen Iuristen sofort
arretiere und in Aetten lege, als
er ebenfalls zu Worte gekonl-
men war. Der Arm der <Fe-
rechtigkeit, auf den nun er-
wartungsvoll aller Augen ge-
richtet waren, nahm unter der
Gaslaterne eine außerordent-
lich imponierende kfaltung an,
räuspLrte sich und wandte sich
zuerst an den Hausherrn:

„Waschie betrifft," meinte
er, „fo hätten 5ie eben die Tafel
nicht hängen lassen oder auf ihr
die Bezeichnung „Nachmit-
tags" anbringen sollen, und
chie," kehrte er seine Front dem
zukünftigen Iustizminister zu,
„hätten doch wohl annehmen
können, daß die nachmittägigen
chtunden gemeint seien — im
Uebrigen schloß er würdevoll,
ist der Fall einer nächtlichen
Ruhestörung zweifellos ge-
geben und ich werde daher die
Namen der beiden bferren
notieren.

Den Musensohn verließ
auch jetzt, nachdem er aufge-
schrieben, seine Höflichkeit nicht,
er empfahl sich dem bjausherrn
angelegentlich, legte dessen Ge-

mahlin seine Grgebenheit zu
Füßen, verneigte sich mit
vollendetem Anstand vor dem
Diener der Gerechtigkeit und
verließ, nacbdem er in den ge-
wähltesten Ausdrücken im All-
gemeinen, der chtörung wegen,
um Gntschuldigung gebeten
hatte, mit einem graziösen
Rundkomplimente den j)latz.

Der bjausherr konnte es
jedoch nicht unterlassen dem
Vertreter der Iustiz gegenüber
noch einige pikante Bemer-
kungen über Schutzlosigkeit
5teuer zahlender Bürger zu
machen — was leider den
chchutzmann veranlaßte, noch-
mals die dicke Brieftasche zu
ziehen und das Tonto -es
armen k)errn kjoppler um ein
Bedeutendes zu belasten. —
Bald darauf waren sämtliche
Aöpfe von den Fenstern ver-
schwunden und der f)latz vor
dem lhoppler'fchen Hause lag
wieder in tiefer Ruhe da und
nur manchmal fuhr ein D)ind-
stoß um die Gcken — cheufzer
der Natur, daß es bald für
heuer mit deröchönheit zuGnde,
und Leufzer klangen auch im
Hoppler'schen chchlafgemache
— cheufzer, die der 5chlechtig-
keit der lVelt, Aatarrh und
Aahnweh galten.

Iahren Zuchthaus verurtheilr!"

Angeklagter: „Ick bin dem hohen Herrn
Terichtshof sehr dankbar dafür, daß er mich 'ne
kleene Jelegenheit zum Ausruhen jejeben
hat!"
 
Annotationen