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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 4.1891 (Nr. 1-13)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20269#0088
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L. LNeggendorfers Humoristische Blätter.

IDer vertragene I^äustmg.

Beim Herrn Rentier kam vor vier Wochen
Ter Ltorch — ein Bübchen bracht' er — heut'
Loll es die heil'ge Tauf' empfangen,

Eroß war der guten Lltern Zreud'.

Ls kam die treue Madam Neier
Iin fchönsten Ltaat und wartet sein,

5ie badet, trocknet, hüllt in Leinen
Ilnd wickelt's Äübchen schließlich ein.

Tas kleine Rind kriegt feinen Zchnullen
llnd Nadam Meier zieht zurück
In's Aebenzimmer sich inzwischen —
Aum wohlbereiteten Krühstück.

Ter Lifi mird, der braven Röchin,

Ter Rleine desbalb anvertraut,

Tie, weil das Taufmahl sie beschästigt,
Auf Stubenmädchens Lorgfalt baut.

Tas Ltubenmädchen aber hatte
Roch fehr zu thun für's Hreudenfest,
Aleshalb das Rind sie unter Tbhut
Der g'rad' gekomm'nen Nilchfrau läßt.

Tie aber hat's presfant und weiter
Nuß sie mit Nilch von Haus zu Haus,
D'rum nimmt fie's Bübchen in Kedanken
Mit ihrer Nilch zum Haus hinaus.

llnd als sie seiner wieder dachte,
war sie schon ein paar Itraßen weit,

Ta kam die Iusi von Eeheimrats —
„Ah," dachte sie, „das ist gescheidt!"

„Geh', Iusi, trag das kleine Bübchen,
Ich nahm es in Eedanken mit —

Tu gehst ja ohnehin die Itraße,

Ich bitte dich zu Rentiers Schmidt!"

Tie Lusi sagte d'rauf: „Recht gerne,

Ich hol' nur noch beim Rrämer Achmalz,
Tann sthaff' ich mir das kleine Bübchen
Kewissenhaft sofort vom Hals."

Toch weil an Ainder sie gewöhnt nicht,
Ließ sie es auf dem Ladentisch,
llnd dorten fand das kleine Anäbchen
Tie eifersücht'ge Madam Bisch.
 
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