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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 6.1891 (Nr. 27-39)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20906#0019
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I. illeggendorfcrs I)umoristische Blätter.


Ichirmer nn;ufriedetl.

Gast ani Lchloßfcnstcr: „Krau Gräfin habcn hier, von Ihrcm Boudoir aus, wirklich eine iiberwältigcnd
fchönc Aussicht!" — (§>räfin: „^kcin Sott ja — aber immer dieselbe!"

Mechtildis war die schö'nste Iungfrau
Tort iu der gold'ncn Bittcrszcit,

And Lcrthold hieß der Minnesängcr,
T>er sang von Lust und fang von Teid.

Lr sang vom Abcnd bis zum LNorgen,
Mechtildis laufchtc seinem 5ang,

Lin jedcs Lied, das er gesungen,

A?ar wcnigstcns drei Metcr lang.

T>er Zehnsucht und der Licbe Achmerzcn,
Zie wuchsen, ach! mit jedcr Aacht,

Und hätt' der Vater es erfahrcn,

Lr hätte bcidc umgcbracht.

T>och brauchte er kciu Blut zu lechzcn,
Denn cines Norgcns ungcstört,

T>a hatte er sich tot gesungen,

Und sie zu tot ihm zugehört.

sOer lrritischc Tan.

A. : „Kir morgen hat
Halb einen kritischcn
Tag prophezeit!"

B. : „Hür mich wird
er gewiß nicht kri-
tisch; meine Lchwie-
germntter reist wic-
der ab!"

A.: ,„Nimm Tich in
Acht; da verspätet
sie gcwiß den Aug!"

Aie krnnk ihn.

„Aber, Lmmy, wa-
rum weinst T>u denn?"

„Ach, mein Mann
hat gesagt, er käme
heute srüher von der
Aneipe heim — dann
wird's jedesmal zwci
Uhr!" ^

(Zedankensplikter.

ZUan soll dcm 8>c-
fühle lauschen, aber
auch den Berstand
hören.
 
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