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L. Neggendorfers Humorfstische Blätter.
Ain orientalischrr ^strolog.
„Nun, wenn Du alles weißst, so wirst T>u mir
auch sagen können, an welcher Rrankheit T>u sterben
wirst!" sprach Lultan Bojazet zu einem Astrologen,
der sich erboten hatte, ihm sein künftiges Eeschick zu
verkünden.
„Tas ist leicht zu sagen," antwortete dieser,
„ich werde an einem heftigen Kieber sterben, o Bojazet!"
„Nein, das wirst Du nicht," rief dieser, „sondern
Du wirst für Teine Betrügereien alsbald gehenkt
werden! Lklaven, ergreift den Achurken und hängt
ihn an den nächsten Baum!"
Ta legt der Astrolog die Hände über der Brust
zusammen und erwidert: „Aiemand, o Bojazet, kann
seinem Teschicke entgehen! Ls geschehe also nach
Teinem willen! Bevor ich aber sterbe, flehe ich
Dich an, mir noch einen Munsch zu erfüllen!"
„Lr sei Tir gewährt, sofern Tu nichts llnbilliges
verlangst!" ist die Antwort.
„Ich verlange nichts llnbilliges, o Herr, sondern
ich bitte nur, daß ein Arzt meinen puls untersuche,
um darzuthun, daß ich in der Chat ein heftiges Kieber
hatte, als ich zum Tode geführt wurde!"
Als der Lultan diese Worte hörte, da lächelte
er unwillkürlich und sprach: „Tu bist in der That
klüger, als ich glaubte, und ich verzeihe Tir deshalb
denn daß Tein Puls jetzt nicht ganz fo geht wie
sonst, das glaube ich Tir auf's A)ort!"
Kinnfpruch.
Tie Krau'n soll man in Lhren halten
Tie jungen so wie auch die alten,
llnd nicht die schönen nur allein —
Zie haben schon so viel geduldet,
A)as Nännerübermut verschuldet,
llnd so vicl wieder aufgerichtet,
A)as jäher Nännerzorn vernichtet:
Ta müssen alle dankbar sein!
->-
(Zedankensplitker.
lleine Pflanze kann ohne Sonne leben, und wie
viele Nenschen leben ohne Tlück!
In der Schule des Lebens ist stille sitzen und
ruhig sein ein vergehen.
^in rrmöglichtes ^endezvous.
In fünf Bildern.
L. Neggendorfers Humorfstische Blätter.
Ain orientalischrr ^strolog.
„Nun, wenn Du alles weißst, so wirst T>u mir
auch sagen können, an welcher Rrankheit T>u sterben
wirst!" sprach Lultan Bojazet zu einem Astrologen,
der sich erboten hatte, ihm sein künftiges Eeschick zu
verkünden.
„Tas ist leicht zu sagen," antwortete dieser,
„ich werde an einem heftigen Kieber sterben, o Bojazet!"
„Nein, das wirst Du nicht," rief dieser, „sondern
Du wirst für Teine Betrügereien alsbald gehenkt
werden! Lklaven, ergreift den Achurken und hängt
ihn an den nächsten Baum!"
Ta legt der Astrolog die Hände über der Brust
zusammen und erwidert: „Aiemand, o Bojazet, kann
seinem Teschicke entgehen! Ls geschehe also nach
Teinem willen! Bevor ich aber sterbe, flehe ich
Dich an, mir noch einen Munsch zu erfüllen!"
„Lr sei Tir gewährt, sofern Tu nichts llnbilliges
verlangst!" ist die Antwort.
„Ich verlange nichts llnbilliges, o Herr, sondern
ich bitte nur, daß ein Arzt meinen puls untersuche,
um darzuthun, daß ich in der Chat ein heftiges Kieber
hatte, als ich zum Tode geführt wurde!"
Als der Lultan diese Worte hörte, da lächelte
er unwillkürlich und sprach: „Tu bist in der That
klüger, als ich glaubte, und ich verzeihe Tir deshalb
denn daß Tein Puls jetzt nicht ganz fo geht wie
sonst, das glaube ich Tir auf's A)ort!"
Kinnfpruch.
Tie Krau'n soll man in Lhren halten
Tie jungen so wie auch die alten,
llnd nicht die schönen nur allein —
Zie haben schon so viel geduldet,
A)as Nännerübermut verschuldet,
llnd so vicl wieder aufgerichtet,
A)as jäher Nännerzorn vernichtet:
Ta müssen alle dankbar sein!
->-
(Zedankensplitker.
lleine Pflanze kann ohne Sonne leben, und wie
viele Nenschen leben ohne Tlück!
In der Schule des Lebens ist stille sitzen und
ruhig sein ein vergehen.
^in rrmöglichtes ^endezvous.
In fünf Bildern.