Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 6.1891 (Nr. 27-39)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.20906#0086
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
L. Meggendorfers Humoristische Blätter.

85

Lingekeilt.

Alle: „Vha, au, Lapperlot, eine schöne Bescherung ...
und doch uicht losgekommenü"

Herbeigeeilter Arbeiter: „Lin bischen Eeduld,
meine Herren! ich iverde sofort helfen!

polizeidiener: „Ich bitte um Ihre Aamen — es
ist wegen Ligentumsbeschädigung des Aurgarten-
inventars."

pTlle« (seschäft.

Iunge Tame: „Ach, hätte ich doch auch erst einen
Kührer durch's Lehen!"

Berheiratete Hreuiidin: „Du wirst schwerlich
^ einen bekommen. Tu weißt Du bist arm."
^unge ^ame: „And deswegen sollte ich keinen
dliann bekommen?"

Kreundin: „Aein — wie jeder andere Hührer, so
beansprucht auch der Kührer durch's Leben feinen
angemessenen Kührerlohn!"

schlaue (Dajorstöchterlein.

err Najor Aemmelmann ivar sehr grod
— und deshalb fehr wenig beliebt. 2n
der Vffiziers-Reitschule hatte er einige
male fchon einen Ton angefchlagen, der
den Herren höchlichst mißsiel — was
feinen Ausdruck ihrerseits darin fand,
oaß besagte Reitschule immer schlechter
ging, so daß schließlich der Herr Najor
doch mit einiger Bangigkeit der heran-
rückenden Aantarenbesichtigung ent-
gegensah. Lr versuchte es zwar nun
mit der Höflichkeit, aber fein Aaturell
riß ihn immer wieder fort, so daß er am Lnde der
Ltunde wieder gerade fo grob war als vor feinem
guten Vorsatz.

In den Vffiziers-Kamilien der kleinen Earnisons-
stadt sprach sich dieses Lreignis natürlich herum und
als die Krau Najorin, welche selbst nicht zum wenigsten
von der genannten Ligenschaft ihres tzerrn Eemahls
zu leiden hatte, von einer „guten Kreundin" die Sach-
lage erfuhr, sagte sie zu ihrer Cochter: „Lotte, Du
wirst fehen, diesmal bringt dem Papa feine Trobheit
den blauen Brief; wenn dieses Lreignis sich nur noch
ein halbes Iahr verzögert hätte, so würden wir doch
die große pension erhalten, die wir so nötig brauchen!"

Ter Aummer der Nama ließ fchön Lottchen
keine Ruhe, sie grübelte und grübelte — — und
wahrhaftig sie fand ein Mittel, um den Papa für
diesmal noch zu retten.

Tie Vffiziere stunden auf der Reitbahn bereit,
der fterr Najor Semmelmann natürlich mit; LxceÜenz,
welche der Besichtigung persönlich anzuwohnen ge-
wünscht hatte, mußte jeden Noment eintreten — „sie
lassen mich aufsitzen, oas weiß ich gewiß," murmelte
der Najor noch vor sich hin, da hörte man die etwas
krähende Ltimme seiner Lxcellenz vom Lingange der
Reitbahn her:

„welch' reizender Zufall, meine Tamen, Sie hier
zu treffen, wollen wohl 'n bischen zusehen wie Lieu-
tenants bestehen . . . bitte, bleiben Sie doch, stören
den Ticnst durchaus nicht . . . Eallerie . . . werde
mir später erlauben ftändchcn zu küssen . . ." und
dann trat Lxcellenz in die Lahn, die Neldung er-
folgte, die vorstellung begann.

Aeber die Brüstung der Gallerie aber sah die
reizende Najors-Lotte und ihre Kreundin Nelanie,
die sie um Nithilfe zur Aussührung ibres planes
gebeten hatte, Nelanie Lommer, die beste Partie
fünfzig Stunden in der Runde!

„Aeh," dachten die Lieutenants, genau wie es
Lottchen angenommen hatte, „wäre noch schöner sich
vor solchen Augen Blöße zu geben . . . muß viel-
 
Annotationen