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der griechischen Kunst überzeugt und da die Kunst als
Vereinigung von Natur und Freiheit das letzte Beurteilungs-
prinzip für die Realisierung der Werte bildet, so fehlt ihm
gerade auf diesem Gebiet ein letztes Wertkriterium.
Die Bedeutung und der Sinn der Wertverwirklichung
und damit auch zugleich der Wertbeurteilung kann jedoch
erst eingesehen werden, wenn wir die Realität des Geschehens
selber einer Prüfung unterziehen und fragen, welches Ver-
hältnis denn dies endliche, zeitliche Geschehen zu den zeitlos
gültigen Werten besitzt.
Für die Behandlung des letzten historischen Ganzen in
der universalhistorischen Betrachtung ist das Transzendente
als ein Sollen unbedingte Voraussetzung. Wir bedürfen des
zeitlos Geltenden, um dem historischen Prozess einen ob-
jektiven Sinn beimessen zu können. Wenn das Geschehen
wertlos ist, so gibt es weder Geschichte noch Geschichts-
philosophie.
Aus der unübersehbaren Mannigfaltigkeit des Geschehens
hebt sich für den Historiker ein im Verhältnis zu allem
Geschehen überhaupt nur geringer Teil menschlicher Willens-
betätigungen und Handlungen heraus, die er zum Gegenstand
einer historischen Darstellung macht. Die Auswahl dieses
für den Historiker wertvollen Geschehens ist in letzter In-
stanz durch allgemeingültige Kulturwerte bedingt, auf welche
die historischen Ereignisse theoretisch bezogen werden. Der
Historiker ist sich dieser Abhängigkeit und Bestimmtheit
seines Tatsachenmaterials durch letzte Werte nicht immer
deutlich bewusst, zumal die Wertgebilde, zu denen der Histo-
riker die Ereignisse in unmittelbarer Beziehung setzt, in der
Regel nicht letzte allgemeingültige Werte sind, deren Inbe-
griff sich zu einem transzendenten Sollen zusammenschliesst,
sondern Gebilde konkreterer Natur, hinter denen der wahre
überempirische Wertgehalt erst zu entdecken ist. Eine
universalhistorische Betrachtung hätte die historischen Ereig-
nisse nur auf absolute Werte zu beziehen und müsste zur
Konstatierung des Fortschritts einen Wertmasstab in Ge-
stalt eines letzten und höchsten Wertes aufweisen können.
Mit ihrem Masse gemessen würde das Bild des historischen
Geschehens höchst wahrscheinlich ein sehr verändertes Aus-
sehen gewinnen. Manches, was der Historiograph in den
Vordergrund stellt, einzelne Persönlichkeiten, die an sich
keinen Eigenwert bedeuten, einzelne Epochen die geräumige
Ausführung gefunden, weil ein grosses Tatsachenmaterial sich
bei ihrer Erforschung dargeboten, würden zurückzutreten
haben, um überall die wahren letzten Kulturwerte durch-
scheinen zu lassen. Manches, was der Historiker nur neben-
sächlich erwähnt, weil der Effekt in grösserem Masstabe
der griechischen Kunst überzeugt und da die Kunst als
Vereinigung von Natur und Freiheit das letzte Beurteilungs-
prinzip für die Realisierung der Werte bildet, so fehlt ihm
gerade auf diesem Gebiet ein letztes Wertkriterium.
Die Bedeutung und der Sinn der Wertverwirklichung
und damit auch zugleich der Wertbeurteilung kann jedoch
erst eingesehen werden, wenn wir die Realität des Geschehens
selber einer Prüfung unterziehen und fragen, welches Ver-
hältnis denn dies endliche, zeitliche Geschehen zu den zeitlos
gültigen Werten besitzt.
Für die Behandlung des letzten historischen Ganzen in
der universalhistorischen Betrachtung ist das Transzendente
als ein Sollen unbedingte Voraussetzung. Wir bedürfen des
zeitlos Geltenden, um dem historischen Prozess einen ob-
jektiven Sinn beimessen zu können. Wenn das Geschehen
wertlos ist, so gibt es weder Geschichte noch Geschichts-
philosophie.
Aus der unübersehbaren Mannigfaltigkeit des Geschehens
hebt sich für den Historiker ein im Verhältnis zu allem
Geschehen überhaupt nur geringer Teil menschlicher Willens-
betätigungen und Handlungen heraus, die er zum Gegenstand
einer historischen Darstellung macht. Die Auswahl dieses
für den Historiker wertvollen Geschehens ist in letzter In-
stanz durch allgemeingültige Kulturwerte bedingt, auf welche
die historischen Ereignisse theoretisch bezogen werden. Der
Historiker ist sich dieser Abhängigkeit und Bestimmtheit
seines Tatsachenmaterials durch letzte Werte nicht immer
deutlich bewusst, zumal die Wertgebilde, zu denen der Histo-
riker die Ereignisse in unmittelbarer Beziehung setzt, in der
Regel nicht letzte allgemeingültige Werte sind, deren Inbe-
griff sich zu einem transzendenten Sollen zusammenschliesst,
sondern Gebilde konkreterer Natur, hinter denen der wahre
überempirische Wertgehalt erst zu entdecken ist. Eine
universalhistorische Betrachtung hätte die historischen Ereig-
nisse nur auf absolute Werte zu beziehen und müsste zur
Konstatierung des Fortschritts einen Wertmasstab in Ge-
stalt eines letzten und höchsten Wertes aufweisen können.
Mit ihrem Masse gemessen würde das Bild des historischen
Geschehens höchst wahrscheinlich ein sehr verändertes Aus-
sehen gewinnen. Manches, was der Historiograph in den
Vordergrund stellt, einzelne Persönlichkeiten, die an sich
keinen Eigenwert bedeuten, einzelne Epochen die geräumige
Ausführung gefunden, weil ein grosses Tatsachenmaterial sich
bei ihrer Erforschung dargeboten, würden zurückzutreten
haben, um überall die wahren letzten Kulturwerte durch-
scheinen zu lassen. Manches, was der Historiker nur neben-
sächlich erwähnt, weil der Effekt in grösserem Masstabe