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Meier-Graefe, Julius
Manet und sein Kreis: mit 2 Photogravüren u. sieben Vollbildern in Tonätzung — Berlin, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.25425#0024
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JULIUS MEIER-GRAEFE

VELASQUEZ REDIVIVUS

tet und dass

,LS sich Manet erst diese Fackel'
angezündet hatte, sah er — und
die Welt versank darüber in ab-
grundtiefes Entsetzen, dass schöne
Weiberhaut nicht gelb oder braun,
sondern weiss zum Himmel leuch-
darunter das Blut rollt und Nerven

und Sinne sich regen.

Hätte er weiter nichts gethan, so wäre er
zum mindesten ein Pfiffikus ersten Ranges ge-
wesen, denn so verrottet waren die elementarsten
Begriffe unserer Grossväter, dass sie sich wehr-
ten, der nackten Wahrheit zu glauben.

Was er brachte, war grösser als Wahrheit,
das heisst die Wahrheit, die nur Übereinstimm-
ung mit Thatsächlichkeiten giebt. Realist war
er nicht mehr oder weniger als irgend einer,
oder wenn er es war, gab das nicht seinen
Wert. Dass er eine Formel fand, die den Leuten
neue herrliche Güter vor Augen führte, schöner
 
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