MENZEL UND CONSTABLE
AS Problem bereichert sich im Maler nach allen Seiten.
t ^/Wir hnden dieselben Phänomene wie im Zeichner
und Illustrator, aber verschärft, mit viel weiteren Folgen
beladen. Der Zeichner konnte allein fertig werden. Er
hatte in Chodowiecki und Krüger vertraute Vorbilder und
fand in Ludwig Richter und anderen, zu denen er sich
allmählich immer mehr in Gegensatz stellte, Reibflächen
für seine Art. Sein findiger Sinn, der sich sein ganzes
Leben lang mit allerhand Reproduktionstechniken be-
schäftigte, vermochte im Holzschnitt eine eigene Form
zu finden. Der Grad von Isoliertheit, der ihm immer
blieb, war dort Vorteil. Anders der Maler. Der Auto-
didakt sah sich hier vor denselben Schwierigkeiten, die
vorher Chodowiecki getrieben hatten, den Pinsel mit
dem Griffel zu vertauschen. Es gab in Deutschland keine
Vorbilder, die einen rationell denkenden Künstler zu
fördern vermochten. Die Modelle der Ölgemälde Cho-
dowieckis waren aus der Mode gekommen, abgesehen
davon, daß Menzel nicht der Mann war, sich zu der
engen Anlehnung des malenden Kupferstechers zu be-
quemen. Es gab in Deutschland sogut wie keine Malerei
mehr, die der Malerei wegen getrieben wurde. Man tönte
Zeichnungen, brauchte die Farbe zu Schattierungen,
aquarellierte große Formate. Die deutschen Maler standen
in Menzels Jugend noch immer auf dem Niveau, das
unseren großen Klassikern genügte. Runge und Friedrich
waren einsam gestorben, wie sie gelebt hatten, und selbst
wenn Menzel ihre und die paar nachher in ihrem
Geiste Schaffenden gekannt hätte, wären sie ihm alt-
modisch erschienen. Sie hatten sich eine eigene Kunst
behutsam mit eiserner Selbstzucht und bewunderungs-
werter Genügsamkeit gebaut, zufrieden, wenn der Geist
ihrer Bilder die eigene Seele nicht in Zweifel zog;
AS Problem bereichert sich im Maler nach allen Seiten.
t ^/Wir hnden dieselben Phänomene wie im Zeichner
und Illustrator, aber verschärft, mit viel weiteren Folgen
beladen. Der Zeichner konnte allein fertig werden. Er
hatte in Chodowiecki und Krüger vertraute Vorbilder und
fand in Ludwig Richter und anderen, zu denen er sich
allmählich immer mehr in Gegensatz stellte, Reibflächen
für seine Art. Sein findiger Sinn, der sich sein ganzes
Leben lang mit allerhand Reproduktionstechniken be-
schäftigte, vermochte im Holzschnitt eine eigene Form
zu finden. Der Grad von Isoliertheit, der ihm immer
blieb, war dort Vorteil. Anders der Maler. Der Auto-
didakt sah sich hier vor denselben Schwierigkeiten, die
vorher Chodowiecki getrieben hatten, den Pinsel mit
dem Griffel zu vertauschen. Es gab in Deutschland keine
Vorbilder, die einen rationell denkenden Künstler zu
fördern vermochten. Die Modelle der Ölgemälde Cho-
dowieckis waren aus der Mode gekommen, abgesehen
davon, daß Menzel nicht der Mann war, sich zu der
engen Anlehnung des malenden Kupferstechers zu be-
quemen. Es gab in Deutschland sogut wie keine Malerei
mehr, die der Malerei wegen getrieben wurde. Man tönte
Zeichnungen, brauchte die Farbe zu Schattierungen,
aquarellierte große Formate. Die deutschen Maler standen
in Menzels Jugend noch immer auf dem Niveau, das
unseren großen Klassikern genügte. Runge und Friedrich
waren einsam gestorben, wie sie gelebt hatten, und selbst
wenn Menzel ihre und die paar nachher in ihrem
Geiste Schaffenden gekannt hätte, wären sie ihm alt-
modisch erschienen. Sie hatten sich eine eigene Kunst
behutsam mit eiserner Selbstzucht und bewunderungs-
werter Genügsamkeit gebaut, zufrieden, wenn der Geist
ihrer Bilder die eigene Seele nicht in Zweifel zog;