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Meier-Graefe, Julius; Menzel, Adolph von [Ill.]
Der junge Menzel: ein Problem der Kunstökonomie Deutschlands — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.25426#0097
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MENZEL UND CONSTABLE

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lehrte den Maler, der bis dahin in der Farbe eine Art
Schattierungsmittel gesehen hatte, den Wert der Farbe
als Baumittel erkennen und wies ihn auf die Bedeutung
des Kontrastes. Das heißt, er enthüllte ihm nicht weniger
als das ganze Wesen der Malerei. Und wichtiger als
alles andere war, daß sich Menzel von der Möglichkeit
überzeugte, in der Malerei genau so zu verfahren, wie in
seinen gelungenen Zeichnungen und Illustrationen: aus
dem eigenen Trieb des Autodidakten seine Technik zu
schaffen. Um die unmittelbare Anregung zu würdigen,
genügt ein Blick auf den zuletzt erworbenen Constable
der Berliner Galerie, des Künstlers Wohnhaus in Hamp-
stead, der die Vorzüge und — merkwürdig deutlich —
auch die Schwächen des Landschafters Menzel enthält.
Das spezifisch Constablehafte im besten Sinne findet sich
nur in einzelnen Landschaften Menzels, namentlich im
,,Palaisgarten des Prinzen Albrecht"^). Die gespritzten
Pinselstriche, mit denen das Blätterwerk der vordersten
Bäume gemalt ist, verraten eine Anlehnung an ältere Ar-
beiten Constables, im Genre des ,,Cenotaph" der National-
Gallery in London. Der Rest ist in der Breite der Skizzen
des Engländers gehalten. Die Benutzung zweier so ver-
schiedener Seiten des Vorbildes hat dem Gemälde Menzels
eine gewisse Disharmonie gegeben. Das Material, aus
dem die schattige Idylle der ruhenden Arbeiter gemacht
ist, widersetzt sich der spitzigen Malerei des Blattwerks.
Auch der Hintergrund, das gelbe Palais mit der grauen
Krönung und dem verwaschenen roten Dach, und das
graue Nebenhaus, einer der schönsten Teile des Bildes,
bleibt ein wenig isoliert. Menzel schädigte das Werk
wahrscheinlich, indem er die Idylle unter den Bäumen
1876 überarbeitete. Merkwürdigerweise blieb er auch jetzt
noch, dreißig Jahre nach der Entstehung des Bildes, im
Banne Constables. Denn die Art, wie die Kleider der

Ü Sammlung H. Frenkel, Berlin, aus 1846.
 
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