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Meier-Graefe, Julius; Menzel, Adolph von [Ill.]
Der junge Menzel: ein Problem der Kunstökonomie Deutschlands — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.25426#0189
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DIE LETZTEN FRIEDRICHBILDER

/T*\IE vorstehende Auseinandersetzung liefert uns die
^ yBasis des Urteils über Menzel. Die Phrase, daß
allein der Zukunft die Bestimmung des Wertes eines
Künstlers gehört, oder daß sich jeder Wert schließlich
auch ohne unser Zutun abkläre, ist kurzatmig wie alle
Gemeinsätze. Denn sie schließt eigentlich jede eingehende
Auseinandersetzung mit den Zeitgenossen aus. Das
Richtige daran beschränkt sich auf die Wohltat der Ge-
wöhnung, setzt aber die Übung des Urteils voraus. Den
Glauben, daß die rechte Meinung aus der Erkaltung des
Interesses hervorgehen könne, sucht nur die alte Trägheit
zu heiligen, mit der man heute alle Ergebnisse ideeller
Tätigkeit betrachtet. Bei Menzel verliert das Argument
ohnehin jede Berechtigung. Er lebte lange genug, um
uns an seine Art zu gewöhnen, und kaum dürfte die
Zukunft dieselben Möglichkeiten der Erkenntnis wieder-
finden, die aus den großartigen Veranstaltungen nach
dem Tode des Meisters hervorgingen. Sie ließen das
,,Gymnase" als Höhepunkt Menzels erkennen. Er hat den
Gipfel nie wieder erreicht, aber hat ihn auch nicht an-
gestrebt. Die nächsten Jahre gehörten den Friedrich-
bildern. In ihnen tritt ein Gegensatz zum ,,Gymnase" her-
vor, wie er nicht krasser gedacht werden kann. 1857 ent-
stand die ,,Begegnung in Neiße''^). In dem Bild wird das
Momentane einer theatralischen Pose immobilisiert und
zu einem subalternen Effekt verwendet, der die frühste
Fassung des Vorwurfs 3) zu einem Meisterwerk stempelt.
Wie sind solche Veränderungen zu verstehen ? Man hat
darauf einmal ganz naiv erwidert, das ,,Gymnase" und die
gleichartigen Bilder seien Skizzen, und Menzel habe sich
für seine Skizzen mit Recht anderer Mittel bedient, als

1) Sammlung des Großherzogs von Sachsen-Weimar.
2) Kugler S. 545. Übrigens keins der besten Blätter.
 
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