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Meier-Graefe, Julius; Menzel, Adolph von [Ill.]
Der junge Menzel: ein Problem der Kunstökonomie Deutschlands — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.25426#0228
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DER KOMPROMISS

aber wirksame Rolle spielte, stellt sich das durchaus
intellektuelle Wesen der Kunst entgegen. Vielen Künst-
lern — und gerade den größten — gelang das Beste
erst, als die animalischen Gelüste des Mannes keine
Gewalt mehr über sie hatten. Daher wäre nichts törichter,
als aus dem prononzierten Junggesellentum Menzels die
Erklärung für seinen Niedergang zu folgern. Allenfalls
mag die brutale Sinnlichkeit zu dem Prozeß gehören
wie der Teufel zur Welt, damit die Tugend siege; als
Widerstand, um dem Geist Gelegenheit zu geben, seine
Stärke zu beweisen und die Erhabenheit seiner Triebe
an einem groben Maße abzulesen. Und so mag den
Meister, der, so scheint es, die Entbehrung gelassen
trug, die Freiheit von den Fesseln anderer Männer nicht
gefördert haben. Gerade er, der Unsinnliche, zeigt einen
Materialismus, der des Geistes nur zu sehr entbehrt.
 
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