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Meier-Graefe, Julius; Menzel, Adolph von [Ill.]
Der junge Menzel: ein Problem der Kunstökonomie Deutschlands — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.25426#0231
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DAS UNKLASSISCHE MENZELS

TCH kenne nicht so ein Ding, das die Leute Genie
^nennen," sagte Hogarth zu Gilbert Cooper, „Genie ist
nichts als Arbeit und Fleiß." Buffon und Carlyle dachten
ähnlich. So hat sich auch Alenzel des öfteren ausge-
sprochen. Aber was er unter Arbeit und Fleiß verstand,
und was Hogarth damit meinte, war nicht dasselbe.
Menzel selbst, der sein Leben lang ein fleißiger Mann war
und Dinge von so verschiedenem Werte hervorbrachte, muß
sich über dieselbe Sache zu verschiedenen Zeiten seines
langen Lebens verschiedene Gedanken gemacht haben.
Jeder sieht den Fleiß, mit dem das Krönungsbild zu-
sammengesetzt wurde oder mit dem Menzel seinen histo-
rischen Studien oblag, wenn er das Schuhwerk und Sattel-
zeug der Offiziere und Soldaten Friedrichs des Großen
notierte oder den Krimstecher Moltkes mit peinlicher
Genauigkeit abkonterfeite. Schon die Masse des von
Menzel Geschaffenen setzt den Laien in Erstaunen. Der
Katalog der Ausstellung in der Nationalgalerie umfaßte
gegen 7000 Stücke, und dabei waren die Hunderte von
Zeichnungen in den Skizzenbüchern und manches andere
nicht gerechnet. Alle diese Sachen, selbst die geringsten
Details, sind mit vollem Bewußtsein gemacht, verraten den
Ernst des Autors, gehören zu seinem Wesen. Wir finden
keine anderen Qualitätsunterschiede als die in den vorigen
Kapiteln angedeuteten, die auf die Anschauung zurück-
gehen. Innerhalb dieser Grenzen ist alles gleichmäßig ge-
staltet, mit einer vor keiner Schwierigkeit zurückzuckenden
Ausdauer, mit einem Fleiß, der sich schwierige Vorwürfe
suchte und nicht ruhte, bis das Ziel erreicht war. Jener
Qualitätsunterschied aber teilt das Werk in zwei ganz un-
gleiche Hälften, ungleich der Masse wie der Art nach.
In der unverhältnismäßig kleineren, die sich auf gewisse
Perioden der Jugend Menzels verteilt, finden wir nicht
 
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