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Wieder der Anfall. Wieder bei einem Ausflug nach Arles. Er hatte die
Miete für die Bilderkammer zahlen wollen, hatte ein Bild mitgenommen,
eine Variante der Arlesienne, und war zwei Tage unterwegs geblieben.
Einen hatte er irgendwo besinnungslos gelegen. Das mitgenommene Bild
war verschwunden, und er erinnerte sich an nichts. Man brachte ihn nicht
ohne Schwierigkeiten in die Anstalt zurück. Eine sehr unabhängige Krank-
heit! Kümmerte sich um keinen Aufsatz, um keinen kleinen Bruyas, um
keine Arbeit, um keine Baumblüte, zerstörte immer wieder jede mühse-
lige Hoffnung. Nun war der dritte Frühling im Süden endgültig dahin.
Es dauerte diesmal wieder länger, fast zwei Monate, bis Ende April.
Wenigstens blieb solange das Malen verboten. Solange saß man, ohne
sich zu rühren, war genau wie die anderen. Zwei Monate war man Vieh.
Natürlich dauerte es nur, weil man es dauern ließ. Mit ein wenig Einsicht
und gutem Willen hätte man die Qual abkürzen können. Die dümmste
mechanische Arbeit wäre Wohltat gewesen. Gab es nicht in Paris oder
in Holland so ein Asyl wie das in Montevergues, wo man tischlern oder
schustern konnte? Dieses Stillsitzen nach dem Anfall, wo man alle Muße
hatte, über die Angelegenheit nachzudenken, mußte mit tödlicher Sicher-
heit zum nächsten Anfall führen, und so ging es weiter bis zur Hölle.
Doktor Peyron war gut. Auch die Schwestern waren vorzüglich. Aber
Saint Remy paßte für ihn nicht. Der ganze Süden paßte nicht. Irgend-
wie hing die Krankheit mit dem Süden zusammen. Weg von hier und
so schnell wie möglich! Die Geschichte mit dem Süden war bankrott.
Theo hatte durch den Pere Pissarro eine Adresse erhalten, Auvers sur Oise,
nicht weit von Paris. Da wohnte ein Arzt, Doktor Gachet, der sich auf
solche Fälle verstand; Menschenfreund, Kunstfreund. Pissarro kannte ihn
persönlich. Der Mann war bereit. — Also hin zum Doktor Gachet! —
Vor der Reise als solcher brauchte man sich nicht zu fürchten. Von Theos
Idee, eine Begleitung zu schicken oder womöglich selbst zu kommen,
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Wieder der Anfall. Wieder bei einem Ausflug nach Arles. Er hatte die
Miete für die Bilderkammer zahlen wollen, hatte ein Bild mitgenommen,
eine Variante der Arlesienne, und war zwei Tage unterwegs geblieben.
Einen hatte er irgendwo besinnungslos gelegen. Das mitgenommene Bild
war verschwunden, und er erinnerte sich an nichts. Man brachte ihn nicht
ohne Schwierigkeiten in die Anstalt zurück. Eine sehr unabhängige Krank-
heit! Kümmerte sich um keinen Aufsatz, um keinen kleinen Bruyas, um
keine Arbeit, um keine Baumblüte, zerstörte immer wieder jede mühse-
lige Hoffnung. Nun war der dritte Frühling im Süden endgültig dahin.
Es dauerte diesmal wieder länger, fast zwei Monate, bis Ende April.
Wenigstens blieb solange das Malen verboten. Solange saß man, ohne
sich zu rühren, war genau wie die anderen. Zwei Monate war man Vieh.
Natürlich dauerte es nur, weil man es dauern ließ. Mit ein wenig Einsicht
und gutem Willen hätte man die Qual abkürzen können. Die dümmste
mechanische Arbeit wäre Wohltat gewesen. Gab es nicht in Paris oder
in Holland so ein Asyl wie das in Montevergues, wo man tischlern oder
schustern konnte? Dieses Stillsitzen nach dem Anfall, wo man alle Muße
hatte, über die Angelegenheit nachzudenken, mußte mit tödlicher Sicher-
heit zum nächsten Anfall führen, und so ging es weiter bis zur Hölle.
Doktor Peyron war gut. Auch die Schwestern waren vorzüglich. Aber
Saint Remy paßte für ihn nicht. Der ganze Süden paßte nicht. Irgend-
wie hing die Krankheit mit dem Süden zusammen. Weg von hier und
so schnell wie möglich! Die Geschichte mit dem Süden war bankrott.
Theo hatte durch den Pere Pissarro eine Adresse erhalten, Auvers sur Oise,
nicht weit von Paris. Da wohnte ein Arzt, Doktor Gachet, der sich auf
solche Fälle verstand; Menschenfreund, Kunstfreund. Pissarro kannte ihn
persönlich. Der Mann war bereit. — Also hin zum Doktor Gachet! —
Vor der Reise als solcher brauchte man sich nicht zu fürchten. Von Theos
Idee, eine Begleitung zu schicken oder womöglich selbst zu kommen,
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