Brr letzteIcTerfud)
gewohnt, ließen ihn die Staffelei hinstellen, wo er wollte, und sahen nicht
hin. Diese großen Strohdächer auf niedrigen Mauern, eingeschachtelt in
kleine winklige Gärten gaben ganz neue Motive. Die Details rückten nä-
her zusammen als im Süden, waren ärmer an Farbe, reicher an Ton. Man
mußte die Striche mehr Zusammenhalten und für das Barock engere Struk-
turen suchen. Man sammelte sich in kleinen Formaten. Es gab hier nicht
den starken Kontrast zwischen Blau und Gelb, noch flammende Himmel,
dafür saftige Mischtöne, häuslichere Töne, Farben, die weniger von wei-
tem anzogen, aber größere Tiefe erlaubten und länger festhielten. Man
kam der Heimat näher. Die träumerische Verschwiegenheit holländischer
Dörfer wurde mit wachen Sinnen gegeben. Jongkind hatte den gehauch-
ten Ton der alten Holländer durch seine gerade gerichteten Striche er-
setzt, aber hatte die Tiefe der Alten verloren, war flächig geworden. Nun
galt es, die Farbe zu erhöhen, die Energie zu vergrößern, die Vereinfa-
chung unverhältnismäßig weiter zu treiben und trotzdem in die Tiefe zu
dringen. Der gekrümmte Strich kerbte sich tief in die Materie ein. Man-
nigfaltige Kurven, vom kleinsten Radius bis zur züngelnden Arabeske
gaben mit ihren verschiedenen Helligkeiten das Vorn und Hinten der Pläne,
und wo sich eine Gerade aus den Kurven löste, wirkte sie zehnfach. Das
gab ein ungleich reicheres System, als das des Jongkind und seiner Nach-
folger. Mehr eine Struktur wie Aart van der Neer und van Goyen, nur
war aus ihrer bescheidenen Vegetation inzwischen Urwald geworden. Das
verdankte man alles nur dem Norden, weil man nicht gegen den Mistral
zu kämpfen hatte und gegen alle andere Teufelei, die mit dem Mistral
zusammenhing. Ganz sicher gehörte der Nordländer in den Norden.
Über jedes neue Bild brach der zwirbelige Doktor in Entzücken aus. Un-
möglich, über dieses oder jenes Stück sachlich zu sprechen. Es gab keine
Mängel, nicht einmal leere Stellen. Zeigte man ihm eine, wurde er außer
sich, schalt den Maler kleinlich. Ein Undankbarer, unwert der begnade-
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gewohnt, ließen ihn die Staffelei hinstellen, wo er wollte, und sahen nicht
hin. Diese großen Strohdächer auf niedrigen Mauern, eingeschachtelt in
kleine winklige Gärten gaben ganz neue Motive. Die Details rückten nä-
her zusammen als im Süden, waren ärmer an Farbe, reicher an Ton. Man
mußte die Striche mehr Zusammenhalten und für das Barock engere Struk-
turen suchen. Man sammelte sich in kleinen Formaten. Es gab hier nicht
den starken Kontrast zwischen Blau und Gelb, noch flammende Himmel,
dafür saftige Mischtöne, häuslichere Töne, Farben, die weniger von wei-
tem anzogen, aber größere Tiefe erlaubten und länger festhielten. Man
kam der Heimat näher. Die träumerische Verschwiegenheit holländischer
Dörfer wurde mit wachen Sinnen gegeben. Jongkind hatte den gehauch-
ten Ton der alten Holländer durch seine gerade gerichteten Striche er-
setzt, aber hatte die Tiefe der Alten verloren, war flächig geworden. Nun
galt es, die Farbe zu erhöhen, die Energie zu vergrößern, die Vereinfa-
chung unverhältnismäßig weiter zu treiben und trotzdem in die Tiefe zu
dringen. Der gekrümmte Strich kerbte sich tief in die Materie ein. Man-
nigfaltige Kurven, vom kleinsten Radius bis zur züngelnden Arabeske
gaben mit ihren verschiedenen Helligkeiten das Vorn und Hinten der Pläne,
und wo sich eine Gerade aus den Kurven löste, wirkte sie zehnfach. Das
gab ein ungleich reicheres System, als das des Jongkind und seiner Nach-
folger. Mehr eine Struktur wie Aart van der Neer und van Goyen, nur
war aus ihrer bescheidenen Vegetation inzwischen Urwald geworden. Das
verdankte man alles nur dem Norden, weil man nicht gegen den Mistral
zu kämpfen hatte und gegen alle andere Teufelei, die mit dem Mistral
zusammenhing. Ganz sicher gehörte der Nordländer in den Norden.
Über jedes neue Bild brach der zwirbelige Doktor in Entzücken aus. Un-
möglich, über dieses oder jenes Stück sachlich zu sprechen. Es gab keine
Mängel, nicht einmal leere Stellen. Zeigte man ihm eine, wurde er außer
sich, schalt den Maler kleinlich. Ein Undankbarer, unwert der begnade-
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