Stoff, mit dem alles zu machen war, glänzendes Handwerk und einen Stützpunkt auf fefter Erde,
von wo man überallhin, auch ins Elyfium gelangen konnte. Unnütz darüber zu klagen, daß nicht
der Geifl Delacroix, fondern der Körper Courbet die Mutter der Modernen wurde. Säuglinge be-
dürfen rein materieller Hilfen. Die Milch, die Courbet aus hundert Brüllen {Irömen ließ, hätte kein
anderer dem Kind der neuen Zeit gereicht. Man fängt mit Courbet an und endet mit Delacroix und
Pouflin. Die Nachfolger, denen der derbe Beginn die notwendige Folge verbaut hat, es find ihrer
nicht wenige, denen hätte ein anderer Lehrmeifler vermutlich auch nicht geholfen.
Immens war fein Einfluß.Wie alles, was von ihm kommt, ging er in die Breite, beackerte das Ge-
lände nahezu der ganzen Künfllergeneration Europas, die um 1860 begann.Um diefe Zeit hängen
Manet, Renoir, Cezanne, Piflarro, Sisley, Monet und viele andere eng mit ihm zufammen.Was fie
anzog, war die unmittelbare Übernahme der Natur ohne alle außerhalb des Spontanen liegenden
Vorausfetzungen,die Naturftudie,die mit großen Flächen und unzweideutigen Pinfelflrichen den
perfönlichen Eindruck überträgt. Bei den Landfehaftern teilt lieh anfangs Courbet mit Corot in
den Einfluß, der denkbar glücklichfleVerein,in dem Corot den weiblichenTeil darftellt, eine Lyrik,
die der Kunft alle die milderen Reize zu erhalten fucht, über die Courbet hinweggeht. Poefie und
Rationalismus kämpfen um die befle Jugend, die je den Pinfel hielt.
Solange der Kampf unentfehieden ift, eine kurze glückliche Spanne, die bis in die fiebziger Jahre
reicht, klingen die Landfchaften der Monet und Piflarro wie Gedichte, und Frankreich zeigt zum
letztenmal das lieblichfle Gefleht feiner Kunft. CourbetsWirkfamkeit ift aktueller und gewinnt
fpäter in der Richtung des Monet um 18 8oausfchließliche Rechte. Nur Renoir erkämpft fich immer
wieder nach großen Intervallen die Lyrik Corots, und fie gibt feiner letzten und fchönften Periode
den unvergänglichen Zauber. Piflarro, derÄltefte begann, als er 1855 im Jahre der Courbet-Aus-
ftellung am Pont de l’Alma 25 Jahre alt nach Paris kam, die Reihe und zog dann Monet und Sisley
mit. Damals ftandCorot ihnen allen viel näher,und Courbet fügte derLyrik lediglich eine derbere
Nuance hinzu. Erft mit Manet kommt der Einfluß Courbets auf die ganze Generation zur ent-
fcheidenden Geltung. Manets „Nymphe surprise“ aus 1861 ift der zaghafte Niederfchlag derbreiten
Fleifchmalerei Courbets,und im „Dejeuner sur l’herbe“ wird daraus ein neues Pathos,zu dem die
von Courbet vermittelte Beziehung zu Spanien denTon gibt. Aus diefer Beziehung gewinnt Manet
gleichzeitig dieWiderftände gegen die Modellierung Courbets. Courbet aber bewahrt die neue
flächige Malerei des Schöpfers der Olympia vor der Auflöfung ins Ornamentale. Seine unbändige
Natur ftabilifiert die flüchtige Impreflion. Noch in fpäten Figurenbildern Manets, wie dem „Paar
im Gewächshaus“ in der Nationalgalerie, ja auch in dem „Löwen jäger“ ift der robufte Beitrag des
Meifters von Omans unverkennbar. Cezannes fch warze Stilleben der Frühzeit gehören in diefelbe
Richtung. In den fchwarzen Figurenbildern fcheinen fich Courbets Fragmente zu zyklopenhaften
Rhythmen zu ordnen. Am auffälligften zeigt der junge Renoir den Einfluß. Alle Frühbilder, wie
das „Cabaret“, die „Diane chasseresse“, der,,Cirkus mit dem Clown“ ufw.,auch noch der „Knabe
mitderKatze“,in derSammlungArnhold,findStücke derWeltCourbetsin corothafter Atmosphäre.
Die frühen Stilleben bei Liebermann und in der Sammlung Biermann in Bremen könnten faft von
Courbet figniert fein. Auch die wechfelvolle weitere Laufbahn Renoirs weift auf ein ähnliches
Gefchick. Die immer wieder auftauchende Tendenz, das Plaftifche zu erhalten, von Manet und im
höheren Sinne von Delacroix nie vollftändig neutralifiert, bildet auf einem farbigeren Feld die
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von wo man überallhin, auch ins Elyfium gelangen konnte. Unnütz darüber zu klagen, daß nicht
der Geifl Delacroix, fondern der Körper Courbet die Mutter der Modernen wurde. Säuglinge be-
dürfen rein materieller Hilfen. Die Milch, die Courbet aus hundert Brüllen {Irömen ließ, hätte kein
anderer dem Kind der neuen Zeit gereicht. Man fängt mit Courbet an und endet mit Delacroix und
Pouflin. Die Nachfolger, denen der derbe Beginn die notwendige Folge verbaut hat, es find ihrer
nicht wenige, denen hätte ein anderer Lehrmeifler vermutlich auch nicht geholfen.
Immens war fein Einfluß.Wie alles, was von ihm kommt, ging er in die Breite, beackerte das Ge-
lände nahezu der ganzen Künfllergeneration Europas, die um 1860 begann.Um diefe Zeit hängen
Manet, Renoir, Cezanne, Piflarro, Sisley, Monet und viele andere eng mit ihm zufammen.Was fie
anzog, war die unmittelbare Übernahme der Natur ohne alle außerhalb des Spontanen liegenden
Vorausfetzungen,die Naturftudie,die mit großen Flächen und unzweideutigen Pinfelflrichen den
perfönlichen Eindruck überträgt. Bei den Landfehaftern teilt lieh anfangs Courbet mit Corot in
den Einfluß, der denkbar glücklichfleVerein,in dem Corot den weiblichenTeil darftellt, eine Lyrik,
die der Kunft alle die milderen Reize zu erhalten fucht, über die Courbet hinweggeht. Poefie und
Rationalismus kämpfen um die befle Jugend, die je den Pinfel hielt.
Solange der Kampf unentfehieden ift, eine kurze glückliche Spanne, die bis in die fiebziger Jahre
reicht, klingen die Landfchaften der Monet und Piflarro wie Gedichte, und Frankreich zeigt zum
letztenmal das lieblichfle Gefleht feiner Kunft. CourbetsWirkfamkeit ift aktueller und gewinnt
fpäter in der Richtung des Monet um 18 8oausfchließliche Rechte. Nur Renoir erkämpft fich immer
wieder nach großen Intervallen die Lyrik Corots, und fie gibt feiner letzten und fchönften Periode
den unvergänglichen Zauber. Piflarro, derÄltefte begann, als er 1855 im Jahre der Courbet-Aus-
ftellung am Pont de l’Alma 25 Jahre alt nach Paris kam, die Reihe und zog dann Monet und Sisley
mit. Damals ftandCorot ihnen allen viel näher,und Courbet fügte derLyrik lediglich eine derbere
Nuance hinzu. Erft mit Manet kommt der Einfluß Courbets auf die ganze Generation zur ent-
fcheidenden Geltung. Manets „Nymphe surprise“ aus 1861 ift der zaghafte Niederfchlag derbreiten
Fleifchmalerei Courbets,und im „Dejeuner sur l’herbe“ wird daraus ein neues Pathos,zu dem die
von Courbet vermittelte Beziehung zu Spanien denTon gibt. Aus diefer Beziehung gewinnt Manet
gleichzeitig dieWiderftände gegen die Modellierung Courbets. Courbet aber bewahrt die neue
flächige Malerei des Schöpfers der Olympia vor der Auflöfung ins Ornamentale. Seine unbändige
Natur ftabilifiert die flüchtige Impreflion. Noch in fpäten Figurenbildern Manets, wie dem „Paar
im Gewächshaus“ in der Nationalgalerie, ja auch in dem „Löwen jäger“ ift der robufte Beitrag des
Meifters von Omans unverkennbar. Cezannes fch warze Stilleben der Frühzeit gehören in diefelbe
Richtung. In den fchwarzen Figurenbildern fcheinen fich Courbets Fragmente zu zyklopenhaften
Rhythmen zu ordnen. Am auffälligften zeigt der junge Renoir den Einfluß. Alle Frühbilder, wie
das „Cabaret“, die „Diane chasseresse“, der,,Cirkus mit dem Clown“ ufw.,auch noch der „Knabe
mitderKatze“,in derSammlungArnhold,findStücke derWeltCourbetsin corothafter Atmosphäre.
Die frühen Stilleben bei Liebermann und in der Sammlung Biermann in Bremen könnten faft von
Courbet figniert fein. Auch die wechfelvolle weitere Laufbahn Renoirs weift auf ein ähnliches
Gefchick. Die immer wieder auftauchende Tendenz, das Plaftifche zu erhalten, von Manet und im
höheren Sinne von Delacroix nie vollftändig neutralifiert, bildet auf einem farbigeren Feld die
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