glatt, tat ihn weg nach rechts und nahm einen neuen.
Vor sich hatte er eine lange Liste mit Rubriken,
russisch überdruckt. Wiederholt fragte er wegen
der Stiefel und schrieb dann jedesmal weiter. Auf
einmal begann es in dem Zimmer pestilenzialisch zu
riechen, und der Gestank erinnerte mich an etwas.
Er kam von meinen Stiefeln her, hing natürlich mit
dem Boden, auf dem ich geschliddert hatte, zu-
sammen. Es war sehr peinlich. Der Bursche kam,
erhielt die Stiefel und wickelte mir eine warme
Decke um die Füße. Es war peinlich aber eine Wohl-
tat. Ewig hätte ich das grüne Glas des Lampen-
schirms anblicken können. Nichts tut den Augen
wohler als grünes Glas mit Messing. Nichts war
besser als dieser Offizier mit der Warze. Nichts
dümmer als ich, der es ihm nicht einmal sagen konnte.
Als er aber das Bündel fertig hatte, nahm ich einen
Anlauf. Er war sehr freundlich. Ich sei offenbar
irrtümlich in die Fünfzehn gekommen. Ein regret-
tabler Irrtum.
,,Bitte schön!“ erwiderte ich. Es sei hier wunder-
schön.
Die Fünfzehn, meinte er bedächtig, sei nämlich
gar nicht für Kriegsgefangene bestimmt. In der
Fünfzehn seien vor kurzem zwei Verbrecher an
Cholera gestorben. Er wäre schon eher gekommen,
wenn er es gewußt hätte, aber man habe ihm soeben
erst die Zettel der heute Angekommenen geschickt.
Dieser Teil der Festung mit den Kasematten sei
noch von Napoleon gebaut. Da das Sofa sehr breit
sei, könne ich hinter ihm schlafen. A la guerre
comme ä la guerre.
39
Vor sich hatte er eine lange Liste mit Rubriken,
russisch überdruckt. Wiederholt fragte er wegen
der Stiefel und schrieb dann jedesmal weiter. Auf
einmal begann es in dem Zimmer pestilenzialisch zu
riechen, und der Gestank erinnerte mich an etwas.
Er kam von meinen Stiefeln her, hing natürlich mit
dem Boden, auf dem ich geschliddert hatte, zu-
sammen. Es war sehr peinlich. Der Bursche kam,
erhielt die Stiefel und wickelte mir eine warme
Decke um die Füße. Es war peinlich aber eine Wohl-
tat. Ewig hätte ich das grüne Glas des Lampen-
schirms anblicken können. Nichts tut den Augen
wohler als grünes Glas mit Messing. Nichts war
besser als dieser Offizier mit der Warze. Nichts
dümmer als ich, der es ihm nicht einmal sagen konnte.
Als er aber das Bündel fertig hatte, nahm ich einen
Anlauf. Er war sehr freundlich. Ich sei offenbar
irrtümlich in die Fünfzehn gekommen. Ein regret-
tabler Irrtum.
,,Bitte schön!“ erwiderte ich. Es sei hier wunder-
schön.
Die Fünfzehn, meinte er bedächtig, sei nämlich
gar nicht für Kriegsgefangene bestimmt. In der
Fünfzehn seien vor kurzem zwei Verbrecher an
Cholera gestorben. Er wäre schon eher gekommen,
wenn er es gewußt hätte, aber man habe ihm soeben
erst die Zettel der heute Angekommenen geschickt.
Dieser Teil der Festung mit den Kasematten sei
noch von Napoleon gebaut. Da das Sofa sehr breit
sei, könne ich hinter ihm schlafen. A la guerre
comme ä la guerre.
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