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Meier-Graefe, Julius
Die weisse Strasse — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.30357#0068
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die drei Stellvertreter. Ich fehlte. Folglich fuhr ich
per nefas mit.

Das sei sehr leicht möglich.

Ich sollte vielleicht gar nicht nach Moskau, sondern
ganz wo andershin, z. B. nach Petersburg. Deshalb
war auch Rentsch zurückgeblieben.

Gewiß, das könne man gar nicht wissen.

Remken hörte sich meine Geschichte an. Er werde
morgen früh ein Telegramm an die Warschauer
Kommandantur senden und Antwort nach einer
Station verlangen, die in drei Tagen erreicht werden
sollte. Eher kam die Antwort doch nicht, er kannte
die Kommandantur.

Die Sache war aufregend. So eine Bummelei konnte
zu den schönsten Komplikationen führen.

Remken schlug mit seiner dicklichen Hand einen
Halbkreis in die Luft. Es war sein Achsenzucken. —
Dergleichen komme vor. Vielleicht figurierte ich
überhaupt auf keiner Liste und galt fiir das russische
Reich als nicht vorhanden. Überhaupt die Listen! —
Wieder kam der gefingerte Halbkreis. — Auf solche
Weise waren nach dem japanischen Krieg Gefangene
noch drei Jahre in Sibirien geblieben. Womöglich
saß heute noch ein Japaner irgendwo in einem
östlichen Gouvernement und wartete. Im Grunde
mußte man sich wundern, wenn überhaupt etwas
seinen rechten Gang ging. So ein Land, so groß
wie die halbe Welt, das sollten Beamte verwalten.
Eine Stadt konnte man so verwalten, jedes euro-
päische Land, aber Rußland! Die halbe Erde! Er
zog den Kopf in die Schulter und wurde ganz klein.

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