Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meier-Graefe, Julius
Die weisse Strasse — Berlin, 1930

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30357#0071
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
es etwa England, wo alles auf der Plutokratie stand ?
War es Frankreich, wo man bereits alle Regimes
durchgepeitscht hatte? Bitte!

Remken stimmte zu. Nein, England konnte den
Verlust des Krieges nicht ertragen, und Frankreich
schon gar nicht.

Und ob etwa Frankreich oder England zum Besten
der Welt der Sieg zu wünschen sei ?

Darüber habe er noch nicht nachgedacht, sagte
Remken. Wahrscheinlich denke man darüber in
den verschiedenen Ländern verschieden.

Nun gut, davon abgesehen. Aber es war wohl
keine Frage, daß nur ein einziges Land die Nieder-
lage zu ertragen vermochte, ohne in seinem inneren
Gefüge gefährdet zu werden.

Remken nickte. Das glaube er auch. Rußland
werde die Niederlage genau so ertragen wie den
Verlust des japanischen Krieges. Es werde sogar
durch die Niederlage besser werden. Im Grunde sei
es Rußland ganz gleich, ob es verlor oder nicht.
Es werde auch den folgenden Krieg verlieren. Und
das sei ganz gut so.

Nun, für uns war es dann auch ganz gut so, sagte
ich mit der denkbar albernsten Plumpheit.

Er nickte. Für Deutschland war es vielleicht
auch ganz gut. Aber ob wir uns jetzt nicht nieder-
legen wollten.

Er bot mir eine seiner Decken an. Ich fand es
warm genug. Er legte sich ein weißbezogenes Kissen
zurecht, setzte sich ein Käppchen auf, streckte sich
langsam auf die Bank.

Ich hätte gern noch weiter geredet, vor allem,

S7
 
Annotationen