Meier-Graefe, Julius: Die weisse Strasse (Berlin, 1930)

Am Nachmittag des fünften Tages kamen wir ans
Ziel. Von Moskau war nichts zu sehen. Der Zug
wurde noch vor der Stadt auf eine Art Ringbahn
überführt und kam nach der Station Ugrieskaja,
der Sammelstelle der Kriegsgefangenen.

Es regnete. Der Schnee war schwarz wie vom
vorigen Jahre. Man sah die Sammelstelle vom
Zuge aus. Ein Holzzaun umgab einen Komplex
von modernen pavillonartigen Gebäuden. Ein
junger russischer Einjähriger in hohen Reitstiefeln
aus Lack mit schönen Sporen ersuchte uns in
fließendem Deutsch, zu warten, bis die Mannschaft
ausgeladen sei. Wenn es uns opportuner scheine,
die Nacht noch im Wagen zu bleiben, stehe dem
nichts im Wege. Er riet dazu, denn drüben sei es
nicht schön.

Da aber die Pavillons von weiten sehr gefällig
aussahen und jedenfalls etwas anderes waren, kamen
wir überein, uns hinüberführen zu lassen, und machten
unser Gepäck.

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