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Meier-Graefe, Julius
Die weisse Strasse — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.30357#0255
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An einer Station erwischen wir die letzten Tele-
gramme. Kuchlaff übersetzt. Italien verlangt
Triest und den Trentino, und Österreich hat die
Forderung abgelehnt. Die Kriegserklärung steht
bevor.

,,Die Schweine!" sagt General Huntermann langsam
und leise.

Sie habe schon oft bevorgestanden, meint Bruck.
,,Wenn sie aber mal kommt,“ sagt Bernstorff,
,,können wir nach Hause gehen, das heißt die
Anderen! Wir können dann erst recht nicht nach
Hause gehen.“

Bruck hebt das Profil: „Lieber Richard, du möchtest
immer nach Hause gehen.“

,,Lieber Hugo, enormement! So lieb mir die Gesell-
schaft der Herren ist, ich würde sofort nach Wien
fahren, sogar in die dritte Klasse.“

Darauf erkundigt er sich bei mir, ob Bülow für
Rom der richtige Mann sei.

Callista hat eine Eisenbahnkarte mit Udinsk.
„Dieses Udinsk,“ sagt Bernstorff nach einem Bhck
auf die Karte, ,,muß fürchterlich sein.“

„Warum ?“

„Es steht unter die schwarze Eisenbahnlinie. Omsk
war schon fürchterhch und steht über die Linie.“

Ich mache eine Wette um fünf Rubel, daß Udinsk
unverhältnismäßig besser als Omsk ist, mindestens
noch einmal so gut. Bruck soll entscheiden.

Die Wette kam am nächsten Tag zum Austrag.
Wir mußten sehr früh, noch vor vier, heraus und
waren darauf nicht vorbereitet. Die Eisenbahn-
idylle ging mit Blitz und Donner zu Ende. General

l6 Meier-Graefe, Die Weiße Straße.

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