Meier-Graefe, Julius: Die weisse Strasse (Berlin, 1930)

kann man nicht leben. Er hat mir in der Ugrieskaja,
nachher in der Krepost geholfen. Er hat mich nicht
abgehalten, in dem komfortablen Mokrow wie ein
räudiger Hund zu vegetieren und nachher immer
wieder die Welt aus der Perspektive eines in Spiritus
hängenden Kadavers zu sehen.

Wenn ich dir das beibringen könnte! jp’! Wer weiß,
wo alles Nein sagt, machst du es aus Widerspruch
vielleicht einmal umgekehrt. Laß gut sein, wir sind
noch nicht zu Ende! Noch lange nicht! So gut wie
ich, abgebrüht, wie ich bin, vollgesogen von Scheuß-
hchkeiten, noch so denke, können andere ebenso
VoUgesogene ebenso denken. Dieser Junge und ich
sind doch nicht die einzigen. Laß gut sein! Alles
mögliche ist faul, oberfaul, noch viel fauler als es
scheint, womöglich noch gar nicht faul genug, aber
man wird sich durchfaulen. Jenseits hegt ein neuer
Raum. Halleluja!

Denke dir, ich sehe dich wieder. Für mich bedeutet
das allerlei. Du ahnst nicht, wie mich diese Blindheit
gequält hat und wie gemein ich mich fand, wenn
es mich nicht quälte. Das bestätigte den ganzen
Bankrott, war das Siegel unter der Proklamation.
Wohl sehe ich dich nicht, wie ich vorher gewünscht
habe. So geht es immer, wenn man sich festrennt.
An der einen Stelle stößt man sich den Kopf ein,
während es an einer anderen ganz leicht geht. Wozu
denn körperliches Sehen, wenn man weiter nichts
damit anfängt ? Ich sehe dich nicht, wie ich Leute
von frtiher sehe, aber ich spreche mit dir. Es fäht mir
nicht ein, nach deiner Stimme oder deinem Gesicht
zu suchen, weil ich dessen gar nicht bedarf, weü

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