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Meier-Graefe, Julius
Die weisse Strasse — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.30357#0327
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Von Visitieren war keine Rede. Der Konvoi kam
mit.

Sofort auf den Bahnhof! — Walch machte große
Augen. Sofort auf den Bahnhof! wiederholte ich
und sprach leise, obgleich kein Mensch in der Nähe
war. Die paar Stunden konnte ich ebenso gut auf
dem Bahnhof warten. Walch wollte aber noch einen
Strick für die Körbe holen. Unsinn! Nur schleunigst!
Jetzt war alles beim Essen. Adieu!

Als ich schon neben dem Konvoi im Wagen saß,
kam ein österreichischer Leutnant gelaufen und
winkte, der nette Kapellmeister aus dem Parterre.
Wenn wir beim Bridge waren, hatte er die Erlaubnis,
in unserem Zimmer an meinem Tischchen Noten zu
schreiben. Er brachte mir ein Reclamheft für die
Reise, Kleists ,,Amphitryon". Ich nickte. Da ich
den Tisch Bruck vermacht hatte, konnte er ihn weiter
benutzen. Ich nickte, ohne den Mund aufzutun.
,,Alle grüßen!" rief er mir nach. Der Gaul hatte
fhnke Beine. Walch trabte neben dem Wagen her.
Ich sah nicht hin, saß wie eine Puppe. Bei der zweiten
Lawka blieb er zurück. Vor der Senkung der Straße
drehte ich mich schnell einmal um. Da der Wagen
mit dem einen Rad über einen beschneiten Ziegel-
haufen fuhr, fiel die Seufzerallee in Stücke.

in Waggon dritter Klasse von Wladiwostok. Wie

Jl_j gewöhnlich sorgt ein Mensch für die Reinigung,

und wenn er kehrt, hebt alles die Beine hoch. Fünf
Minuten darauf ist es wieder voll. So ein Waggon
ist Rußland. Kein Wunder, daß sie geschlagen
werden. Der Schnee liegt meterhoch.

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