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collection zösischen Toiletteausstellung bildet die Collection

^JrJrfL de la Couture, an der sich etwa 20 der ersten
cou ruKt

Pariser Firmen beteiligten. Diese Sammelausstellung
hat in einem besonderen Spiegelhause der Halle
Platz gefunden. Obergossen von einem Meer elek-
trischen Lichts leuchten darin die herrlichsten Seide-
und Samtroben, die Flitter- und Perlendekorationen.
Kein Wunder, dass jede der Firmen in dieser engsten
Konkurrenz bestrebt war, ihre Schneiderkünste und
Eigenart aufs deutlichste zu illustrieren. Von einer
Mode kann man nach diesem bunten Bilde nicht
mehr reden, zumal die Firmen fast ausschliesslich
Gesellschaftsroben ausgestellt haben — es sind leider
nur sehr wenige Strassenkostüme auf der Ausstellung
zu sehen. Unter den zahlreichen Salontoiletten wird
man so ziemlich alle „Stile" finden können, und
wenn diese Thatsache zu konstatieren einen Wert
hat, dann sei bemerkt, dass als bevorzugte Mode
zum Jahrhundertwechsel „Empire" gewählt wurde.
Leider sieht man nur sehr wenige der neuesten
Lyoner Stoffe verarbeitet, die dem Schneider weniger
grosse Aufgaben stellen, da er in. erster Linie das
Muster hübsch sichtbar, also ganze Bahnen glatt
lassen muss. Dagegen sind einfache Seidenstoffe in
verschwenderischer Weise in den Ateliers mit Hand-
stickereien, grossartigen Spitzen, Flitterbesatz und

anderen Passementerien zu ausserordentlich wert-
vollen Kleidern verarbeitet worden, auch Tüllroben
sind in grosser Zahl und mannigfaltiger Machart zu
sehen. Letztere sind vor allem eine Spezialität des
bekannten Hauses Doucet, mit Paquin hauptsäch-
lichster „lanceur de nouvelles modes"; daher pflegen
die Pariserinnen bei Doucet, der gern Spitzen, Musse-
lin und Liberty-Stoffe verwendet, ihre „flou"-Kleider
zu bestellen; auch Callot Soeurs, bevorzugt in
„robes d'interieur", „deshabillees" und „soirees", zeigen
einige hübsche Tüllarrangements, so ein leichtes
weisses Empirekostüm, das ein gelbseidenes durch-
schimmern lässt; grosse goldene Sonnenblumen
bilden die wertvolle Dekoration. Paquin stellt eine
der imposantesten Roben aus, ein weisses Atlaskostüm
mit leichten, sehr kostbaren Valenciennesspitzen
garniert und mit feinstem Goldflitter ornamentiert;
ein von den Schultern herabfallender blauer Cour-
mantel bildet die Schleppe, deren Goldfiligranstickerei
ein Meisterwerk zu nennen ist. Raudnitz, der haupt-
sächlich wegen seiner Strassenkleider, auch seiner
„robes de style", berühmt ist, hat natürlich hier eben-
falls ein prunkvolles Soireekleid ausgestellt: weisse
Seide, Rock mit breiter Plissee und prächtiger Ver-
zierung von Rosenguirlanden; auch Rouff, der
ähnliche Spezialitäten wie Raudnitz hat, zeigt eine
weissseidene Toilette mit langer, blau-
seidener, faltengelegter und mit gelbem
Tüll gefütterter Schleppe; die über und
f über mit Goldflitter und kleinen Brillanten-

i

imitationen benäht ist. Redfern
bringt eine Theaterrobe, rosa Seide
(Empire) mit grossartigem Behang
zur Schau; dieser Behang ist ein
wahres Gitterwerk von Perlen, Fili-
gran, grossen bunten Steinen und
Paillette; Worth tritt mit einem
Plüschmantel mit Besatz von Zobel-
pelz hervor; ferner imponiert er hier
mit einem kleinen Salon voll eleganter
Damen, und einer Strassen-
scene, deren Figuren nicht
allzu geschmackvoll gekleidet
sind. Die meisten der hier
vertretenen Firmen haben sich
ausserhalb der Spiegelhalle in
diesem Palast noch weitere
Ausstellungen eingerichtet, so
Raudnitz, der eine Reihe von
Modellen mit den gut nach-
geahmten Köpfen seiner
Atelierdamen zeigt; bemer-
kenswert ist bei ihm ein
griechisches Gewand, das eine

ROBEN VON DOUCET
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