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auffallende Pfirsichfarbe hat. Madame Paquin hat
sich selbst in Wachs nachahmen lassen und zeigt
sich so vor ihrem eigenen silbernen Toilettetisch
in glänzender Robe. Eine ganze Reihe von Figuren,
alle mit der so bekannt gewordenen üppigen Paquin-
büste, umgeben sie in grossen Toiletten. Sie hat
in ausgeprägtem Masse den Chic, den wir an der
Pariserin so sehr bewundern.

Die grösste Sonderausstellung in Toiletten hat
sich der Couturier Felix geleistet; er baute in der
palais du Nähe des Eiffelturmes ein »Palais du Costume",

COSTUME

Tüllgewande ziehen an uns vorüber, wir sehen die
hübsche Revolutionärin im schlichten weissen Battist-
kleide, dann Josephine von Beauharnais in der be-
rühmten Courrobe, die eine Million Francs kostete
und deren Nachahmung hier einen Wert von
50 000 Francs hat, bürgerliche Trachten aus den 30er
Jahren und schliesslich von 1855 an jedes Jahr in
einer markanten Tracht. Für die Apotheose von
1900 hat Felix einige seiner Atelierräume nachgeahmt,
in denen er auf Figuren und dazwischen wandelnden,
tadellos gewachsenen Repräsentantinnen seines Hauses

in dem er die Entwickelungsgeschichte des moder-
nen Frauenkostüms darstellte. Er hat seine Auf-
gabe in glänzender Weise gelöst, und sein hübscher
Renaissancepalast zählt zu den glücklichsten Attrak-
tionen der Weltausstellung. In einer Reihe von
historisch getreu und wirklich künstlerisch ausge-
führten „lebenden" Bildern zeigt uns Felix interessante
Scenen aus den hervorragendsten Luxusepochen, die
auf die Entwicklung der heutigen Mode von Ein-
fluss waren. Die Römerin, eine Kaiserin des alten
Byzanz, die Töchter des Mittelalters, die geputzten
Edelfräuleins der Ritterturniere, die in Brokatstoffe
und Spitzen gekleideten Patrizierinnen Venedigs, die
Töchter Ludwigs XIV., Marie Antoinette im duftigsten

AUSSTELLUNO VON PAQUIN

wahre Prachtstücke der neuesten Toilettekunst vor-
führt.

Wieder zurück in das Palais des Fils Tissus et DIE PARISER
Vetements, wo uns die grossen Warenhäuser Bon-QRossBAZARE
marche, Printemps, Louvre etc. staunen machen
über die Leistungsfähigkeit ihrer Schneiderinnen.
Bei genauerem Zusehen erkennt man freilich, dass
der grösste Teil der Effekte doch in der Hauptsache
den verwandten sehr teueren Stoffen zuzuschreiben
ist. Auf der Invaliden-Esplanade haben die Gross-
bazare besondere Bauten errichtet, in denen sie ihre
Möbel etc., aber auch weitere Toiletten, hübsche
Strassenkleider und wiederum grosse Prunkroben
ausstellen. Die Belle Jardiniere zeigt im Textilpalaste

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