Kap. 4. Die Kunst unter den übrigen römischen Kaisern. 203
Seiten rund abzuschliefsen. Mit diesen verschiedenen Formen
tles Gewölbebaues setzte man den Säulenbau in Verbindung.
Hierbei verloren allerdings die einzelnen Teile desselben viel-
fach ihre Bedeutung als tragende oder getragene Glieder und
wurden blofs dekorativ verwandt, aber man schuf auch so allein
tlie Möglichkeit, Gebäude herzustellen, die zugleich den Be-
dürfnissen der Zeit durch ihre Massenhaftigkeit entsprachen
und durch ihre Pracht imponierten.
VIERTES KAPITEL.
Die Kunst unter den übrigen römischen Kaisern.
Die Bedingungen für die Kunst blieben auch in der nächst-
folgenden Zeit wesentlich dieselben. Das Bedürfnis nach Kunst-
gegenständen steigerte sich nur und verallgemeinerte sich, je
mehr das Interesse für das Staatsleben schwinden mufste und je
mehr Rom Weltstadt wurde, so dafs alles dahin ziisammenflofs,
was durch Reichtum oder Talent sich auszeichnete. Umge-
kehrt ging natürlich auch von Rom aus viel Anregung hinaus
in die Provinzen, die nach Kräften an Pracht zu wetteifern
suchten. Aber es trat kein politisches Ereignis ein, welches
zu einem Wendepunkt für Leben und Kunst geworden wäre
und diese in neue Bahnen geleitet hätte; nur einige Kaiser
wufsten mehrmals eine Scheinblüte herbeizuführen, doch war
diese nie von langer Dauer. Ebensowenig lassen sich erheb-
liche Einwirkungen des erst langsam, dann rasch sich verbrei-
tenden Christentums spüren, das ja überhaupt nicht den Beruf
hatte, den Verfall der antiken Herrlichkeit aufzuhalten.
Taf. 28, Fig. 1 enthält zunächst einige Kaiserbüsten,
welche unter die besten der auf uns gekommenen grofsen
Anzahl gehören. Die erste a ist eine Büste des Augustus,
jetzt in München. Die Falten auf der Stirn lassen ihn älter
erscheinen als er in der vatikanischen Statue (Taf. 27, Fig. 8 i
dargestellt ist. Er trägt die sogenannte corona civica, die
Bürgerkrone aus Eichenlaub, welche die Errettung römischer
Bürger aus Gefahren bedeutete. Von den Kaisern erscheinen
besonders Augustus und Galba mit derselben geschmückt. —
Eigentümlich ist die zweite Büste b, welche den Claudius
(Kaiser 41—54 n. Chr.) vorstellt und sich in Madrid befindet.
Die Stephane auf seinem Haupte neben der Strahlenkrone und
der blitztragende Adler deuten auf die Vergötterung (Apotheose)
desselben hin. Unter der rechten Kralle des Adlers ist eine
Seiten rund abzuschliefsen. Mit diesen verschiedenen Formen
tles Gewölbebaues setzte man den Säulenbau in Verbindung.
Hierbei verloren allerdings die einzelnen Teile desselben viel-
fach ihre Bedeutung als tragende oder getragene Glieder und
wurden blofs dekorativ verwandt, aber man schuf auch so allein
tlie Möglichkeit, Gebäude herzustellen, die zugleich den Be-
dürfnissen der Zeit durch ihre Massenhaftigkeit entsprachen
und durch ihre Pracht imponierten.
VIERTES KAPITEL.
Die Kunst unter den übrigen römischen Kaisern.
Die Bedingungen für die Kunst blieben auch in der nächst-
folgenden Zeit wesentlich dieselben. Das Bedürfnis nach Kunst-
gegenständen steigerte sich nur und verallgemeinerte sich, je
mehr das Interesse für das Staatsleben schwinden mufste und je
mehr Rom Weltstadt wurde, so dafs alles dahin ziisammenflofs,
was durch Reichtum oder Talent sich auszeichnete. Umge-
kehrt ging natürlich auch von Rom aus viel Anregung hinaus
in die Provinzen, die nach Kräften an Pracht zu wetteifern
suchten. Aber es trat kein politisches Ereignis ein, welches
zu einem Wendepunkt für Leben und Kunst geworden wäre
und diese in neue Bahnen geleitet hätte; nur einige Kaiser
wufsten mehrmals eine Scheinblüte herbeizuführen, doch war
diese nie von langer Dauer. Ebensowenig lassen sich erheb-
liche Einwirkungen des erst langsam, dann rasch sich verbrei-
tenden Christentums spüren, das ja überhaupt nicht den Beruf
hatte, den Verfall der antiken Herrlichkeit aufzuhalten.
Taf. 28, Fig. 1 enthält zunächst einige Kaiserbüsten,
welche unter die besten der auf uns gekommenen grofsen
Anzahl gehören. Die erste a ist eine Büste des Augustus,
jetzt in München. Die Falten auf der Stirn lassen ihn älter
erscheinen als er in der vatikanischen Statue (Taf. 27, Fig. 8 i
dargestellt ist. Er trägt die sogenannte corona civica, die
Bürgerkrone aus Eichenlaub, welche die Errettung römischer
Bürger aus Gefahren bedeutete. Von den Kaisern erscheinen
besonders Augustus und Galba mit derselben geschmückt. —
Eigentümlich ist die zweite Büste b, welche den Claudius
(Kaiser 41—54 n. Chr.) vorstellt und sich in Madrid befindet.
Die Stephane auf seinem Haupte neben der Strahlenkrone und
der blitztragende Adler deuten auf die Vergötterung (Apotheose)
desselben hin. Unter der rechten Kralle des Adlers ist eine