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Mengs, Anton Raphael; Schilling, Gustav [Editor]
Anton Raphael Mengs' Sämmtliche hinterlassene Schriften (Band 1) — 1843

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6323#0082
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— 66 —

sind, d. h. wenn man schon damals nicht die Absicht hatte,

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sie für älter auszugeben, als sie wirklich sind, so müsste man
nothwendig behaupten, dass die Malerei in Athen viel später
geblüht habe; oder dass die Unwissenden sich nicht geschämt
haben, ihre Namen auf die Werke zu setzen, oder dass sie
von einem gewissen reichen Dilettanten herrührten, der nicht
nöthig hatte, mehr davon zu verstellen, oder dass sie endlich
beim Unterricht in der Geschichte der Malerei zu gar nichts
gebracht weiden können.

Doch kehren wir zu unsern Betrachtungen zurück. Weil
man bei den Autoren nichts Gewisses über den Ursprung der
Malerei antrifft, so muss man glauben, dass sie mit dem ein-
fachsten Umriss anfing, worauf dann das Inwendige mit einer
einzigen Farbe, die dem abzubildenden Gegenstand so nahe als
möglich kam, ausgefüllt wurde. Einige herkulanische Malereien,
die nach ägyptischen Dingen gemacht sind, bestärken diese
Ansicht. Ich will damit nicht bohaupten, dass diese wirkli' h
aus jener Zeit herrühren, ich glaube nur, dass man damals dem
alten Geschmack nachgeahmt habe, um sie für wirklich ägypti-
sche Dinge auszugeben. Auf eben diese Art, nur mit geringem
Unterschied, hat die neuere Malerei ihren Ursprung genommen,
wie ich später zeigen werde; auch die Chinesen haben so an-
gefangen, und wie dies Volk in keiner Sache vorwärts schreitet,
so ist es auch jetzt noch nicht viel weiter darin gekommen.

Es ist wahrscheinlich, dass dieser Zustand der Kindheit
der Malerei in Griechenland (wenn er ja hier zu suchen ist)
nicht lange gedauert habe. Plinius, der alle altern Autoren
sorgfältig benutzte, gibt uns, obgleich er nur zufälliger Weise
von den Farben spricht, einen Begriff von dem, was die Co-
loristen gewesen sind, ehe die Monogramme existirten; und da
ich annehme, da^s er vorzugsweise von den Griechen redet, so
kann man nicht ohne Grund muthmassen, diese Nation habe
die erste Manier bald verlassen und angefangen, sich des Hell-
dunkels zu bedienen, auch Monogramme gemacht, nach und
nach verschiedene Farben hinzugefügt, und mit dem philosophi-
schen Geist, der in ihrer Bildhauerkunst sichtbar ist, stufen-
weise die Malerei zum höchsten Gipfel der Vollkommenheit

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gebracht. Polygnotos, der um die Zeiten des Phydias
 
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